Podcast „Versus“: Streiten, ohne sich zu zerstreiten

Wir haben uns einen neuen Podcast angeschaut und angehört: „Versus“ mit den Hosts Nicole Diekmann und Stephan Anpalagan. Es geht um gesellschaftlich kontroverse Themen, um die Argumente für und gegen bestimmte Ansichten – und auch darum, wie darüber gestritten werden kann.

Screenshot der Spotify-Seite zum Podcast

Screenshot der Spotify-Seite zum Podcast „Versus“

Der Podcast ist, Stand 27. Juni 2024, erst vier Folgen alt. Und doch zeigt sich schon jetzt  eine recht große Bandbreite der Themen: Die erste Folge dreht sich um die Frage, ob ein Verfahren zum Verbot der AfD angestrengt werden sollte oder nicht. Zur Notwendigkeit der Regulierung künstlicher Intelligenz wird in der zweiten Folge diskutiert. Darauf folgen die Themen „Dresscode: Brauchen wir eine Kleiderordnung an Schulen?“ und „EM: Ist die UEFA-Europameisterschaft moralisch vertretbar?“ Einmal pro Woche, jeweils am Mittwoch, erscheint eine neue Folge.

In den jeweils ca. 30 Minuten langen Folgen von „Versus“ diskutieren die Journalistin und ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann und der Journalist, Strategieberater und Musiker Stephan Anpalagan über ein gesellschaftlich umstrittenes Thema. Zum Ende einer Folge wird ausgelost, wer beim nächsten Mal die Pro- bzw. die Kontraperspektive einnimmt. Das ist das Besondere am Podcast: Diese Perspektiven müssen nicht notwendigerweise mit den Meinungen der beiden Hosts übereinstimmen.

Jede Folge beginnt mit einer kurzen Einführung in das jeweilige Thema sowie einer Erinnerung, wer welche inhaltliche Position einnimmt. Anschließend (bei ca. 3-4 min) legt jede Seite in jeweils 1,5 Minuten ihr Hauptargumente dar, bevor es in eine knapp 20-minütige Diskussion geht. Und am Ende wird gefragt: Was habe ich, was hast du gelernt? Und wie üblich bei guten Podcasts: Die Shownotes listen die Quellen für die einzelnen Ansichten auf.

Die Themen werden gut und recht umfänglich diskutiert. Nicht alle Argumente können ganz ausdiskutiert werden, hier und da wären andere Verläufe durchaus denkbar (wie bei Diskussionen allgemein). Die kurze Darlegung der Hauptargumente gibt eine gute Richtung vor, die nachfolgend als hilfreiche Leitplanke dient. Trotz des künstlichen Aufbaus – hier diskutieren nicht zwei, die sich tatsächlich mit verschiedenen Meinungen gegenüberstehen – wirken die Dialoge nicht aufgesetzt und nicht in dem Maße zielgerichtet, dass klar ist, wohin das Gespräch führen wird oder führen soll. Das ist Diekmann und Anpalagan zu verdanken, die damit zudem beispielhaft aufzeigen, wie um kontroverse Themen konstruktiv gestritten werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass einer dem anderen zuhört, dessen Argumente zu verstehen versucht und ggf. auch bereits ist, die eigene Meinung zu ändern oder zumindest zu überdenken.

Es bleibt abzuwarten, ob das Format angenommen wird und viele Zuhörer auf Dauer binden kann. Denn tatsächlich würde man sich solche sachlichen Streitgespräche, bei denen beide Seiten jeweils schauen, was sie aus den Gegenargumenten lernen können, vielleicht eher von Personen wünschen, die tatsächlich für die konträren Meinungen stehen. Im Übrigen: Die Zuhörer*innen werden nicht nur aufgefordert, ihr Feedback zurückzulassen, sondern auch aktiv Themen vorzuschlagen.

Fazit: Ein spannender und gut anzuhörender Podcast zu interessanten Themen.

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