Wissen schafft Geschichten

Screenshot "StoryQuarks"
Screenshot des Podcatsangebots "StoryQuarks"
Screenshot „StoryQuarks“

Dass ein Wissenschaftspodcast weder langweilig noch schwer verständlich sein muss, beweist der WDR mit dem Storytelling-Podcast „StoryQuarks“. An praktischen Beispielen wird hier vermittelt, dass Wissenschaft unser Leben prägt – vom ökologischen Fußabdruck über das Beinkleid bis zur medizinischen Diagnose. Aufwendig produziert mit akustisch anspruchsvoller Gestaltung fesseln die inzwischen elf Folgen die Hörer*innen und vermitteln quasi nebenbei Wissen.

„StoryQuarks“ ist für den Grimme Online Award 2020 in der Kategorie „Wissen und Bildung“ nominiert. Im Interview berichtet Redakteurin Monika Kunze vom im deutschen Wissenschaftsjournalismus avantgardistischen Format des Storytelling-Podcasts und wie die Themen ausgewählt werden.

Wie entstand die Idee für StoryQuarks?

Angefangen hat es im Grunde alles bei einem Workshop mit Karin Schlüter von der Universität der Künste in Berlin, bei dem sie uns darauf aufmerksam gemacht hat, dass es im Bereich Wissenschaft noch nicht so viele Podcasts wie in vielen anderen Bereichen gibt und dass es sich lohnen könnte, da ein neues Format zu entwickeln. Damit war die Idee diffus in unserem Kopf und dann haben wir irgendwann angefangen, uns sehr systematisch mit der Sache zu beschäftigen. Wir haben geguckt, was es schon auf dem deutschen Markt gibt und haben vor allen Dingen Talkformate und Radiofeatures, die eben auch noch ins Netz gestellt worden sind, gefunden. Was fehlte, war aber ein Storytelling-Format und da haben wir beschlossen, das packen wir an!

Wer ist Teil des StoryQuarks-Teams?

Screenshot der Folge 8 "Das Ende der Schrecken"
Screenshot „StoryQuarks“

Wir haben ein Kernteam von 15 Leuten: Autor*innen, Redakteur*innen, Regisseur*innen und natürlich unseren Moderator, Sebastian Sonntag. Das Besondere bei uns war, dass wir von Anfang an alles zusammen entwickelt haben. Das heißt, wir haben gemeinsam Storytelling gelernt und gemeinsam überlegt, wie das Format konkret aussehen soll, welche Geschichten wir anpacken wollen. Es ist wirklich eine Teamleistung im ganz besonderen Sinne. Eine besondere Rolle hatte dann auch Sven Preger, unser Coach und Chefautor, der uns Storytelling beigebracht und dadurch ganz maßgeblich dazu beigetragen hat, dass StoryQuarks so geworden ist, wie man es jetzt hören kann.

Was will StoryQuarks?

Das Ziel von StoryQuarks ist es, über das Erzählen von Wissenschaftsgeschichte klarzumachen, dass Wissenschaft kein abgehobenes Zeug ist, sondern dass Wissenschaft wirklich unseren Alltag bestimmt. Das merkt man beispielsweise sehr deutlich an unserer ersten Folge. Da geht es um einen Mann, der sich entschließt, klimaneutral zu leben. Bei ihm war Wissenschaft der Anstoß, diesen Plan überhaupt zu fassen und Wissenschaft hat ihm dann auch dabei geholfen, den Plan umzusetzen. Das ist eine von diesen Geschichten, wo man sehr deutlich merkt, wie sehr Wissenschaft unseren Alltag prägt. Ein anderer Grund, warum wir StoryQuarks so machen, wie wir‘s machen, ist aber auch, dass es Spaß machen soll. Wenn man solche Geschichten erzählt, dann kann man sich als User*in die Fakten gut merken, aber es macht einfach auch Spaß und ist spannend. Wir haben von unseren User*innen immer wieder die Rückmeldung bekommen, dass sie unseren Podcast im Auto gehört haben und dann auf dem Supermarktparkplatz standen, aber nicht aussteigen konnten, weil sie erst wissen wollten, wie die Geschichte ausgeht.

