Der Typ aus den Videos
Wer ist „Der Typ aus den Videos“ überhaupt? Es handelt sich um den Comedian Fabi Rommel. Sein TikTok-Account ist einer der Nominierten beim Grimme Online Award 2023 in der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“. Seine humorvollen Sketche unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von anderen Comedians. Fabi Rommel wirkt sehr leise und monoton. Seine Videos scheinen willkürlich und wirken erstmal abstrakt. Allerdings nur so lange, bis die Zuschauer*innen sich selbst in exakt der dargestellten Situation wiederfinden. Besonders charakteristisch: seine absurden Loops. An der Küchenspüle ertrinken? Ein Angriff von Außerirdischen wegen eines Handylichts? Kann passieren!
Die Nominierung ist ganz sicher eine große Ehre für dich. Du hast mittlerweile auch eine eigene Deutschlandtour. Wie würdest du diesen wachsenden Erfolg auf Social Media beschreiben? Inwiefern hat dir das die Tour überhaupt ermöglicht?
Fabi Rommel: Ich würde schon sagen, dass es einen ziemlich großen Einfluss hatte, wenn nicht sogar komplett. Ich mache jetzt seit sechs Jahren Stand-up-Comedy und man macht es ja erst mal, um besser zu werden und sich weiterzuentwickeln, aber allein durch Stand-up-Comedy in Berlin bekommst du keine Reichweite. Die Comedy kommt somit nicht mal an die Leute ran, die dich vielleicht gut finden würden. Und in dieser Hinsicht ist Social Media mega wichtig, vor allem weil unabhängig von Ort und Zeit jede*r meine Videos auf seinem Handy sehen kann. Und letztlich kann ich dann überhaupt sehen, ob sie es witzig finden.
Macht dir die Arbeit auf TikTok mehr Spaß als die pure Stand-up-Comedy?
Fabi Rommel: Tatsächlich würde ich sagen, dass mir die Stand-up-Comedy mehr Spaß macht als die kurzen Sketche. Die Sketche mache ich zwar sehr gern. Das heißt, ich schreibe sie und schneide sie sehr gerne. Aber dennoch, ist die Stand-up-Comedy für mich das Größte.
Gibt es bestimmte Merkmale oder Punkte, auf die du bei deinen Videos besonders achtest?
Fabi Rommel: Selbstverständlich. Zum einen das Technische. Das bedeutet, ich prüfe, dass alles passt, beispielsweise die Länge des Videos, das Bild und der Ton. Im Schreiben habe ich immer darauf geachtet, dass das Video gut und einfach in die Story einführt, sodass man es sofort am Anfang versteht und das Video einen direkt fesselt. Des Weiteren achte ich auf das, was meine Sketche ausmacht: dass genug Witz drinsteckt, also eine gewisse Joke-Dichte. Ansonsten versuche ich recht kreativ zu sein in den Ideen und dann will ich mich da auch künstlerisch nicht zu sehr einschränken.
Was möchtest du deinen Follower*innen eigentlich mitgeben? Ist es vor allem Freude?
Fabi Rommel: Ja ganz genau. Das ist meine Ansicht von Comedy oder was ich denke, warum es so wichtig ist. Dabei versuche ich komplett unpolitisch zu sein, weil ich das Gefühl habe, dass heutzutage jeder eine Botschaft oder seine Politik aufdrängen möchte. Ich versuche die Leute durch Lachen und Comedy zusammenzubringen und zu unterhalten. Und mit Humor kannst du es immer gut schaffen, Dinge zu verarbeiten. Dabei kannst du dich vom Alltag ablenken und runterkommen. Und dafür ist es ja im Grunde da. Dafür gibt es ja auch Unterhaltung.
TikTok verlangt dauernd Nachschub und man muss wirklich kreativ sein. Wie vereinbarst du das mit deinem Alltag? Setzt dich der andauernde Produktionsdrang unter Druck?
Fabi Rommel: Ja mit der Zeit wächst der Druck schon. Am Anfang habe ich fast anderthalb Jahre am Stück durchgezogen und zwei Videos wöchentlich veröffentlicht. Und das fühlt sich dann irgendwann schon an wie eine Fließbandproduktion, zumal alle zwei Tage samt Planung, Aufnahme, Schnitt und Bearbeitung ein neuer Sketch veröffentlicht wurde. Und irgendwann ist es auch bei Comedy immer so, dass du nur eine begrenzte Anzahl an Themen hast. Ebenso passiert es, dass die Leute dich über die Zeit auch etwas langweiliger finden als am Anfang, weil sie dich schon so oft mit bestimmten Themen gesehen haben. Momentan merke ich auch, dass die Aufrufe etwas zurückgehen. Und das ist dann der Moment, wo man sich Gedanken darüber machen sollte, was man verändern könnte, sodass es für die Zuschauer*innen immer noch spannend bleibt.
Was unterscheidet dich von anderen Comedy Creator*innen? Was macht dich so spannend?
Fabi Rommel: Das ist schwer zu sagen. Ich kenne nicht so extrem viele in Deutschland. Was in meinem Fall hilft und auch den anderen Leuten auffällt, ist meine Art. Ich drehe meine Videos in einem recht leisen und monotonen Ton. Dabei ist TikTok eine eigentlich sehr laute Plattform, wobei die Content Creator*innen in den Videos eher dazu neigen zu schreien. Dadurch, dass ich mich als Stand-up-Comedian bereits sehr viel mit Storytelling und Joke-Writing beschäftigt habe, hat mir diese Erfahrung meines Erachtens dabei sehr geholfen.
Wie ist deine Erfahrung mit Reaktionen von Zuschauer*innen? Bekommst du vorwiegend positive oder auch mal negativere Reaktionen?
Fabi Rommel: Die Kommentare und Nachrichten sind überwiegend positiv. Es gibt ganz wenige Reaktionen, die negativ sind, aber das ist wirklich so ein Bruchteil, dass es die anderen Menschen nicht merken würden, sondern nur ich. Dabei besteht natürlich auch immer die Gefahr, sich gleich hineinzusteigern.
Wie bist du generell auf die Themen gekommen, die du in deinen Videos behandelst? Gibt es eine Vorgeschichte?
Fabi Rommel: Mittlerweile sind es so viele Themen, dass auch die Themenfindung eher willkürlich ist. Manchmal begegne ich im Alltag Situationen, die ich gleich als Videoidee nutze. Ein Beispiel dafür wäre, dass ich 5 Euro in meiner Hosentasche finde und mir unmittelbar der Gedanke kommt, dass viele dieses Gefühl kennen müssten. Manchmal kommt eine Videoidee auch rein zufällig und belanglos in den Sinn. Gelegentlich mache ich auch Brainstorming, wobei ich dann gezielt überlege, was für Themen interessant sein könnten. Tatsächlich variiert es.
Tauschst du dich für die Themenfindung oder die Produktion auch mit anderen Leuten aus?
Fabi Rommel: Nein, die Videos plane und drehe ich komplett selbst, dahinter steckt kein Team, sondern nur ich.
Das Interview führten Pelin Daldi und Gamze Yilmaz. Die Interviews entstanden in medienpraktischen Übungen im Bachelor-Studiengang “Mehrsprachige Kommunikation” an der TH Köln.
Neueste Kommentare