Die Faktenchecks des Volksverpetzers

Analyse und Bewertung

Allgemeine Informationen

URL
https://www.volksverpetzer.de/

Wer macht das Angebot?

Ein Redaktionsteam rund um den Gründer und Geschäftsführer Thomas Laschyk

Eigenbeschreibung
„Wir verpetzen Volksverhetzer! – Wir zeigen die Strategien der Volksverhetzer auf, wir ‚verpetzen‘ bzw. entlarven ihre Lügen. Wir klären über diejenigen auf, die behaupten, das ‚Volk‘ auf ihrer Seite zu haben und die eine völkische Weltanschauung besitzen. Die auch in unserem Namen steckende Satire soll auch zeigen, dass wir unsere Arbeit angriffslustig, aber auch (selbst-)ironisch angehen.“ (Quelle)

Finanzierung
Hauptsächlich Spenden sowie zu einem kleinen Teil durch Merchandising.

Seit wann besteht das Angebot?
Seit 2018 (in seiner derzeitigen Form)

Hinweis: Den Faktencheck „Volksverpetzer“ können wir nicht ebenso ausführlich untersuchen wie die vorangegangenen Faktenchecks. Aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen auf der Website konnte der Volksverpetzer für den Untersuchungszeitraum nicht quantitativ analysiert werden. Wir beschränken uns daher hier auf die Aufbereitung und Bewertung des Angebots.

Aufbereitung und Bewertung der Faktenchecks

Dieser Artikel zu den Faktenchecks des Volksverpetzers ist Teil des Gesamtartikels „Wahrheit, Fehler, Fake? – Die Faktenchecks“. Die folgende Bewertung der Checks zu einzelnen Themen erfolgt im Vergleich mit anderen Checks zu jeweils demselben Thema. Dazu und zu den einzelnen Themen sind weitere Informationen in der Einleitung zum Gesamtartikel zu finden.

Die Faktenchecks des Volksverpetzers sind in den meisten Fällen recht ausführlich: Das Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“ (20.05.2022) umfasst über 8.400 Zeichen (inkl. Leerzeichen), der Artikel zur „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ hat 4.658 Zeichen (Links zu den Artikeln siehe die folgenden Abschnitte), es kommen allerdings noch einige Bilder mit viel Text hinzu, z.B. eine Antwort auf eine Presseanfrage an die Bundesagentur für Arbeit (BA). Bei weiteren Themen (z.B. bei einer Meldung zu Affenpocken aus dem Mai 2022 und bei einem Artikel zu angeblichen nationalsozialistischen Vorfahren von Olaf Scholz und Christian Lindner) liefert der Volksverpetzer Beiträge um die 10.000 Zeichen – und damit mehr als die meisten entsprechenden Checks der anderen Organisationen (mit Ausnahme des BR-Faktenfuchses, der bspw. zum Thema Affenpocken über 18.000 Zeichen anbietet). Wie bereits angedeutet fällt die Bebilderung zum Teil sehr ausführlich aus – die Headerbilder sind zudem wie die Überschriften recht meinungsfreudig, teilweise auch provokant. Gründer und Geschäftsführer Thomas Laschyk begründet dieses Vorgehen mit den Regeln von Social Media: Es müsse ein eindeutiger Rahmen vorgegeben und an die Emotionen appelliert werden. Zudem möchte man die „Strategien der Verschwörungsideologen“ satirisch gegen diese selbst verwenden – allerdings gut belegt (siehe hierzu: Baha Kirlidokme: „Zielgruppe ist die breite Masse“, auf den Seiten der taz vom 26.06.2020).

Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“ (zum Volksverpetzer-Faktencheck)

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“

Schon der erste Blick auf diesen Faktencheck zeigt auf, wie der Volksverpetzer in den meisten Fällen an einzelne Themen herangeht: Das Bild im Header zeigt eine Statue von Henri Vidal (1864-1918), die eine Person des Alten Testaments darstellt (Kain, den ersten Sohn von Adam und Eva), durch die Hand im Gesicht aber wie eine Person wirkt, die sich über die große Dummheit anderer wundert oder ärgert. Drei Stellungnahmen zu der Studie werden mit einem Stempel „Fake“ versehen und schon die Überschrift spricht umgangssprachlich und wenig sachlich von einer „Quatsch-‚Studie‘“. Der folgende Text ist im Vergleich dazu bis auf wenige Ausnahmen relativ nüchtern gehalten.

Der Volksverpetzer-Faktencheck zur „ImpfSurv-Studie“ nennt alle Argumente, die in allen anderen Faktenchecks ebenfalls angeführt werden. Als Belege werden vornehmlich ein Artikel der Website uebermedien.de, ein Online-Beitrag der ZEIT und der Faktencheck des Bayerischen Rundfunks zum Thema herangezogen. Hinzu kommen selbst recherchierte Social-Media-Stellungnahmen aus Wissenschaft und Politik, Bildnachweise aus Telegramkanälen von Querdenkern sowie Ausführungen zur „Fragwürdige(n) Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“. Eigene Rückfragen an den Verfasser der Studie oder an die Charité scheint es seitens des Volksverpetzers nicht gegeben zu haben.

