„Mehr als 3,5 Millionen Menschen gingen in der Folge auf die Straße (…)“

Ein Interview mit Justus von Daniels über die Recherchen zum Geheimplan gegen Deutschland – und ihre Wirkungen

Im Januar 2024 bewegt eine Recherche nicht nur die Bevölkerung der Bundesrepublik, sie findet auch ein mediales Echo auf internationaler Ebene: die Aufdeckung des „Geheimplans gegen Deutschland“ seitens CORRECTIV und die für alle verfügbare Online-Veröffentlichung. Die Themenseite der Recherche bildet den „Impact“ in einem Liveblog, einer interaktiven Karte über neue Demokratiebewegungen, einem Stream zu einem Theaterstück sowie Veröffentlichungen lokaler Medienpartner ab, die weiteren Hinweisen aus der Recherche nachgegangen sind. Das GOA-Blog hat mit CORRECTIV-Chefredakteur Justus von Daniels über die Recherche und den Impact gesprochen.

Screenshot der Website „Geheimplan gegen Deutschland von Correctiv“

Wie ist die Idee zu Ihrem Angebot entstanden? Gab es einen konkreten Anlass?

In diesem Fall gab es zwei Anlass-Punkte: Ohne den Hinweis einer Quelle wären wir nicht an die Information zu dem brisanten Treffen gekommen. Das war für uns der Startpunkt, um überhaupt darüber berichten zu können.

Der zweite Anlass aber war die überwältigende Reaktion auf die Recherche in der Gesellschaft. Als nur Tage nach der Veröffentlichung die ersten Demonstrationen losgingen, entschieden wir uns, den Liveblog über die Folgen unserer Recherche zu starten. Die politischen Wirkungen, aber auch die Reaktionen im ganzen Land, die über Wochen gingen, konnten wir so an einem Ort übersichtlich zusammenführen.

Was war der größte Erfolgsmoment in der Arbeit, was die größte Herausforderung?

Bei dieser Recherche kam es darauf an, nah an das Treffen heranzukommen. Ein entscheidender Moment war, als ein Kollege auf die spontane Idee kam, sich einfach online ein Zimmer in dem Hotel zu buchen, in dem das Treffen stattfinden sollte. Das hat geklappt, damit waren wir drin: ein ganz entscheidender Schritt für die Recherche.

Die große Herausforderung lag für uns vor allem in den Tagen nach der Veröffentlichung. Es gab direkt Drohungen gegen einzelne in unserem Team aber auch gegen uns als Organisation. Uns ging es daher darum, das Team klar zu schützen.

Welche Resonanz gab es auf Ihr Angebot und wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Die Resonanz auf diese journalistische Recherche war einzigartig in der Geschichte der Bundesrepublik. Mehr als 3,5 Millionen Menschen gingen in der Folge auf die Straße, es gab Demonstrationen über Wochen an 1.000 Orten im Land. Das und die direkte politische Wirkung – unter anderem entließ die AfD-Parteichefin ihren engsten Mitarbeiter, der an dem Treffen teilgenommen hatte – ermutigen uns, Recherchen zu verfolgen, von denen wir wissen, dass sie uns als Gesellschaft Augen öffnen, aber auch viel Gegenwind auslösen werden.

Vielen Dank für das Interview!

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