Kunst und Knust

Podcasts, Websites, TikTok- und Instagram-Kanäle über Kunst und Künstler

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Diesem Spruch, der vielfach, aber fälschlicherweise dem berühmten Humoristen Karl Valentin zugeschrieben wird, kommt im Wettbewerb des Grimme Online Award in diesem Jahr eine besondere Bedeutung zu: Die bisherigen Einreichungen umfassen einige Podcasts zum Thema Kunst, die dem GOA-Sichtungsteam und der Nominierungskommission einige Stunden konzentriertes Hören mit anschließender Bewertung abverlangen. Aber auch Beiträge kürzerer Formate bei TikTok und Instagram zum Themenfeld Kunst sind dabei. Hier stellen wir ein paar Angebote vor. Update: Am 9. August 2024 haben wir diesen Artikel noch um ein recht spät eingegangenes Projekt (Website „Vom Werk zum Display“) ergänzt – siehe unten.

Preiswertes Kunstwerk; Bild: Michael Schnell / Grimme-Institut

Preiswertes Kunstwerk; Bild: Michael Schnell / Grimme-Institut

Das ist Kunst

Screenshot der Website zum Podcast „Die Leichtigkeit der Kunst“

Screenshot der Website zum Podcast „Die Leichtigkeit der Kunst“

Bereits seit August 2020 gibt es den interessanten Podcast „Die Leichtigkeit der Kunst“ von Claudia Linzel, freiberuflich in Projektmanagement und Journalismus tätig. Mittlerweile 349 Folgen, meist zwischen 30 Minuten und einer Stunde lang, sind da zu hören. Das Thema wird kurz eingeleitet, die Gäste vorgestellt und dann lässt die Gastgeberin sie reden. Linzel fragt selten, dann aber gezielt nach, bringt das Thema, wenn nötig, gut wieder auf die Spur. Ja, es hängt von den Gästen – Menschen aus der Kunst- und Kulturszene – ab, ob der/die Hörende eine Podcastfolge interessant findet oder nicht. Aber das ist bekanntlich bei vielen Podcasts der Fall. Wer sich für Kunst interessiert, sollte zumindest mal reinhören. Die Themenbreite lässt viel Auswahl zu.

zur Website zum Podcast „Die Leichtigkeit der Kunst“ 

Screenshot des Instagram-Kanals

Screenshot des Instagram-Kanals „Das ist also Kunst“

Deutlich lockerer und leichter kommt seit Mai 2022 der Instagram-Kanal „Das ist also Kunst“ daher, aber nicht oberflächlich – vielleicht von den absichtlich etwas seicht gehaltenen Unterrichtsszenen, Schulfach Kunst, abgesehen. Der Kanal mit derzeit über 57.000 Followern stammt von ZDFkultur und stellt, neben kleinen Instagram-gerechten und oft sympathischen Späßen, einzelne Klassiker der Kunstgeschichte vor: Boschs „Garten der Lüste“, Vermeers „Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“. Oder es werden Werke vorgestellt, die wegen eines Zuviels an nackter Haut zensiert werden mussten. Abwechslungsreich und für einen kurzen Kunsthappen gut geeignet.

zum Instagram-Kanal „Das ist also Kunst“ https://www.instagram.com/dasistalsokunst/

Screenshot der Website

Screenshot der Website „Meinungsbilder“

Im Video-Projekt „Meinungsbilder. Filmreihe zur Bildungsinitiative“ (April/Mai 2023) stellen sechs Personen (Schauspieler*innen, Autor*innen usw.) sechs Gemälde vor, beschrieben und deuten sie. Bei Erklärungen unterstützen Grafiken und Fotos das Gesagte. Ausgehend vom Gemälde werden Ausflüge in die Gegenwart unternommen. Enissa Armani sagt, sie interessiere sich für „Eure Meinung“, aber leider bietet diese Website keine Funktion dafür – und bei YouTube werden die Aufrufzahlen angezeigt (5000-mal), aber Kommentare sind nicht vorhanden. Nicht immer überzeugt der Schwenk in unsere Zeit, trotzdem basiert das ganze Projekt auf einer schönen Idee, die in einer ästhetischen und dem Betrachten der Kunst angemessenen gemächlichen Weise umgesetzt wurde.

