Was tun gegen Fake News und Verschwörungserzählungen?
Beispiele aus den eingereichten Beiträgen für den Grimme Online Award 2024
Wer sich über X, Instagram, TikTok oder auch Messenger-Diensten wie Telegram und WhatsApp über das Weltgeschehen informiert, kennt das: In Sekundenschnelle tun sich auf unseren Endgeräten neue Nachrichten auf. Falschnachrichten oder gar Verschwörungserzählungen sind da meist nicht weit – und auch nicht harmlos: Sie können das Vertrauen in Institutionen, in die Gesellschaft und die Demokratie insgesamt untergraben. Das GOA-Blog stellt in diesem Blogbeitrag ein paar interessante Angebote zum Thema Fake News und Verschwörungserzählungen vor, die für den GOA 2024 vorgeschlagen wurden.
Fakecheck
„Wirken Himbeeren besser gegen Kopfschmerz als Aspirin?“ Ein Social-Media-Kanal zum Thema Gesundheit hatte dies behauptet – und die funk-Redaktion überprüfte den Wahrheitsgehalt der Aussage. Das sei der Geburtsmoment des TikTok-Kanals „Fakecheck“ gewesen, wie Fabian Stark, beim MDR als Formatentwickler für funk tätig, in einem Interview für das GOA-Blog erklärte.
Fakecheck prüft die Aussagen von Creator*innen auf TikTok, untersucht die Quellen hinter den Behauptungen, gibt eine Abschätzung über die Glaubhaftigkeit ab – und das alles im zielgruppengerechten TikTok-Stil, jeweils ca. eine Minute lang, mit schnellen Schnitten und witzigen, Memes-ähnlichen Sequenzen aus anderen Videos gut aufbereitet. Die kleinen Pixelbildchen im Fakecheck-üblichen Grün bieten einen schnellen Wiedererkennungswert. Die Themen sind breit gefächert: Es geht um staatliche Zensur auf Social Media über Inkontinenz durch ständiges Baucheinziehen bis hin zur Wirkung eines Amethysts auf das Trinkwasser.
Die äußeren Daten hören sich nicht schlecht an: Seit Mai 2023 existiert der Kanal, er hat bereits über 135.000 Follower*innen, meist zwischen 7.000 und 20.000 Ansichten pro Video. Die Anzahl der Kommentare ist allerdings recht überschaubar, lediglich bei einzelnen Themen sind es über 100. Trotzdem ist Fakecheck ein tolles Angebot, das zurecht nominiert wurde für den Grimme Online Award 2024!
GADMO
Das Kürzel GADMO steht für German-Austrian Digital Media Observatory und bezeichnet einen Zusammenschluss deutscher und österreichischer Faktencheck-Organisationen und Forschungsteams gegen Desinformation: Mit dabei sind die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die Agence France-Presse (AFP), die Austria Presse Agentur (APA) und das Recherche-Netzwerk Correctiv.
GADMO bietet neben den Faktenchecks dieser Organisationen auch Zusammenfassungen, Auswertungen und Forschungen zum Thema Desinformation. Wer sich also einen Überblick der Faktenchecks und ihrer Themen verschaffen und diese in einen größeren Zusammenhang stellen möchte, ist auf dieser Seite richtig!
Wertvoll: Unter dem Menüpunkt „Medienkompetenz“ finden sich Faktenchecks-Informationen und -Materialien für Jugendliche und Medienprofis.
GADMO gehört wiederum dem European Digital Media Observatory (EDMO) an, einem Netzwerk, das wiederum Faktencheck-Teams, Medienfachleute und Forschende aus Europa zusammenbringt.
ZDFheute Backgroundcheck
Der ZDF-Backgroundcheck umfasst bislang 23 Folgen, eine wird nicht angezeigt. Es geht einerseits um altbekannte Verschwörungsthemen (Mondlandung, QAnon), andererseits um Klimathemen, Politik/Wirtschaft (Cum-Ex), Russland etc. Vom gemütlich ausgeleuchteten Schreibtisch, als säße der Sprecher zuhause, werden auch recht schwere Themen sehr gut erklärt- unterstützt durch erklärende oder veranschaulichende Einblendungen. Es gibt Kapitelmarker, Transkripte – schön wären ggf. noch „Weiterlesen“-Tipps für Leute mit weiterem Informationsbedarf.
Schade ist: Das ZDF fordert im ersten Kommentar zur Diskussion auf, beteiligt sich dann allerdings nicht daran. Trotzdem ist es gut, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen auch auf YouTube zeigen.
Die Videos werden verschieden oft aufgerufen, zwischen 30.000 und über einer halben Million Mal – der Durchschnitt liegt bei ungefähr 265.000.
zur Playlist des ZDFheute Backgroundchecks
„Oy Vey!“
„Oy Vey!“ ist eine Plattform des eingetragenen Vereins „WerteInitiative – jüdisch-deutsche Positionen“, gefördert vom Bundesinnenministerium. Die Website klärt über klassische antisemitische Verschwörungsmythen auf – von der Weltverschwörung, über die Medienkontrolle bis hin zu Reichtum und Wucher – und bietet Informationen und Argumente, um gegen die Mythen zu argumentieren, Gegenrede-Hilfen also.
Guter Service: Für die gängigen Social-Media-Formate dürfen passgenaue Bilder, Texte und Videos heruntergeladen werden und bei TikTok, Instagram & Co. hochgeladen werden.
Volksverpetzer-App
Wer sich schon einmal mit Faktenchecks auseinandergesetzt hat, kennt sicherlich den Volksverpetzer. „Wir verpetzen Volksverhetzer! – Wir zeigen die Strategien der Volksverhetzer auf, wir ‚verpetzen‘ bzw. entlarven ihre Lügen“, heißt es auf ihrer Website. Seit Anfang 2023 gibt es zusätzlich die Volksverpetzer-App. Sie bietet neben den „üblichen“ Faktenchecks auch Sharepics, Videos und Memes, die die Macher*innen des Volksverpetzers sonst über Social Media veröffentlichen – praktisch sowohl für Nicht-Nutzer*innen von Instagram oder TikTok, X oder Facebook, die hier alle Inhalte des inhaltlich fundierten, aber manchmal auch provokanten Faktencheckers sehen können, als auch für die, die alle Inhalte am Smartphone lesen und dazu auf die Schnelle etwas teilen möchten.
Informationen zur App sowie Links zu Google Play Store und App Store
Tipp: Wahrheit, Fehler, Fake? – Die Faktenchecks
Im Februar 2023 haben wir uns uns die bekannten Faktenchecks Deutschlands angeschaut und an eine Bewertung getraut: vom Correctiv-Faktencheck bis zum Volksverpetzer.
Hinweis zu den Netzblicken des GOA-Blogs
Die Netzblicke widmen sich interessanten Angeboten aus dem laufenden Wettbewerb des Grimme Online Awards, stellen aber auch interessante Websites, Podcasts, Social-Media-Kanäle oder einzelne hervorhebenswerte Reportagen und Beiträge vor.
Die ausgewählten Netzblicke berühren im Übrigen nicht die Entscheidungswege von Nominierungskommission und Jury!
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