Storytelling: Erzählen, was nicht vergessen werden darf
Gruppendruck, das unbedingte Verlangen dazuzugehören, der Mangel an (Über-)Lebensbedingungen: Mit 15 Jahren trat Alma einer der brutalsten Gangs in Guatemala bei. Fünf Jahre erlebte sie die Hölle, eine Zeit voller Gewalt. In der vierzigminütigen Web-Dokumentation „Alma“ lässt ARTE den Gangalltag in dem krisengebeutelten mittelamerikanischen Land in den Worten Almas nacherleben und schildert ihre unfassbare Geschichte in emotionaler Eindringlichkeit. Dem interessierten Zuschauer und Zuhörer stehen, eingebettet in die Dokumentation, außerdem zahlreiche Hintergrundinformationen zur Verfügung. Alexander Knetig, der das Projekt für ARTE redaktionell betreut hat, berichtet von seiner ergreifenden Arbeit:
Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
Als uns die beiden Journalisten Miquel Dewever-Plana und Isabelle Fougère gemeinsam mit ihrem Produzenten, der Webagentur Upian, erstmals von Almas unfassbarer Geschichte erzählt haben, wussten wir sofort, dass wir von ihrem Leben und dem Alltag in Guatemala berichten wollten. Als öffentlich-rechtlicher Sender schien es uns dabei von Bedeutung, eine Geschichte aus einer häufig vergessenen Region der Welt zu thematisieren und sie in ihren natürlichen Kontext einzubetten. Und als Online-Journalisten war es uns wichtig, Almas extrem starke Worte in einem Format zu verarbeiten, das am besten jenes unbestimmte Gefühl zwischen Abneigung und Anziehung widerspiegelt, das der Zuseher empfindet, wenn er der jungen Frau aus Guatemala zuhört.
Was und welche Zielgruppen wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
Wie sehr häufig im Web wollten wir auch mit „Alma, ein Kind der Gewalt“ mehrere Communities erreichen. Zunächst einmal alle User, die sich für internationale Politik und Gesellschaftsthemen interessieren und schon recht häufig auf unsere Webseite arte.tv kommen. Eine zweite Zielgruppe waren all diejenigen, die sich in Frankreich und in Deutschland ebenso wie international für neue Formen des Storytellings interessieren.
Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Wir waren sehr positiv überrascht und haben uns über die Resonanz gefreut, die unsere Onlineproduktion nun auch im deutschsprachigen Raum erfährt. Zudem haben wir uns gemeinsam mit den Autoren und dem Produzenten gefreut, dass Miquel Dewever-Planas und Isabelle Fougères Arbeit nach dem Großen Preis beim IDFA Doc Lab, dem Internationalen Dokumentarfilm Festival für interaktive Webdokus, im November 2012 und dem ersten Platz beim prestigeträchtigen World Press Photo Wettbewerb im Dezember 2012 weiteren journalistischen Zuspruch erhält.
Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Nachdem „Prison Valley“ 2011 und „Amazonien – die Seele der Indios“ im letzten Jahr bereits mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurden, sind jetzt nochmals zwei ARTE-Programme für den Preis nominiert. Wir möchten dieses erneute Interesse an unserer Onlineproduktion nun nutzen, um auch mit unseren deutschen öffentlich-rechtlichen Partnern hochwertige Onlineprogramme zu produzieren, wie wir dies schon mit unseren zahlreichen Co-Produzenten in Frankreich und international, u.a. mit dem kanadischen NFB, getan haben. Alle unsere rund 40 interaktiven Onlineprogramme sind übrigens kostenfrei auf arte.tv/interaktiv zugänglich.
Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier
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