Mehr Verständnis für andere Religionen und Kulturen
Dieses Ziel verfolgen die zehnminütigen Sendungen des hr2-Kinderfunkkolleg „Was glaubst Du denn?“. Dort erhalten Kinder und Jugendliche mit medienpädagogischer Unterstützung die Möglichkeit, religiöse und kulturelle Themen in Podcasts für ihre Altersgruppe aufzubereiten. Sendungsmanuskripte, Hintergrundinformationen, Spiele und Ideen für eigene „Hörstücke“ erweitern das Angebot. Eine gute Sache, wie Markus Pleimfeldner, Mitinitiator und Redakteur, findet.
Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
Die Herbert-Quand-Stiftung startete einen Aufruf zum interkulturellen und interreligiösen Lernen. Da der Hessische Rundfunk bereits ein sehr gut laufendes Funkkolleg zum Oberthema „Kinder-Uni“ beziehungsweise als Bildungsangebot für Kinder besaß, kam – auch angesichts dessen, dass es bisher wenig Hörmaterial zu interkulturellen Themen gab – im Herbst 2010 die Idee auf, etwas in diesem Bereich beizusteuern. Zwischen den HR-Redakteuren und dem „Arbeitskreis Rundfunk & Schule“, dem ich als Lehrer selbst angehöre, begann eine enge Zusammenarbeit. Nach einem Jahr Konzeptionsphase ging der hr2-Kinderfunkkolleg „Was glaubst Du denn?“ im Oktober 2011 auf Sendung. Bis zum Februar 2013 wurden insgesamt 25 Folgen ausgestrahlt. Zwischendurch gab es Gespräche, parallel zum Funkkolleg eine Internetseite einzurichten. In diesem Pilot-Projekt haben wir die gesamten gesammelten O-Töne noch einmal ausgewertet und die vielen kleinen dabei entdeckten Schätze ausgekoppelt und mit zusätzlichen O-Tönen ins Netz gestellt. Das gelieferte Audio-Material war das Resultat von professionell erarbeiteten Medienprojekten an 13 hessischen Schulen. Dort hatten Schüler mit Hilfe von Medienpädagogen selbst Audiobeiträge zu interkulturellen und interreligösen Themen konzipiert. Der Schwerpunkt lag auf den drei Weltreligionen Christentum, Islam und Judentum. Neben einem gewissen Fragenkatalog ergaben sich mit der Zeit immer neue Fragen, die z.T. in den parallel laufenden Medienprojekten aufkamen. Jede Sendung folgt immer einem bestimmten Schema, ist aber kein reines Erzählstück. Kinderreporter und Experten liefern sich Fragen, Antworten und Gegenfragen, spielen sich die Bälle sozusagen gegenseitig zu. Vorangestellt ist immer eine Leitfrage – etwa „Warum und wie fasten Juden, Christen und Muslime?“ oder „Was verbindet die drei Weltreligionen?“ –, die dann nach Auffächerung in die drei Weltreligionen beantwortet wird, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufgezeigt werden.
Was und welche Zielgruppen wollen Sie erreichen?
Natürlich ist es abhängig vom individuellen Bildungsstand und der Art des Beitrags, aber die Zielgruppe unseres Angebots umfasst schulformübergreifend Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 13 Jahren beziehungsweise der dritten bis sechsten Klasse. Wir wollen ein qualitativ hochwertiges Online-Bildungs-Angebot für Kinder ohne Werbung und zusätzliche Verknüpfungen anbieten. Kinder sollen im hr2-Kinderfunkkolleg „Was glaubst Du denn?“ eine Art Lernbegleiter finden, mit dem sie selbsttändig etwas nachschauen und dazu lernen können. Das selbstgesteuerte, individualisierte Lernen soll gefördert und den Kindern, u.a. über ein Medienglossar, ein Einstieg in das Radio beziehungsweise die Medienwelt ermöglicht werden. Genauso interessant ist unser Angebot jedoch für Eltern, die hier mehr über sich selbst und andere Kulturen und Religionen erfahren können. Auch Lehrerinnen und Lehrer bekommen neben Hintergrundinformationen weiterführendes Material für den Unterricht an die Hand, wie etwa Sendungsmanuskripte, Spiele, mit denen das Zuhören und Hinhören trainiert wird, und Ideen für eigene „Hörstücke“. Unser Ziel ist es, die gegenseitige Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Religionen zu stärken. Wir wollen verbindend arbeiten und lehnen eine „Oberlehrermentalität“ ab.
Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Mein Kollege Volker Bernius erfuhr als Erster per Anruf davon. Er war es auch, der unser Projekt für den Grimme Online Award vorgeschlagen hatte, nach dem Motto „Wir wollen einfach mal sehen, wie unser Angebot unter online-publizistischen Maßstäben bewertet wird“. Der Tragweite waren wir uns zunächst nicht bewusst. Wir waren baff, stolz und erfreut zugleich, dass ein Pilot- und Kinderradioprojekt wie das unsere erstmals für einen so bedeutenden Preis nominiert ist. Das ist ein wichtiges Zeichen, auch weil wir viel experimentiert und persönliche Zusatzleistung hinein gesteckt haben. Im Vorfeld war natürlich der Grimme-Fernsehpreis ein Begriff, der Grimme Online Award war für uns weit weg. Bei Radiopreisen wird der Online-Zusatz von Rundfunkangeboten ja häufig ausgeblendet. Insofern ist es toll, dass nun gerade dieses Element bei uns hervorgehoben wird.
Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Die Sendungen des Kinderfunkkolleg werden z.Z. wiederholt. Für die Webseite hr2-Kinderfunkkolleg „Was glaubst Du denn?“ sind neue Themen in der Diskussion, z.B. Geld, Mathematik oder Musikpsychologie und -ästhetik. Momentan sind wir noch auf der Suche nach zusätzlichen Partnern, die das Projekt mit stemmen, weil das Land Hessen und der Hessische Rundfunk dies nicht allein können. Diesbezüglich ist eine Nominierung für uns sehr hilfreich, weil sie unser Pilotprojekt bei Gesprächen mit Kooperationspartnern enorm aufwertet. Die Aufmachung unserer Webseite soll zwar ähnlich bestehen bleiben, d.h. dem Schema Projekt, Fragen und dazugehöriger Podcast folgen. Künftig wollen wir aber das Ganze weniger schulisch und interaktiver gestalten. Schüler sollen sich ganz auf die Themen einlassen, sich selbst in Single- oder Multiple-Choice-Fragen testen oder selbst Fragen zu den Sendungen stellen können. Die parallel laufenden Medienprojekte gehen weiter. Sie sind wichtig, um die Kinder durch Audio-Projekte überhaupt zu erreichen und für die Nutzung unseres Webangebots zu motivieren. Von selbst gehen diese ohne Hinweis nämlich nicht unbedingt auf solche Webseiten.
Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier.
Ich denke das es auch wichtig ist mehr Verständnis für andere Lebensweisen aufzubringen. All dies macht doch die Welt erst doch so individuell.
Vielen Dank für diesen super Beitrag !
Man sollte Kinder in der Tat so früh wie möglich mit Religion konfrontieren. So bringt man sie am besten dazu, sich zu modernen, unabhängigen und kritischen Geistern zu entwickeln.