Netzblicke

Als Avatar in die Ewigkeit?

Der Tod ist schwer begreifbar, der drohende Verlust des eigenen Lebens oder das Ableben einer nahestehenden Person lässt viele Menschen fassungslos zurück. Mehrere Firmen bieten mittlerweile die Möglichkeit an, sich zu Lebzeiten einen lebensechten Avatar mit originalgetreuer Stimme, täuschend echter Ausdrucksweise und Gestik zu schaffen – künstliche Intelligenz macht’s möglich. Was bewegt Menschen dazu, mittels einer virtuellen Kopie über den Tod hinaus „existieren“ zu wollen? Wie ist dies ethisch einzuordnen? Der GOA-Blog hat einige Beiträge zu der aktuellen Diskussion zusammengetragen.

Screenshots der im Artikel erwähnten Beiträge; Montage: Grimme-Institut

Screenshots der im Artikel erwähnten Beiträge; Montage: Grimme-Institut

Der Fall Michael Bommer

Michael Bommer (61) ist unheilbar an Krebs erkrankt und wird in Kürze sterben. Ein Beitrag auf der Nachrichtenseite des ZDF erklärt die Möglichkeit, sich sowohl ein sprachliches KI-Chatbot als auch einen virtuellen Avatar zu erschaffen, der nach dem Tod weiter existieren kann. Bommer ist einer der Ersten, der dies für sich umsetzen lässt. Was bedeutet das für ihn jetzt und für die Verwandten in der Zukunft? In dem Beitrag wird von einer Wissenschaftlerin auch die Frage nach der Ethik kurz angerissen.

zum Beitrag auf zdf.de

Podcast des Spiegel

Um denselben Fall geht es in einem fast einstündigen Podcast des „Spiegel“. Darin erzählt Michael Bommer zunächst seine Krankengeschichte, äußert sich zu den Möglichkeiten lebensverlängernder Maßnahmen, spricht über sein persönliches Abschiednehmen von Freunden und Bekannten, bis bei Minute 22 das eigentliche Thema beginnt. Die erste Kontaktaufnahme seines ehemaligen Arbeitskollegen, mit dem Bommer in einer Softwarefirma zusammengearbeitet hat, führte zu ersten Planungen für einen Avatar. Dieser soll per künstlicher Intelligenz Aussehen, Mimik und Körperbewegungen von Bommer übernehmen, seine Meinungen und Ansichten sowie die Art seines Sprechens wird durch das Training eines Chatbots ermöglicht. Auch ethische Fragen werden thematisiert, der Podcast bleibt aber größtenteils auf einer persönlichen Ebene.

zum Podcast auf spiegel.de

Diskussion auf der re:publica

Mit Tod, KI und virtuellem Weiterleben beschäftigte sich auch eine Diskussionsveranstaltung auf der re:publica. Im Vorfeld der Konferenz führte Jonathan Hadem (Redakteur und Moderator von SWR Aktuell) mit einem der (späteren) Diskutanten, dem Soziologen Matthias Meitzler von der Uni Tübingen, ein ca. vierminütiges Interview. Darin geht es um die Gefahr möglicher Manipulationen, die zu Falschinformationen des Avatars führen könnten, aber auch um die Störung der Trauerbewältigung und die Sinnhaftigkeit solcher Anwendungen an sich. (Die Diskussion findet sich [noch] nicht auf dem YouTube-Kanal der re:publica. Sollte sie noch erscheinen, werden wir hier den Link ergänzen.)

zum Interview auf swr.de

Informationen zur Session „Deathcare. Kann KI Trauer heilen?“ mit Hans Block, Matthias Meitzler, Cori Moore, Daniel Alt, Lilli Berger

Interview mit Lili Berger

Eine der Teilnehmer*innen an der Session, Lili Berger, hat radioeins vom rbb ein Interview gegeben. Sie ist ausgebildete Bestatterin und erstellt mit ihrer Firma virtuelle 3D-Erinnerungsräume, die gleichzeitig Begegnungsräume für Verwandte und Freunde von Verstorbenen sein können. Im Gespräch geht es zudem um die Potenziale von KI für die Trauerverarbeitung.

zum Interview mit Lili Berger

Siehe auch:

Hinweis zu den Netzblicken des GOA-Blogs

Die Netzblicke widmen sich interessanten Angeboten aus dem Wettbewerb des Grimme Online Awards, stellen aber auch interessante Websites, Podcasts, Social-Media-Kanäle oder einzelne hervorhebenswerte Reportagen und Beiträge vor.

Die ausgewählten Netzblicke berühren im Übrigen nicht die Entscheidungswege von Nominierungskommission und Jury!

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