Übrigens: Die Wege des Städel Museums in Frankfurt a.M. und des GOA kreuzten sich schon einige Male:

  • 2015 erhielt das Museum einen Award in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ für ein „Digitorial“ zur Schau „Monet und die Geburt des Impressionismus“,
  • 2016 wurde die App „Imagoras – Die Rückkehr der Bilder“ nominiert,
  • 2017 ein interaktiver Onlinekurs zur Kunstgeschichte der Moderne,
  • 2019 das Oral-History-Projekt „Café Deutschland“ und
  • 2020 die fünfteilige Podcast-Serie „Finding van Gogh“ nominiert.

zur Website des Projekts mit allen Videos

Podigee-Website zum Podcast

Podigee-Website zum Podcast „Lecker KUNST : leicht verständlich“

„Lecker KUNST : leicht verständlich“ verspricht schließlich der Podcast von Michael Nolte und Florian Wessels. Seit November 2021 und seither in 78 Folgen (Stand 29.07.2024) möchte er einem breiten Publikum Kunst und Kunsttheorie zugänglich machen. Es geht um Gustav Klimts Werk „Fräulein Lieser“, um Kunstfälschung, um Kunst gegen Rassismus u.a.

zum Podcast auf podigee.io 

Kunstgeschichte

Website zum Podcast „Monet – Zeiten des Umbruchs“

Website zum Podcast „Monet – Zeiten des Umbruchs“

Der Mensch und Künstler Claude Monet steht im Mittelpunkt des Podcasts „Monet – Zeiten des Umbruchs“ (Juni/Juli 2023) des Potsdamer Museums Barberini. Die erste Folge beginnt mit den umfangreichen und akribischen Recherchen zu seinem Werk „Impression, Sonnenaufgang“: Was stellt es genau dar? Wo genau wurde es gemalt? Ist da ein Sonnenaufgang oder ein -untergang zu sehen? Und: Wann ist es überhaupt entstanden? Alle Fragen konnten beantwortet werden und zeigen auf, mit welch detailverliebter Beobachtungsgabe und Einzigartigkeit Claude Monet an dieses Bild heranging. Davon ausgehend wird das Leben und Werk des Impressionisten in sechs Folgen à 30 Minuten von der Nachrichtensprecherin und Fernsehmoderatorin Linda Zervakis spannend nachgezeichnet.

zum Podcast bei Spotify

TikTok-Kanal von ohnetitel3000

TikTok-Kanal von ohnetitel3000

Kindern und Jugendlichen Kunst näherbringen – ein schwieriges Unterfangen! Einen mal ganz anderen Weg dorthin schlägt der schräge TikTok-Kanal @ohnetitel3000 ein: Handgezeichnete Clips stellen, witzig bis absurd, aber immer liebevoll animiert, Kunstwerke vor oder erzählen außergewöhnliche Momente der Kunstgeschichte nach. Ein Mädchen sucht seinen Perlenohrring, Lästerei trifft auf das bekannte Bild einer Pfeife von René Magritte und Salvador Dalis Lippensofa verschluckt jemanden. Seit der 2. Staffel führt ein witziges Brot-Endstück auf zwei Beinen namens Knust durch das Programm.

