Die Faktenchecks der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
Analyse und Bewertung des dpa-Faktencheck
Allgemeine Informationen
URL
https://www.dpa.com/de/unternehmen/faktencheck#faktencheck-bei-dpaNachfolgende Recherchen anhand der Liste: https://dpa-factchecking.com/germany/.
Wer macht das Angebot?
dpa-Journalist*innen unter der Redaktionsleitung von Teresa Dapp.Eigenbeschreibung
„Die Journalistinnen und Journalisten der Deutschen Presse-Agentur formulieren die Faktenchecks so transparent wie möglich und legen damit Rechenschaft ab über ihre Recherchen und Arbeitsweisen. Das heißt zum Beispiel, dass alle in den Texten verwendeten öffentlichen Informationen verlinkt werden. Es ist das Ziel unserer Faktenchecks, dass die Leserinnen und Leser mit Hilfe der Links den Faktencheck nach Möglichkeit selbst vornehmen und sich eine eigene, auf Fakten gestützte Meinung bilden können. Meinungsäußerungen können nicht in einem Faktencheck geprüft werden.“ (Artikel „Faktencheck bei dpa“)Finanzierung
Eigene Einnahmen, keine staatliche Finanzierung.Seit wann besteht das Angebot?
Juli 2020, siehe den (zeitlich) ersten Beitrag am Ende der Seite https://dpa-factchecking.com/germany/
Themen der Faktenchecks und weitere Informationen
Insgesamt 687 Faktenchecks hat die dpa in dem untersuchten Jahr erstellt, im Durchschnitt also knapp 2 pro Tag. Schwerpunkte liegen, wie bei allen anderen Faktenchecks, bei den Themen Corona-Pandemie (247) und Ukraine-Krieg (138) (siehe Abb. dpa-Faktencheck – Themen).
Über die Hälfte (135) der Corona-Checks beschäftigen sich mit den Impfungen, weitere u.a. mit den Masken (9), den Zuständen in Krankenhäusern (5), den Corona-Tests (4), dem Lockdown (3) und der Sterblichkeit (3).
Zum Ukraine-Krieg finden sich viele Berichte über die Echtheit bestimmter Bilder und Videos. Thematisch geht es vielfach (insgesamt 24-mal) um einzelne Politiker, meist um Wolodymyr Selenskyj (11), um einzelne Kriegsereignisse (insgesamt 24, z.B. die Geschehnisse in Butscha), sowie um Waffen und Waffenlieferungen (8) und die Nähe der Ukrainer zu nationalsozialistischen Ansichten (5).
Einen relativ großen Raum nimmt, nach den Checks zu Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg, das Thema „Gewinnspiele“ ein: Angeblich bekannte Firmen rufen, vornehmlich in sozialen Medien, zur Teilnahme an großen (nicht existierenden) Gewinnspielen auf. Die Faktenchecks dazu sind zumeist ähnlich formuliert: Kurze Beschreibung der Quelle, darauf die Widerlegung des Sachverhalts mittels Stellungnahme des angeblichen Veranstalters und weiterer Merkmale.
Weitere Themen sind:
- Affenpocken: v.a. Fotos angeblicher Affenpocken-Erkrankter
- Energie/-krise: Behauptungen zu Nord Stream, Warnungen vor angeblichen Brennholzverkäufen, angebliche Vorgaben des Staates für Energienutzung in Schulen
- Gesellschaft: Stereotype einzelner Personengruppen (Mütter, Radfahrer)
- Klima: Zweifel an menschgemachten Klimawandel, CO2-Konzentration, angebliche Wärmewellen vergangener Jahrhunderte, Wetterkarte zur Untermauerung der Klimakrise geändert, verschiedene Zitate einzelner Klimaschützer
- Medien: Verschweigen bestimmter Themen, gefälschte Nachrichtenseiten
- Migration: Behauptung zur Bevorzugung von Flüchtlingen/Migrant*innen durch den Staat, Straftaten von Migrant*innen
- Politik: Wahlfälschungen, angebliche Änderungen der Bundeswehr-Aufgaben (im Inland), Aussagen einzelner Politiker*innen
- Rechtsextremismus / Reichsbürger: Frage nach der Souveränität Deutschlands, Hitlergruß verschiedener Personen
- Sonstiges: Mondlandung, Historisches (Hitler u.a.), Antisemitismus, angebliche Zitate alter Philosophen
- Soziale Unruhen / Proteste: Falsche Zuschreibung einzelner Menschenansammlungen, Teilnehmerzahlen bei Corona- und anderen Protesten
- Verkehr: E-Autos u.a.
- WFE / Great Reset: Kreislaufwirtschaft, Staat schadet Menschen durch gentechnisch veränderte Lebensmittel, Zusammenhang Ukraine-Krieg und Great Reset
- Wirtschaft: Kryptowährungen, Null-Euro-Ticket, Gefahr für Ersparnisse der Bürger*innen
Auch bei dpa gehen mit Beginn des Krieges die Checks zur Corona-Pandemie zurück, die Checks zum Krieg nehmen deutlich zu (zu den Ursachen siehe das Fazit des Gesamtartikels). Ab Mai 2022 bleiben Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie die vorherrschenden Themen. Zum Ende des Untersuchungszeitraums (ab Juli 2022) ist eine leichte Zunahme der Faktenchecks zu beobachten.
