„Es ist ein Balanceakt zwischen Humor und Sensibilität, um die richtige Botschaft zu vermitteln.“

Ein Interview mit Kübra Idi über den nominierten Instagram-Kanal „Migratöchter“

Empowerment auf Instagram? Das liefert der Kanal „Migratöchter“ des SWR und adressiert die weibliche, (post-)migrantische Community, immer noch eine Nischenzielgruppe auf der Plattform. Erfreulich diverse und ständig wechselnde Protagonist*innen erzählen in Stories, Reels und Postings ihre Geschichten, immer respektvoll, mal ernst, wie über das Gefühl der Heimatlosigkeit, mal humorvoll, wie etwa beim Bullshit-Bingo: Single sein in der Migra-Familie. In den Kommentaren geht die Redaktion in einen intensiven Austausch mit der Community. Drei Fragen an Kübra Idi, Partnermanagerin und Redakteurin beim SWR in der Redaktion „Innovation & Digitale Projekte“ Rheinland-Pfalz.

Screenshot des Instagram-Kanals „Migratöchter“

Wie ist die Idee zu Ihrem Angebot entstanden? Gab es einen konkreten Anlass?

Wir haben beim SWR erkannt, dass es noch sehr viel ungenutztes Potenzial gibt, (post-)migrantische Zielgruppen zu erreichen. Als Reaktion darauf wurde im Jahr 2021 zunächst das Format „Naber? Was geht“ entwickelt, das sich speziell an junge Frauen mit türkischen und kurdischen Wurzeln richtete. Dabei wurde deutlich, dass viele Erfahrungen, Themen und Herausforderungen, die in diesen Communities auftreten, auch auf andere (post-)migrantische Communities zutreffen. Daher entschieden wir uns, das Konzept zu erweitern und es für alle (post-)migrantischen Communities zu öffnen. Das Ziel war, eine breitere Zielgruppe anzusprechen und eine Plattform für gemeinsame Geschichten und Austausch zu schaffen.

Was war der größte Erfolgsmoment in der Arbeit, was die größte Herausforderung?

Es gibt nicht diesen einen Erfolgsmoment, auf den wir uns festlegen könnten. Jedes Mal, wenn wir spüren, dass ein Beitrag einen Nerv trifft und ein Thema beleuchtet, das bislang zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat, ist das für uns ein Erfolg.

Die größte Herausforderung besteht im Umgang mit Klischees. Einerseits greifen wir in unseren Beiträgen bewusst Klischees auf, die wir auf humorvolle Art in Szene setzen, andererseits wollen wir verhindern, dass sich diese Klischees weiter verfestigen. Es ist ein Balanceakt zwischen Humor und Sensibilität, um die richtige Botschaft zu vermitteln.

Welche Resonanz gab es auf Ihr Angebot und wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Wir sind sehr glücklich über die Resonanz auf „Migratöchter“. Es freut uns besonders, dass unser Projekt großes Interesse bei Menschen weckt, die sich für mehr Perspektivenvielfalt einsetzen. Wir hatten bereits die Möglichkeit, unsere Erfahrungen auf verschiedenen Veranstaltungen zu teilen und wurden auch für wissenschaftliche Arbeiten angefragt.

Das Schönste ist jedoch, dass wir eine Community aufgebaut haben, die „Migratöchter“ als Safe Space sieht. In den Kommentaren empowern sich unsere Follower gegenseitig, und diese gegenseitige Inspiration trägt dazu bei, dass wir immer wieder neue Themen entdecken und noch mehr Vielfalt in unsere Inhalte einbringen können.

Vielen Dank für das Interview!

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