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Erzähl, wenn du spinnst

Screenshot „Spleen24“

Ist das noch normal? Beknackte Reflexe, Eigenarten oder Spleens. Christian Brandes, bereits mit „Schlecky Silberstein“ erfolgreich, bietet mit „Spleen24“ Selbsteinschätzung als Eigentherapie. Hier erzählt er, wie es zu der Idee kam und warum sich nun auch seine Mutter mit „tumblr“ auskennt.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Ich wurde angerufen und hatte überhaupt keine Ahnung, dass „Spleen24“ ein Thema für irgendeinen Award sein könnte. Weil es ja eigentlich eine sehr einfache, kleine Sache ist. Umso überraschter war ich von dem Anruf. Ich habe mich natürlich sehr gefreut und musste dann erst mal in die Denke kommen, was das überhaupt bedeutet. „Schlecky Silberstein“ und auch „Spleen24“ sind keine Foren, die sozusagen in einer Award-Welt leben. Wir machen ja eher Entertainment. Aber gut, auch Entertainment kann ausgezeichnet werden. Wir sind auf jeden Fall sehr stolz darüber.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Ich glaube, ich habe es am 9. Januar online gestellt. Der Auslöser war eigentlich eher so eine Art Eigentherapie. Mir ist um Sylvester herum aufgefallen, dass alle möglichen Leute ihre Vorsätze gefasst haben. Da gibt es ja meistens auch Dinge, die man selber nicht an sich mag und die man gerne abschalten würde. Ich habe dann auch mal so eine Liste mit kleineren Sachen, die ich gerne abschalten würde, gemacht. Davon habe ich mir eine viel höhere Erfolgsquote ausgerechnet, als wenn ich sage, ich höre mit dem Rauchen auf oder solche Sachen, die ich noch nie geschafft habe. Es waren dann viele Gewohnheiten, die alle ein wenig aus der gleichen Natur kamen: Ist das jetzt eigentlich normal oder ist das nicht normal. Das waren teilweise auch definitiv Dinge, die hätte ich nicht einmal meine Frau gefragt. Dann habe ich überlegt, dass es doch eigentlich mal eine Möglichkeit geben müsste, dass man anonym diese kleinen seltsamen Eigenarten praktisch in den Raum schmeißt und Leute ebenso anonym kommentieren können, beziehungsweise sagen können, ob sie es auch haben oder nicht.

spleen

Screenshot „Spleen24“

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus und wer ist daran beteiligt?

An „Spleen24“ sind nur zwei Leute beteiligt. Das bin ich und witzigerweise meine Mutter. Ich habe es in der ersten Woche alleine gemacht. Da dachte ich noch, das Ding ist vielleicht zwei Wochen ein Hype oder auch nie. Maximal einen Monat, dachte ich, werden die Leute Spaß daran haben und dann ist halt Schluss. Nach einer Woche habe ich aber schon festgestellt, dass da noch lange nicht Schluss ist. Es gab eine sehr große Resonanz, auch in den Medien. Durch die Medienresonanz kamen natürlich auch die Zuschriften und ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich das nie im Leben alleine packen kann. Das wäre praktisch ein Fulltime-Job gewesen, weil ja immer alles gegengelesen werden muss. Ich habe mich dann daran erinnert, dass meine Mutter gerade nichts zu tun hat. Sie ist Frühpensionärin und war früher Sozialpädagogin und passte eigentlich perfekt aufs Profil. Ich habe sie gefragt, ob sie sich das vorstellen kann und ihr ganz schnell die Blog-Mechanik bei tumblr erklärt. Sie hat das sofort verstanden und seitdem ist sie so eine Art Community-Managerin, so nennt man das glaube ich. Das Ganze läuft also auf einer „Null-Euro-Investitions-Ebene“ und „Null-Euro-Income-Ebene“. Es gab zwar Werbeanfragen, aber ich komme ja sozusagen aus dem Internet und weiß, wann es sich lohnt, Werbung zu schalten und wann nicht. Und außerdem bin ich mir ganz sicher, dass die Leute auch nicht so viel Lust darauf hätten, Tchibo-Anzeigen zu lesen, während sie ihr Innerstes nach außen kehren. Deshalb soll es auch diesen Charakter behalten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Für die Zukunft würde ich mir eigentlich wünschen, dass es weiter so läuft wie bislang. Es ist ja so, dass natürlich irgendwann alle Spleens aufgezählt sind. Aber auf der anderen Seite bin ich doch noch jeden Tag überrascht, was es noch für Sachen gibt. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass man eines Tages wirklich ein komplettes Spleen-Archiv Deutschlands fertig hat. Ich weiß nicht, ob es danach ganz vorbei ist. Es fühlt sich für mich ein bisschen so an, als wäre es eine Sache, die ein Jahr interessant sein könnte und wirklich viel Spaß macht. Aber das wird auch die Zeit zeigen. Wenn man das Feedback liest, gibt es einfach Leute, die sich morgens gerne erden, bevor sie anfangen, sich wieder in der Social Media Welt so gut wie möglich zu präsentieren. Viele haben Lust sich mit individuellen Schwächen auseinanderzusetzen und das können sie eben auf „Spleen24“.

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