Netzblicke
fyi – Forschungsmonitor: Rechtsextremismus und Radikalisierung in sozialen Medien
Dreimal im Jahr gibt die Landesanstalt für Medien NRW den „fyi – Forschungsmonitor“ heraus, der inhaltlich von Wissenschaftler*innen der Ludwig-Maximilians-Universität München erstellt wird. Zu jeweils einem Schwerpunkthema stellt der Monitor u.a. aktuelle deutsch- und englischsprachige Studien vor und ordnet sie kritisch ein. Zudem kommt in jeder Ausgabe jeweils eine Expertin oder ein Experte zu Wort. Der aktuelle Monitor beschäftigt sich mit anti-demokratischen Bewegungen und der Radikalisierung in sozialen Medien.
Die 15. Ausgabe des fyi – Forschungsmonitor befasst sich mit 7 Studien zu den Fragen,
- inwieweit Radikalisierungstendenzen in sozialen Medien, hier am Beispiel des Messengers Telegram, festzustellen seien,
- inwiefern und mittels welcher Themen rechte bzw. rechtsextreme Akteure mediale Debatten in Deutschland prägen,
- wie diese Akteure ihre Inhalte in den Mainstream-Debatten unterbringen,
- wie rechte Bewegungen auf TikTok Nutzer*innen mobilisieren, ihren Inhalten zu folgen, sie zu liken und zu kommentieren,
- wie rechte Influencer*innen dies bei YouTube machen,
- welche Inhalte die rechtsextreme Bewegung Pegida auf Facebook teilt und wie Nutzende damit umgehen,
- was dazu führt, dass Jugendliche von Hassrede betroffen sind (z.B. Aussehen, Geschlecht oder politische Einstellung).
Zu allen Studien werden kurze Informationen zur Fragestellung und zur Methode, zu den Ergebnissen, den Grenzen der Untersuchung sowie den Folgerungen für die Praxis gegeben. Die Studien des 15. fyi – Forschungsmonitors können allesamt online aufgerufen werden, die Links finden sich jeweils im Header der Beschreibung einer Studie.
Im Nachwort (S.14) wird erklärt, in welchen Bereichen weitere Studien vonnöten seien, v.a. zu Fragen bezüglich der Wirkungen: Wenn jemand z.B. unter einen radikalen Inhalt ein „Like“ setzt und dem Ersteller dieser Inhalte folgt, dann ist kaum zu beantworten, ob das zu einem veränderten Wahlverhalten geführt hat oder folgen wird.
Ein Fazit aus den Studien lautet: Anti-demokratische Bewegungen gefährden die Demokratie (s. S. 3 sowie die Pressemitteilung der Landesmedienanstalt). Das hört sich als Ergebnis eines Monitorings mehrerer Studien vielleicht etwas dünn an. Jedoch zeigen die einzelnen Untersuchungen auf, dass es in Deutschland Wirkkräfte gibt, die eine tatsächliche Gefährdung unseres demokratischen Systems darstellen können. – es handelt sich hierbei also nicht nur um ein Randgruppenphänomen.
Zu dieser Gefährdung, auch das zeigen die Studien, tragen auch veränderte Kommunikationsformen bei: „Stattdessen ermöglichen immer neue Kommunikationsplattformen auch antidemokratischen Akteurinnen und Akteuren, ihre Kommunikation und Mobilisierung in größerem Stil zu betreiben, stärker öffentlich sichtbar zu werden, ihre Ideologie zu popularisieren und diese auch in die Mitte der Gesellschaft hineinzutragen“, sagt die Expertin Dr. Annett Heft, Leiterin der Forschungsgruppe „Dynamiken der digitalen Mobilisierung“ am Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft, Berlin und der Freien Universität Berlin.
In dem Interview erklärt sie zunächst den Begriff „anti-demokratische Bewegungen“, liefert eine Einschätzung zur Größe der Probleme, die solcher Bewegungen verursachen, und verweist auf ihre Verbindungen mit digitalen Plattformen, ihre Strategien dort. Letztendlich erklärt sie, was Regulierungsbehörden oder Regierungen unternehmen können und sollten.
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