zum TikTok-Kanal @ohnetitel3000

Gegenwartskunst

Screenshot der Podcastseite zu

Screenshot der Podcastseite zu „Banksy“ in der ARD-Audiothek

Banksy ist das Pseudonym eines britischen Streetart-Künstlers, eine Person, über deren Identität es verschiedene Aussagen gibt. Die Podcastreihe „Banksy – Rebellion oder Kitsch?“ von ARD und rbbKultur (Juli/Aug 2023) informiert in 30- bis 40-minütigen Folgen über Banksy und seine Werke. Die Autorin hat die Orte seines Wirkens aufgesucht, als erstes Bristol, wo er seine ersten Graffitis – natürlich illegal – an Wände gesprüht hat. Sie spricht mit Weggefährten des Künstlers – die ihn persönlich kennen, aber seine Identität nicht preisgeben – über seine Herkunft, seinen Aufstieg. Aus Banksys Schaffensprozess heraus geht es im Podcast auch um Politik, um Israel und Palästina, um die Ukraine.

zum Podcast in der ARD-Audiothek

Screenshot der Podcastseite von Billion Dollar Apes – Kunst, Gier, NFTs in der ARD-Audiothek

Screenshot der Podcastseite von Billion Dollar Apes – Kunst, Gier, NFTs in der ARD-Audiothek

Digitale Kunst kaufen und verkaufen – das ist möglich mit NFT, Non-Fungible-Token, also einer Art „nicht-austauschbarer Wertmarken“ (so die ungefähre Übersetzung), die eigentlich nur den Verweis auf eine URL des Kunstwerks beinhaltet. Damit ist sichergestellt, dass ein digitaler Inhalt, z.B. ein Bild oder ein Video, nur einmal existieren kann, nur einer Person gehören kann. Was macht diese Art des Besitzes, des Handelns mit digitaler Kunst mit der Kunstwelt selbst? Welche Auswirkungen hat das Ganze auf unseren Kunstbegriff? Diesen Fragen geht ein interessanter Podcast von Deutschlandfunk Kultur und dem ZDF nach, der in diesem Jahr bereits den Deutschen Podcastpreis erhielt: „Billion Dollar Apes – Kunst, Gier, NFTs“. In 6 Folgen (Juni 2023) von je 30 Minuten wird die Geschichte des „Bored Ape Yacht Club“ erzählt, einem Zirkel von Influencer*innen, Promis, Kryptoadel und Kunstmarktexperten, der sich um einen Hype, nämlich hochpreisige Affen-NFTs, versammelt. Eine merkwürdige, aber spannende und im übrigen soundtechnisch hervorragenden Geschichte, der die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer nachgeht.

zum Podcast in der ARD-Audiothek

Update: Kunst und Digitalität

Screenshot der Website

Screenshot der Website „Vom Werk zum Display“

Einen außergewöhnlichen Zugang zu Kunstwerken bietet die Website „Vom Werk zum Display“ der Kunsthalle Mannheim und des Kunstmuseums Stuttgart. Zu 22 Werken wurden digitale Zugänge oder Räume geschaffen. Wer eine vielleicht ausgeklügelte 3D-Betrachtung der Kunstwerke erwartet, wird enttäuscht – aber vielleicht umso mehr begeistert sein, wie fantasievoll einzelne Werke den Nutzer*innen der Website nahegebracht werden. Mitmachen ist angesagt, z.B. Farben und Kontraste eines Gemäldes verändern und lernen, wie damit unterschiedliche Stimmungen erzeugt werden können, oder aus einzelnen Werken einer Künstlerin Collagen und neue Kunstwerke erstellen.

zur Website „Vom Werk zum Display“ 

Hinweis zu den Netzblicken des GOA-Blogs

Die Netzblicke widmen sich interessanten Angeboten aus dem laufenden Wettbewerb des Grimme Online Awards, stellen aber auch interessante Websites, Podcasts, Social-Media-Kanäle oder einzelne hervorhebenswerte Reportagen und Beiträge vor.

Die ausgewählten Netzblicke berühren im Übrigen nicht die Entscheidungswege von Nominierungskommission und Jury!

alle Beiträge der Kategorie „Netzblicke“ 

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