„Allerdings hieß es im selben Atemzug oft, wie bedrückt die Geschichten machen.“

Ein Interview mit Serafin Dinges über den nominierten Podcast „Systemeinstellungen“

Der siebenteilige, netztauglich aufbereitete Doku-Podcast „Systemeinstellungen“ von netzpolitik.org erzählt Geschichten von Menschen, die unvermittelt ins Visier des Staates geraten. Es geht um Durchsuchungen von Wohnungen, Smartphones und Computern, um erschüttertes Vertrauen und Ohnmacht. Wie weit darf der Staat gehen? Wer trägt die Verantwortung, wenn er Grenzen überschreitet? Und sind das eigentlich noch Fehler im System oder hat es System, dass bestimmte Menschen schneller kriminalisiert werden als andere? Über die Idee, die größte Herausforderung und die Resonanz hat das GOA-Blog mit dem Host Serafin Dinges gesprochen.

Website von netzpolitzik.org zum Podcast Systemeinstellungen

Website von netzpolitzik.org zum Podcast „Systemeinstellungen“

Wie ist die Idee zu Ihrem Angebot entstanden? Gab es einen konkreten Anlass?

Mit dem Podcast „Systemeinstellungen“ wollten wir greifbar machen, welche Konsequenzen die Entscheidungen von Polizei und Staatsanwaltschaften nach sich ziehen können, wenn ihre Macht unkontrolliert bleibt. Wir haben die Geschichten von Menschen erzählt, die nach ihrer eigenen Wahrnehmung das System verbessern wollten und dann feststellen mussten, dass dieses System sie als Gegner:innen wahrnimmt; Journalist:innen, Pfarrer:innen, Aktivist:innen. Nachdem wir auf netzpolitik.org jahrelang diese Fälle chronologisiert haben, wollten mir mit dieser Anthologie das Muster hinter den vermeintlichen Einzelfällen zeigen.

Was war der größte Erfolgsmoment in der Arbeit, was die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung war es, die richtigen Geschichten zu finden, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und ihren Erlebnissen gerecht zu werden. Insbesondere Geflüchtete haben ein, oft gerechtfertigtes, Misstrauen gegenüber Institutionen. Dass wir das geschafft haben, war vermutlich auch unser größter Erfolg. Das Projekt war von Anfang an ambitioniert: Statt einer Geschichte über mehrere Folgen haben wir viele erzählt. Mit einem kleinen Team und Budget, ohne große Medienpartner.

Welche Resonanz gab es auf Ihr Angebot und wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Die Reaktionen waren fast durchweg positiv, was uns natürlich auf persönlicher Ebene freut und stolz macht. Allerdings hieß es im selben Atemzug oft, wie bedrückt die Geschichten machen. Das Vertrauen in die Institutionen unseres Systems ist für viele tief verankert. Daran zu rütteln, fühlt sich nicht gut an.

Wie wir damit weiter machen, können wir noch nicht sagen. Aktuell arbeiten wir alle an anderen Projekten, die wir während des Podcasts vernachlässigt haben. Warten wir erst mal ab, ob wir demnächst einen Preis gewinnen. 😉

Vielen Dank für das Interview!

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