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Naher Osten: Zusammenhänge verständlich aufbereitet

Screenshot „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten“

Das Webspecial „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – der neue Nahe Osten“ liefert einen großen Fundus an vertiefenden Beiträgen, um so ein komplexes Thema auf verständliche Weise erschließen zu können. Zur zentralen Film-Dokumentation des Angebots wurde zudem ein Tool entwickelt, mit dem Zuschauer jederzeit eine Situation oder eine Passage im Film kommentieren können. So wurde eine neue Diskussionsplattform erschaffen. Christian Daubner, der Projektverantwortliche des Bayerischen Rundfunks, erklärt, welche Intention hinter dem Projekt steht.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden, oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Wir haben das Projekt „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung  – der neue Nahe Osten“ selbst vorgeschlagen, und wir freuen uns natürlich sehr über die Nominierung. Teilweise gab es brenzlige Situationen, in denen nicht klar war, ob das Projekt aufgehen wird. Wenn jetzt das ganze Engagement und der Aufwand gewürdigt werden, ist das eine tolle Sache. Es wurde erkannt, dass unser Angebot etwas Besonderes ist, was es bisher noch nicht gab.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Das ganze Projekt begann vor zwei Jahren. Wir wollten zum Thema „Neuer Naher Osten“ einen großen Film für die ARD machen. Uns beschäftigte die Frage, was nach dem  „Arabischen Frühling“ geschehen ist. Unsere Absicht war es, sich in einem 90-minütigen Film dieser Frage anzunehmen und zu zeigen, wie es in Syrien, Israel und dem gesamten Bereich zurzeit aussieht. Im Vordergrund stand dabei, dass die Zuschauer die Zusammenhänge verstehen. Das Problem ist ja die Komplexität der Thematik. Die erste Verbindung, die jedem beim Thema „Naher Osten“ einfällt,  ist Krieg, Terror und Verzweiflung. Der geschichtliche Hintergrund und die Menschen geraten dabei leider sehr oft in den Hintergrund. Genau deswegen, haben wir gesagt, müssen wir im Netz etwas machen, was die Möglichkeit zum Verstehen schafft. Jeder sollte die Chance haben, die einzelnen Geschichten ohne Vorwissen zu verstehen. Wir haben es geschafft, dass der User selbst entscheiden kann, in welcher Form er sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte. Wichtig war uns, den Film nicht einfach nur ins Netz zu stellen, sondern einen Mehrwert zu bieten. Da sich in den vergangenen zwei Jahren die politischen Rahmenbedingungen  in der Region ständig geändert haben, mussten wir auch das Konzept mehrmals anpassen.

Christian Daubner (BR) und Mustafa Isik (Netlight) Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Christian Daubner (BR) und Mustafa Isik (Netlight)
Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Wie sah Ihre tägliche Arbeit aus und wer war daran beteiligt?

Beteiligt waren sehr viele, angefangen von Entwicklern, Grafikern und natürlich bis zu den Autoren der ARD-Doku. Da ist auf der einen Seite der Korrespondent Richard Schneider, der schon jahrelang aus dem Studio Tel Aviv berichtet und das Thema aus der israelischen Perspektive betrachten konnte. Auf der anderen Seite konnte Jörg Armbruster, der viele Jahre Korrespondent im Studio Kairo war, die arabische Perspektive betrachten. Ergänzt wurde das noch durch unseren Iran-Korrespondenten Martin Weiss. Jörg Armbruster wurde im März 2013 während der Dreharbeiten zu unserer Dokumentation in Aleppo angeschossen. Das war natürlich ein Rückschlag für uns. Das Thema war uns allen aber so wichtig, dass wir auf jeden Fall dran bleiben wollten. Das Angebot im Netz zu diesem „schweren“ Thema sollte durch Inhalt und Haptik Lust vermitteln, sich mit dem „Nahen Osten“ zu beschäftigen. In unserem Angebot gibt es in der Breite und Tiefe keine Grenzen. Der User kann jeden Moment Zusatzinformation bekommen, wenn er diese benötigt. Außerdem, und das ist neu, kann jederzeit eine Situation oder eine Passage im Film kommentiert werden, auch über soziale Netzwerke. Wir haben so eine durchgehende inhaltlich orientierte Diskussionsplattform erschaffen, die es bisher nicht gab. Dazu hatten wir eigene Entwickler, die ein Tool auf Basis des Youtube-Players entwickelt haben.

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Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Der Film ist ein Teil des Internets geworden und wurde nicht nur linear ausgestrahlt. Damit ist bereits ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Ich wünsche mir aber, dass man viele komplexe Themen ganz neu angeht. Journalisten sollten nicht mehr nur für ein Medium denken, sondern eine Gesamtdramaturgie entwickeln, die das Internet als Zentrum hat. Diese kann dann für verschiedene Ausspielformen eigens konfiguriert werden. Das lässt sich auf viele komplexe Themen anwenden, zum Beispiel denke ich da an die Ukraine oder die Energiewende. Die Welt ist so komplex, aber journalistisch haben wir die Möglichkeit, jedes Thema so verständlich aufzubereiten, dass es jeder verstehen kann. Der Journalismus hat seine beste Zeit noch vor sich.

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