Halbe Katoffln und ihre Geschichten
Die halben Kartoffeln: Das sind Deutsche, die nicht-deutsche Wurzeln haben. Im „Halbe Katoffl Podcast“ schildern sie ihre persönlichen Geschichten und sprechen über die Erfahrungen, die sie mit dem Leben zwischen zwei Kulturen gemacht haben. Diese sind meist bereichernd, nur selten fühlen sich die Gesprächspartner eingeschränkt. Natürlich geht es in dem Gesprächspodcast auch um Stereotype, Ausgrenzung und Fragen der Integration – politisch will er aber nicht sein. Vielmehr geht es um humorvolle Anekdoten aus dem Leben.
Der „Halbe Katoffl Podcast“ ist in der Kategorie Kultur und Unterhaltung für den Grimme Online Award 2018 nominiert. Der Gründer und Moderator des Podcasts Frank Joung ist Journalist aus Berlin und spricht im Interview über seine koreanischen Wurzeln, Vorurteile und die Wichtigkeit von guten Gesprächen.
Wie kam die Idee, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen?
Ich bin selbst Journalist und Schreiber und wollte schon lange etwas zum Thema „Menschen mit Migrationshintergrund“ machen. Und da ich privat gerne Podcasts höre, habe ich mir gedacht, man könne diese beiden Dinge miteinander verbinden.
Inwieweit spielt Ihre eigene Migrationsgeschichte eine Rolle den Gesprächen?
Die spielt eine große Rolle. Ich habe das Gefühl, dass ich – aufgrund meines Migrationshintergrunds – einen anderen Zugang zu den Menschen habe und ihre Perspektive vielleicht ein bisschen besser verstehe. Ich denke, dass dadurch schon ein Grundverständnis da ist – also ich hoffe zumindest, dass ich da andere Fragen stelle und eine neue Perspektive auf das Thema habe.
Wie finden Sie Ihre Gesprächspartner, beziehungsweise wie wählen Sie diese aus?
Ich kenne einfach ziemlich viele Menschen mit Migrationshintergrund, die auch wieder welche kennen und so weiter. Also das Finden von Gesprächspartnern ist relativ einfach. Es gibt viele Menschen, bei denen man es nicht glaubt oder denen man den Migrationshintergrund nicht direkt ansieht. Mittlerweile melden sich auch viele bei mir, die entweder selbst interviewt werden wollen oder jemanden kennen – ich habe eine lange Liste.
Ja, wenn Sie noch eine Polin brauchen, sagen Sie gerne Bescheid. Ich habe auch viele Geschichten.
Und das ist das lustige. Alle haben viele Geschichten. Es ist nie so, dass irgendwer sagt, dass er nichts erlebt hat, was mit dem Migrationshintergrund zusammen hängt. Und diese Geschichten sind immer super interessant.
Warum haben Sie die Form des Podcasts dafür gewählt? Was zeichnet das akustische Medium aus?
Was mich interessiert, sind die Menschen und ihre Biografien. Und die Anekdoten und Stories. Mich interessieren nicht so sehr politische Meinungen oder Einstellungen. Und mir geht es auch darum, etwas Positives zu schaffen, also Geschichten von halbem Kartoffeln für halbe Kartoffeln, aber auch für volle Kartoffeln zu erzählen. Es ist wichtig, dass man einfach wieder einmal miteinander redet und sich aussprechen lässt. Und nicht mit dem Finger aufeinander zeigt und sagt: „Der hat aber!“ oder „Die haben aber!“ – Sondern dass man von Mensch zu Mensch miteinander redet und die Erfahrungen, die man in diesem Land mit einem Migrationshintergrund macht, teilt, ohne dass man jemanden an den Pranger stellt.
Und dafür eignen sich Podcasts?
Genau! Das Schöne an einem Podcast ist ja, dass man die Menschen nicht sieht, sondern nur hört. Die meisten sprechen ja ein akzentfreies Deutsch und trotzdem sind sie „halbschwarz“, „vollschwarz“, asiatisch oder irgendwie südamerikanisch angehaucht. Aber man hört nur die Stimme und das schafft natürlich Intimität und man lässt sich nicht so leicht ablenken vom Äußeren. Ich finde es einfach schön, die Stimme zu hören und sich dann einfach relativ frei ein Bild von den Menschen zu machen. Man merkt dann doch schon, wie viel man geprägt ist vom Äußeren. Man kann sich die Bilder der Gesprächspartner dann auf der Homepage des Podcasts ansehen. Ich kann mir vorstellen, dass viele überrascht sind, wenn sie erst nur die Stimme hören und danach das Äußere sehen. Das ist ja dann auch ein schöner Effekt – auch generell im Leben – das man nicht einfach vom Äußeren auf das Innere schließt, sondern einfach ein bisschen freier ist.
Wie sehen die Zukunftspläne für den Halbe Katoffl Podcast aus?
Ich würde mir wünschen, dass ich mehr Zeit und mehr Budget hätte, um einfach mehr Gespräche zu führen. Aktuell führe ich ein Gespräch im Monat und das mache ich ja im Grunde so nebenbei. Das wirft leider noch nicht so viel Geld ab, dass ich nur den Job als Podcaster machen kann. Ich würde das ganze Angebot gerne noch mehr erweitern und ausbauen.
Das Interview führte Nadine Aniol
Die Videos entstanden im Rahmen der medienpraktischen Seminare des Masterstudiengangs International Media Studies (IMS) der DW-Akademie.
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