Thema „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ (zum Volksverpetzer-Faktencheck)

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema „Rente für ukrainische Flüchtlinge“

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema „Rente für ukrainische Flüchtlinge“

Der Artikel „Jetzt hetzen Querdenker gegen Ukraine-Geflüchtete mit Neid-Lüge über Rente“ von Jenny Beck war 2022 noch unter der Überschrift „Faktencheck“ gelistet, mittlerweile ist er eingeordnet unter den Kategorien Aktuelles, Analyse und Ukraine.

Ausgangspunkt des Artikels ist eine Behauptung vom 13. April 2022 in einem Telegram-Kanal, wonach ukrainische Geflüchtete vom deutschen Rentensystem finanziell besser behandelt würden als deutsche Bürger*innen. Deutsche Jobcenter hätten per E-Mail Anweisungen dazu von der Regierungskoalition erhalten. Der Volksverpetzer hat daraufhin die Bundesagentur für Arbeit, die Deutsche Rentenversicherung Bund als für die Renten eigentlich zuständige Institution sowie auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales um Auskunft gebeten. Alle drei wiesen die Behauptung zurück.

Des Weiteren wird noch das ukrainische Renteneintrittsalter genannt und inwieweit es auch in Deutschland gelte sowie eine kurze Erklärung zum Narrativ der Querdenker geliefert.

Thema „Krieg in der Ukraine“ (zum Volksverpetzer-Faktencheck)

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema

Screenshot der Volksverpetzerseite zum Thema „Krieg in der Ukraine“

In Kriegszeiten sind Fake-News und Desinformationen Bestandteil der Propaganda, die von beiden Kriegsparteien eingesetzt wird. Wie geht die Volksverpetzer-Redaktion in Zeiten des Ukraine-Kriegs damit um?

Hierzu haben wir uns alle Artikel zum Thema „Ukraine“ aus dem Untersuchungszeitraum (Mitte Oktober 2022 bis Mitte Oktober 2023) angeschaut – allerdings dabei nicht unterschieden zwischen Analysen, Faktenchecks und weitere Kategorien. (Tatsächlich werden manche Artikel in der Überschrift „Faktencheck“ genannt, in der Kategorie steht allerdings „Analyse“, siehe z.B. die Artikel vom 20. und 25. April 2022).

Von den 97 Beiträgen des Volksverpetzers zum Ukraine-Krieg beschäftigen sich

  • 15 direkt mit der Propaganda Russlands,
  • 15 mit einzelnen Kriegsereignissen (vornehmlich den Geschehnissen in Butscha),
  • 8 mit Aussagen von Pro-Putin-Personen oder -Gruppen (genannt werden Querdenker, AfD-Anhänger und Impfgegner),
  • 7 mit Fragen rund um die Energie- und Energieversorgung nach dem Einfuhrverbot russischen Öls und die Rolle der Pipeline Nord Stream
  • 6 mit Aussagen zu ukrainischen Flüchtlingen und
  • 6 mit dem Thema „nationalsozialistisches Gedankengut in der Ukraine“.

Weitere Beiträge drehen sich z.B. um US-Biolabore in der Ukraine, um Wirtschaftssanktionen gegen Russland, um die Ausladung des deutschen Präsidenten oder auch um die Spaltung der rechten Szene in Deutschland bezüglich des Krieges.

Russische Propaganda und Behauptungen von Befürwortern der russischen Vorgehensweise (oder zumindest Verständnis zeigenden Personen) stehen also deutlich im Vordergrund. Allerdings zeigen sich innerhalb einzelner Artikel immer wieder auch Aussagen, die die andere Seite (pro-westliche oder -ukrainische) kritisch einordnen:

  • Laut dem Artikel „Reale und Fake Übergriffe auf russische Mitbürger“ vom 18. März 2022 habe es wiederholt Behauptungen seitens Russlands gegeben, dass es Angriffe auf in Deutschland lebende Russ*innen geben würde. Der Volksverpetzer betont zwar, dass diese Anklagen „teilweise erfunden und größtenteils nicht zu überprüfen“ seien. Erwähnt wird jedoch auch, dass es durchaus auch „echte“ Attacken auf russische Mitbürger und Institutionen gebe. (Als Grund für solche Anschuldigungen Russlands nennt der Artikel Versuche der russischen Regierung, „durch falsche Bilder und die Unterdrückung seiner Bevölkerung seinen Angriff zu legitimieren“.)
  • In einem Beitrag vom 9. Mai 2022 zur Frage, ob Russland im Kriegsgebiet systematisch Vergewaltigungen einsetzt, wird eingeräumt, dass etliche Berichte von Frauen zwar glaubwürdig seien, aber in vielen Fällen unabhängige Bestätigungen fehlten.

Trotz dieser Beispiele täte es dem Volksverpetzer gut, auch ukrainische Behauptungen stärker zu betrachten oder zumindest – wie es der Faktencheck des Bayerischen Rundfunks getan hat – zu erwähnen, dass grundsätzlich Behauptungen beider am Krieg beteiligten Seiten mit Vorsicht betrachtet werden sollten.

Fazit

Die Faktenchecks des Volksverpetzers sind meist gut recherchiert und argumentieren überzeugend. Über die Sinnhaftigkeit der teils doch recht provokanten Sprache in Bild und Text kann man sicherlich streiten – uns erscheint dies in puncto Seriosität eher hinderlich –, allerdings hebt sich der Volksverpetzer damit auch deutlich von den recht nüchtern aufgezogenen anderen Faktenchecks ab und spricht damit ggf. andere Zielgruppen an.

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