„Vom ersten Brainstorming (…) bis zum Launch vergingen nur 10 Wochen.“
Ein Interview mit Ralf Krauter über den für den Sonderpreis Künstliche Intelligenz nominierten Podcast „KI verstehen“
Allgemein verständlich, unaufgeregt, manchmal auch nachdenklich, dabei nicht zu wissenschaftlich und schön kompakt: Im Podcast „KI verstehen“ des Deutschlandfunks geben die Journalist*innen Carina Schroeder, Moritz Metz, Ralf Krauter und Friederike Walch-Nasseri wöchentlich Antworten auf Fragen zum Umgang mit der neuen Technologie. Dass sie dabei auch gegensätzliche Meinungen erörtern und unterschiedlichste Wirkungsfelder diskutieren, unterhält ungemein und hilft bei der eigenen Meinungsbildung. Das GOA-Blog hat dazu mit dem Co-Host und verantwortlichen Redakteur von „KI verstehen“ und verantwortlichen Redakteur von „Forschung aktuell“ des Deutschlandfunks, Ralf Krauter, befragt.
Wie ist die Idee zu Ihrem Angebot entstanden? Gab es einen konkreten Anlass?
In der Wissenschaftsredaktion des Deutschlandfunks verfolgen wir die Entwicklungen auf dem Gebiet künstlicher Intelligenz schon lange aufmerksam und berichten seit vielen Jahren kontinuierlich über relevante Fortschritte – zum Beispiel im täglichen Wissenschaftsmagazin „Forschung aktuell“. Als OpenAI seinen Chatbot ChatGPT im November 2022 frei zugänglich gemacht hat, bekam das Feld allerdings eine völlig neue Dynamik: Erfolgsmeldungen zu generativer KI häuften sich, das öffentliche Interesse nahm stark zu, KI wurde vom Nischen-Thema zum Mainstream-Topic.
Anfang Mai 2023, bei einem Gespräch in der Dlf-Kantine, kam deshalb die Frage auf: Brauchen wir nicht ein neues digitales Audio-Angebot, um der rasanten Dynamik und dem wachsenden Informationsbedarf Rechnung zu tragen? Einen Podcast, in dem wir unsere fachliche Expertise als Wissenschaftsjournalist:innen nutzen, um unseren Hörer:innen niederschwellig zu erklären, wie Künstliche Intelligenz ihren Alltag verändern wird? Ein Podcast, der den Hype hinterfragt und anschaulich, sowie hintergründig die Chancen und Risiken auslotet, die mit dem Vormarsch von KI in alle Lebensbereiche verbunden sind. Damit war die Idee geboren.
Was war der größte Erfolgsmoment in der Arbeit, was die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war das Tempo, mit dem wir an den Start gehen wollten. Unser Ziel war, unter den ersten Anbietern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sein, die das Themenfeld künstliche Intelligenz in einem wöchentlichen Podcast-Format beackern. „KI verstehen“ wurde deshalb viel schneller aufs Gleis gesetzt als alle bisherigen Podcast-Formate des Deutschlandfunks. Vom ersten Brainstorming in der Mittagspause bis zum Launch vergingen nur 10 Wochen. Formatentwicklung, Casting, Team-Building, Pilotfolgenproduktion, Distribution und Marketing mussten parallel und eng verzahnt laufen.
Der größte Erfolgsmoment war, als wir tatsächlich alles rechtzeitig geschafft hatten und eine irre Resonanz bekamen: Am 27. Juli 2023 ging die erste Episode online – und wurde seitdem über 90.000-mal abgerufen. Die große Reichweite ist für uns Auszeichnung und Ansporn zugleich. Die Hosts von „KI verstehen“ legen sich ins Zeug, um in jeder Episode unser Versprechen an die Hörer:innen einzulösen: Wir wollen Neugier wecken, Orientierung bieten, Konflikte benennen und Hintergrundwissen liefern. Damit sich jeder selbst ein realistisches Bild von den Folgen der KI-Revolution machen kann.
Welche Resonanz gab es auf Ihr Angebot und wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
Das positive Feedback und der intensive Austausch mit unseren Hörer:innen belegt, dass „KI verstehen“ bezüglich Format, Inhalt und Ansprache einen Nerv trifft. Zum einjährigen Jubiläum hatten wir bereits über 2 Millionen Audioabrufe. Und die Impulse unserer Hörer:innen inspirieren uns ständig für neue Episoden.
Aufgrund seines Erfolgs wird der Podcast „KI verstehen“ seit Februar 2024 auch im linearen Programm des Deutschlandfunks ausgestrahlt, immer sonntags um 16:30 Uhr. Als Spin-Off von „KI verstehen“ etablieren wir im Dlf-Computermagazin „Computer und Kommunikation“ eine neue monatliche Kolumne mit dem Titel „KI für mich“, in der wir nützliche KI-Apps für konkrete Alltagsprobleme testen und empfehlen.
Die rasante Entwicklung der Querschnittstechnologie KI, ihr Siegeszug zuhause und am Arbeitsplatz, die Diskrepanz zwischen Dämonisierung und Heilsversprechen, zwischen Euphorie und Verunsicherung – es gibt tausend gute Gründe für das Team von „KI verstehen“, am Ball zu bleiben. Wir loten Versprechen und Fallstricke aus, geben Tipps für die Praxis und zeigen persönliche Handlungsoptionen im Umgang mit KI auf. Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Unsere Mission ist zu erkunden, wie wir als Individuen und Gesellschaft gut mit ihr leben können. Und wir freuen uns über alle, die uns auf dieser Mission begleiten.
Vielen Dank für das Interview!
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