Datenschutz?!
Vorwort: Seit Beginn des Jahres 2021 arbeiten Studierende und Forschende des Instituts für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln in Kooperation mit dem Grimme-Institut Marl und gefördert durch das Grimme-Forschungskolleg der Universität zu Köln an der systematischen und quellenkritischen Erschließung des Datenbestandes, welcher in 20 Jahren Grimme Online Award, d.h. zwischen 2001 und 2020, entstanden ist.
Dabei geben die beteiligten BA- und MA-Studierenden im Rahmen zweier Kanäle auf Instagram unter @20_GOArchiv und auf Facebook unter 20_GOArchiv, sowie ausgewählter Blogbeiträge, wie diesem hier, einen ersten Einblick in ihre Arbeit im Kontext des Lehrforschungsprojektes im Sommersemester 2021 unter Leitung von Prof. Benjamin Beil und Stefan Udelhofen. Präsentiert werden Fundstücke und Anekdoten, eigene, forschungspraktische Reflexionen sowie erste Erkenntnisse der Erkundungen der Geschichte und des Archivs des GOA. Einerseits soll so für wissenschaftliche Vorgehensweisen und die geschichtliche Auseinandersetzung mit dem WWW sensibilisiert werden. Andererseits möchten die Beteiligten alle Interessierten zur gemeinsamen Diskussion einladen. (Stefan Udelhofen)
Im Verlauf der Archivarbeit hat Lara Steinke festgestellt, dass auch das Thema “Hacking” und “Datenschutz” am Grimme Online Award nicht spurlos vorbeigegangen ist und wirft einen Blick auf das 2015 ausgezeichnete Angebot “netwars / out of CTRL” und untersucht, wie es heute um die Sicherheit unserer Daten im Netz steht.
„Denn du weißt nie, wer die Kontrolle hat.“ – so lautet die Einleitung der interaktiven Webserie „Netwars / out of CTRL“. Dieses Projekt erzählt in fünf Teilen eine Story über einen drohenden Cyberkrieg. Dazu werden Interagierende über bereits vorhandene Angriffe informiert und selber Opfer eines Hackerangriffs, ohne dass wirklich Daten gesammelt und veröffentlicht werden. Doch wie kam es zu diesem Projekt und was hat der #GOA15 damit zu tun?
Netwars / out of CTRL wurde im Rahmen der Documentary Masterschool 2011 entwickelt und von der filmtank Gmbh produziert. Neben der Webserie gibt es zusätzlich eine Graphic-Novel-App und ein Hörbuch. In den fünf Episoden des Crossmedia-Projekts lernen Nutzende, wie gefährlich Cyberangriffe sind, wie leicht sie ausgeführt werden können und auch, was für kleine Veränderungen gemacht werden können, um sich besser zu schützen.
Nicht nur im Rahmen von ZDF und arte erhielt das Projekt mediale Aufmerksamkeit, sondern auch beim Grimme Online Award. Im Jahr 2015 wurde die interaktive Webserie mit dem GOA ausgezeichnet. Gewonnen hat Netwars / out of CTRL in der Kategorie Wissen und Bildung nicht nur wegen der künstlerischen und technischen Umsetzung. Entscheidend waren auch die äußeren Umstände und die daraus resultierende Aktualität, da am 15. Mai 2015 von der dpa bestätigt wurde, dass das interne Datennetz des Deutschen Bundestags gehackt wurde. Mutmaßlich für den russischen Geheimdienst Arbeitende hatten sich mit Hilfe eines Trojaners Zugang zu Administrator-Passwörtern verschafft (https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/cyberangriff-auf-bundestag-trojaner-kam-durch-link-in-e-mails-13643041.html).
Wie leicht jemand dazu verleitet wird, unbekannten Dateien Zugriff zu gewähren, demonstriert auch Netwars / out of CTRL. Während die Zuschauenden gebannt der direkten und eindringlichen Ansprache eines Protagonisten lauschen, werden diese ganz nebenbei dazu aufgefordert, Dateien abzuspeichern oder zu öffnen. Je nachdem, ob man diese heruntergeladen hat oder nicht, erklärt der Protagonist, inwieweit man über die Gefahren des Internets und unbekannten Downloads und Quellen aufgeklärt und geschützt ist. So wird man auf spielerische Weise belehrt.
Eine weitere mediale Aufmerksamkeit im Jahr 2015 erreichte die Website „Ashley Madison“. Dabei handelt es sich um eine kommerzielle Website, welche ein Portal für Seitensprünge liefert, wo sich Nutzende registrieren und Dates ausmachen können. Eine Hackergruppe namens Impact Team hatte knapp 33 Millionen Nutzerdaten ins offene Netz befördert. Das Brisante an der Sache ist, dass das Seitensprungportal, wie auch andere derselben Art, moralisch verwerfliche Handlungen ermöglicht und sich die Hacker damit rechtfertigen. Jedoch steht die Frage des Datenschutzes im Raum, da sich die Nutzenden erhofft hatten, dass ihre Daten vertraulich behandelt und geschützt werden.
Sechs Jahre später, im Jahr 2021, kommt es erneut zu der Frage, ob eine Website gehackt wurde. Es handelt sich hierbei um „OnlyFans“, einen Webdienst, welcher gegen Bezahlung vorwiegend erotische bzw. pornografische Inhalte beinhaltet. Damit unterscheidet sich die Website von anderen Plattformen, da Nacktheit sonst nicht erlaubt ist. Hierbei hat man es wie bei der Website „Ashley Madison“ mit sensiblen Daten, wie z.B. sexuelle Vorlieben zu tun. Diese sollen nicht so einfach anderen zugänglich gemacht werden, vor allem, wenn Menschen wegen ihrer Sexualität Diskriminierung erfahren. Was die Firma von OnlyFans hinsichtlich des Datenschutzes unternimmt, kann man in ihrer Privacy Policy nachlesen: sie speichern den Namen, die Adresse, den Standort etc.. Auch das Kaufverhalten wird gespeichert, sowie Informationen, die Bilder und Videos beinhalten. Zudem wird gespeichert, wie das Nutzerverhalten aussieht (https://onlyfans.com/privacy). Das größte Problem von OnlyFans sind Hacks und Leaks, da regelmäßig Fotos, für die Nutzende bezahlen müssen und Creator*innen Geld bekommen, in anderen Foren frei zugänglich auftauchen. Die Seite OnlyFans unternimmt nur wenig dagegen, wohingegen Betroffene häufig einen Anwalt zu Rate ziehen müssen. Relevant wird an dieser Stelle die Jury-Entscheidung aus dem Jahr 2015, den GOA an Netwars / out of CTRL zu vergeben, da sie sich die Frage stellen, ob wir im Krieg leben und ob wir in Gefahr sind. Die Frage heutzutage ist nicht mehr, ob wir in Gefahr sind, sondern wie wir damit umgehen.
Netwars steht für mehr als nur die Aufklärung über den Cyberangriff auf den Bundestag im Jahr 2015. Zurecht mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet, führt uns das Projekt vor Augen, wie wichtig die Auseinandersetzung mit Daten ist. Sechs Jahre später ist die Thematik des Datenschutzes immer noch relevant, wie das Beispiel von OnlyFans zeigt.
Autorin: Lara Steinke, Studierende der Universität zu Köln
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