Welche Themen werden behandelt und wie werden die Themen entschieden?

Manchmal sind das ganz kleine Zeitungsmeldungen, die jemand aus dem Team gelesen hat, wo man denkt, da könnte mehr dahinter stecken. Wir haben tolle Autor*innen, die bei ihren Recherchen ganz viel unterwegs sind, alle möglichen Leute kennenlernen und eben auch Leute, deren Geschichten erzählt werden müssen.

Screenshot der Folge 7: Schumanns Scheitern
Screenshot „StoryQuarks“

Es müssen schon Themen sein, die mit Wissenschaft zu tun haben, wir würden jetzt nicht irgendwas erzählen, Quarks steht ja für Wissenschaft. Aber die Geschichten müssen im Idealfall auch für etwas stehen, was für viele Leute in unserer Gesellschaft bedeutsam ist und sie berührt. Das kann das Insektensterben sein. Oder die Frage, wie man damit umgeht, wenn man mit einer Sache so richtig grundlegend gescheitert ist.

Wie viel Recherche steckt hinter einer Folge im Schnitt?

Der Rechercheaufwand ist enorm. Wir können uns ja nicht einfach ans Telefon hängen, um die Fakten zusammensuchen, wie man es macht, um einen Bericht zu schreiben. Unsere Autor*innen sind zum Teil auch mehrfach zu den Menschen gefahren, deren Geschichten wir erzählen wollten und haben mit denen viele, viele Stunden verbracht.

Ist das Storytelling-Format das Format der Zukunft, um Wissenschaftsjournalismus gesamtgesellschaftlich zugänglich zu machen?    

Ich glaube, es ist einfach eine Variante von Wissenschaftsjournalismus. Man muss viele Dinge machen, um Wissenschaft in die Gesellschaft zu tragen. Gerade jetzt auch in der Corona-Krise kann man mit Storytelling natürlich nicht alles abdecken, was an Berichterstattung gemacht werden muss. Ich finde, Storytelling ist einfach noch mal eine Facette mehr, mit der man Wissenschaft an die User*innen bringen kann.

Quarks war früher nur eine Fernsehsendung, inzwischen ist das Team auf allen Kanälen aktiv. Warum?  

Das war im Grunde eine Entscheidung der Geschäftsleitung. Quarks ist einfach eine sehr starke Marke und deswegen ist dann entschieden worden, dass alles, was Wissenschaft im WDR ist, unter diesem Namen laufen soll. Wir haben auch eine User-Experience gemacht, bei der wir unsere erste Folge vorgespielt und Stimmen eingefangen haben, wie das ankommt. Da haben wir auch nach dem Namen „StoryQuarks“ gefragt und ob der ihnen etwas sagt. Alle haben sofort etwas mit „Quarks“ anfangen können und da Stories Geschichten bedeutet, war das natürlich auch sofort klar. Deswegen haben wir den Namen „StoryQuarks“.

Screenshot aus dem Zoominterview mit Monika Kunze.
Screenshot Zoom: Monika Kunze im Interview
1 Kommentar
  1. Andrea sagte:

    StoryQuarks ist ein tolles Format. Ich habe zuerst ganz klassich nur „Laberpodcasts“ gehört. Meistens auf dem Weg zur Arbeit oder – noch häufiger – bei der Hausarbeit. Das ist unterhaltsam und schön, aber inzwischen streue ich auch immer wieder etwas Sachliches oder Wissenschaftliches ein. StoryQuarks ist empfehlenswert, zum Beispiel der NDR hat aber auch einige tolle Formate.

    Das ist wirklich eine sehr bekömmliche Art der Wissensvermittlung, weiter so!

    Antworten

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