Aufbereitung und Bewertung der Faktenchecks
Dieser Artikel zum dpa-Faktencheck ist, wie oben erwähnt, Teil des Gesamtartikels „Wahrheit, Fehler, Fake? – Die Faktenchecks“. Die folgende Bewertung der dpa-Faktenchecks zu einzelnen Themen erfolgt im Vergleich mit anderen Checks zu jeweils demselben Thema. Dazu und zu den einzelnen Themen sind weitere Informationen in der Einleitung zum Gesamtartikel zu finden.
Die Faktenchecks der Deutschen Presseagentur (dpa) sind relativ kurz, bei den untersuchten Vergleichsthemen in 3 von 4 Checks die kürzesten: „ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“: 5.234 Zeichen (inkl. Leerzeichen), „Olaf Scholz / Ukraine-Krieg“: 2.462 Zeichen, ARD-Tagesthemen-Wetterkarte: 3.592 Zeichen, „Rente für ukrainische Flüchtlinge“: 4.115 Zeichen. Auch die Bebilderung fällt sehr knapp und nüchtern aus.
„ImpfSurv-Studie / Prof. Harald Matthes“ (zum dpa-Faktencheck)
Es scheint bei dem dpa-Faktencheck Programm zu sein, die Sachverhalte möglichst knapp und betont sachlich zu halten, um dem Leser einen schnellen Überblick zu einzelnen Behauptungen bieten zu können. Einer kurzen Einleitung mit der Behauptung folgt eine kurze Bewertung und die ausführlichere Faktenlage.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass nur einige der Argumente zum Thema „Studie“ im Check auftauchen: die ungeeignete Datenbasis, eine fragwürdige Methodik, unsichere Vergleiche mit anderen Studien. Eigene Anfragen wurden an die Charité sowie an Prof. Harald Matthes gerichtet. Interessanterweise gab Matthes der dpa eine Rückmeldung – und der Faktencheck geht gerade auf dessen Rückmeldung genauer und ausführlicher ein.
Thema „Olaf Scholz / Ukraine-Krieg“ (zum dpa-Faktencheck)
Recht kurz und sehr sachlich wird auch dieses Thema besprochen. Allerdings liest sich der gesamte Sachverhalt hier nicht so klar wie in anderen Faktenchecks zum Thema (s. beispielsweise den Check der AFP).
Thema „Wetterkarte der ARD-Tagesthemen“ (zum dpa-Faktencheck)
Im Faktencheck zur Wetterkarte stellt die dpa zunächst klar, dass es die beiden Wetterkarten von 2017 und 2022 tatsächlich so gab. Anschließend wird recht einleuchtend auf den Fakt verwiesen, dass die Wetterkarten für die Tagesthemen seit 2020 von der Tagesschau übernommen wurden. Und das seien, anders als zuvor, Temperaturkarten gewesen, also Karten, die je nach Temperatur andere Farben hatten. Als Beleg wird auf Bilder aus den einzelnen Sendungen verlinkt. Zudem wird ein eigenes Gespräch mit Silke Hansen, Leiterin der Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks und des ARD-Wetterkompetenzzentrum, sowie der ARD-Faktencheck zu demselben Thema angeführt.
Thema „Rente für ukrainische Flüchtlinge“ (zum dpa-Faktencheck)
Der Faktencheck nimmt zunächst Bezug auf den fehlerhaften Facebook-Kommentar des Mitteldeutschen Rundfunks. Anschließend werden die Richtlinien für Sozial- und Rentenleistungen anhand der entsprechenden Mitteilungen der Ämter erklärt. Auf die Quellen wird im Text als auch in einer Linkliste am Ende des Faktenchecks verwiesen.
Thema „Krieg in der Ukraine“ (zwei dpa-Faktenchecks, s. folgenden Text)
Fake-News und Desinformationen sind Fake-News und Desinformationen, egal von wem sie stammen. Und in Kriegszeiten sind sie ein Bestandteil der Propaganda, die von beiden Seiten, von beiden Kriegsparteien eingesetzt wird. Wie geht die Redaktion der dpa-Faktencheck damit um? Werden vermeintliche Falschnachrichten sowohl der pro-russischen Seite als auch der pro-ukrainischen Seite geprüft? Unter den dpa-Faktenchecks finden sich beide: „Russische Aussagen zu Leichen in Butscha“ werden ebenso geprüft wie eine Falschinformationen über Russland: „Video mit Stau an finnischer Grenze entstand vor Teilmobilmachung Russlands“ vom 22.09.2022. Das Video sollte aufzeigen, dass viele Russinnen und Russen vor dem Krieg bzw. vor der Einberufung zum Militärdienst flöhen – aber das Video gab es schon vorher. Der Faktencheck „Foto von Krim-Brücke wurde manipuliert“ vom 25.08.2022 stellt fest, dass es Fehlinformationen sowohl von russischer als auch von ukrainischer Seite gäbe. In dem beschriebenen Fall geht um einen Schriftzug „Welcome to Ukraine“, der angeblich auf einer elektronischen Anzeigetafel vor der russischen Krim-Brücke zu sehen war.
Fazit
Die Kürze der dpa-Faktenchecks lässt so manches Argument weg oder positiv formuliert: Die Redaktion erlaubt sich eine Auswahl der Argumente. Die Checks bieten trotzdem meist einen fundierten Überblick. Für Personen, die eine rasche Antwort benötigen, ist dpa sicherlich der erste Anlaufpunkt.
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