„Diese Geschwindigkeit und Reibungsenergie zog sich durch das gesamte kreative Chaos unserer Produktion.“
Ein Interview mit Matthias Leitner über den für den Sonderpreis Künstliche Intelligenz nominierten Podcast „In 5 Tagen Mord – Die Krimi-Challenge mit KI“
Künstliche Intelligenz im Praxistest: Comedian Janina Rook und Netzexperte Christian Schiffer stellen sich in dem BR2-Podcast „In 5 Tagen Mord“ der Aufgabe, in kürzester Zeit ein Krimi-Hörspiel im Stile alter Radio-Krimis zu schreiben. Weil sie das noch nie gemacht haben, bekommen sie Hilfe von Krimi-Expert*innen – aber auch von Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT. Das Ergebnis ist ein spannender Blick über die Schulter, bei dem die Zuhörer*innen nicht nur gut unterhalten werden, sondern spielerisch und ganz nebenbei viel über KI erfahren. Projektleiter Matthias Leitner, Digital Storyteller und Creative Producer im Bayerischen Rundfunk, beantwortet drei Fragen zum Podcast.
Wie ist die Idee zu Ihrem Angebot entstanden? Gab es einen konkreten Anlass?
Gemeinsam mit meiner Kollegin Eva Deinert habe ich Kolleg*innen aus verschiedenen Bereichen des Bayerischen Rundfunks zu einem Workshop eingeladen. Uns war klar, dass wir etwas realisieren wollten, das den Einsatz von KI-Tools im kreativen Prozess des Schreibens und der Produktion untersucht und auf humorvolle sowie unterhaltsame Weise zur Diskussion stellt. Dabei sind mehrere, zunächst noch sehr grobe Ideen entstanden, die wir in den folgenden Wochen weiterentwickelt haben.
Als sich im Verlauf des Prozesses die Themen KI, Krimi und Hörspiel zur Idee „In 5 Tagen Mord – Die Krimi-Challenge mit KI“ verbunden hatten, bot sich direkt das Jubiläum „100 Jahre Hörspiel“ im Januar 2024 als Release-Termin an. Die Kolleginnen des BR-Hörspiels waren auch sofort begeistert und haben uns unterstützt.
Was war der größte Erfolgsmoment in der Arbeit, was die größte Herausforderung?
Die größten Herausforderungen liegen in der Anlage unseres Challenge-Formats: die knappe Zeit, das erste Aufeinandertreffen von Janina Rook und Christian Schiffer direkt im Studio, die Tücken der KI und das Schreiben eines Krimis, ohne absoluter Profi im Genre zu sein. Diese Spannung und das ständig drohende Scheitern wollten wir im Hörspiel spürbar machen.
Auf dem Weg gab es immer wieder kleine Erfolgsmomente, die sich durch die ganze Produktion zogen, und uns Mut gemacht haben. Zum Beispiel, als wir in der ersten Stunde der Studioaufnahmen merkten, dass die ganze Atmosphäre im Raum wirklich mit der gewünschten Energie und mit Humor aufgeladen war. Unsere Hosts Janina und Christian hatten sich gerade erst im Studio kennengelernt, als bereits Expert*innen ins Studio kamen und die KI-Tools bedient werden mussten. Diese Geschwindigkeit und Reibungsenergie zog sich durch das gesamte kreative Chaos unserer Produktion – von der ersten Minute der Aufnahmen, bis zum Table Read der ersten Szene des Krimis und schließlich zur Produktion des fertigen Hörspiels.
Besonders erleichtert waren wir, als dann Christian mit der ersten Version seiner Erzählertexte zur Edit-Runde kam, Eva und ich die Audios zugespielt haben, und Kolleg*innen, die bisher wenig mit dem Projekt zu tun hatten, bei dieser Live-Aufführung der ersten Episoden laut lachten und sich gleichzeitig sehr konzentriert alles anhörten.
Welche Resonanz gab es auf Ihr Angebot und wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
KI-Enthusiasten haben uns geschrieben, wie viel sie über das Krimigenre gelernt haben, während Krimifans begeistert waren, wie viel sie über KI erfahren konnten – da haben sich zwei Welten miteinander verbunden. Der Podcast wurde sehr positiv aufgenommen, und wir sind glücklich, dass der Humor und die Leichtigkeit, die wir angestrebt haben, auch wirklich bei den Zuhörer*innen angekommen sind.
In unserem kleinen Innovationsteam haben wir aktuell viele Ideen, darunter auch eine, die unter dem Arbeitstitel „In 5 Tagen …“ verschiedene Optionen für ein Nachfolgeprojekt durchspielt.
Vielen Dank für das Interview!
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