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Wie fühlt es sich an, die Freiheit zu verlieren?

Screenshot "Hong Kong Diaries"
Screenshot "Hong Kong Diaries"
Screenshot „Hong Kong Diaries“

Hongkong fürchtet seit der Einführung eines neuen Sicherheitsgesetz nicht mehr nur um die Autonomie der Sonderverwaltungszone, sondern auch um die Demokratie insgesamt. Die Repressionen des kommunistischen Chinas auf die Bevölkerung führen zu Angst und Unsicherheit, die Freiheiten des Einzelnen werden systematisch eingeschränkt. Wie sich das Leben seitdem verändert hat, welche Gefahren in alltäglichen Situationen stecken und wie man weiter versucht für die Demokratie zu kämpfen, das zeigen die Hong Kong Diaries in Form von Videos und Tagebucheinträgen verschiedener Protagonisten.

„Hong Kong Diaries“ ist für den Grimme Online Award 2021 in der Kategorie „Information“ nominiert. Im Interview berichten Leonie von Randow und Jonas Feldt über die Entstehung und die Schwierigkeiten des Projektes, die das Team der FreeTech Academy, der Journalistenschule des Axel-Springer-Verlags, während des Prozesses hatte. Sie erzählen auch, in welche Gefahr sich ihre Protagonistinnen und Protagonisten für das Projekt begeben haben.

Sie wollten mit Ihrem Projekt zeigen, wie es sich momentan für viele Menschen in Hongkong anfühlt, die Freiheit zu verlieren. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Projekt zu starten?

Jonas Feldt: Es gibt einmal für jedes Team der Academy am Ende ein Abschlussprojekt, das sogenannte Masterpiece. Da war relativ schnell klar, dass Hongkong ein sehr wichtiges Thema ist, auf das man die westliche Aufmerksamkeit wieder mehr hinlenken muss. Auch die Akademieleitung hat entschieden, dass man dieses Thema näher behandeln sollte und näher betrachten muss, weil Freiheit ja auch für den Springer-Verlag eine sehr große Rolle spielt.

Leonie von Randow: Die Idee dahinter war, dass Hongkong ein bisschen in Vergessenheit geraten ist, gerade auch während der Corona-Pandemie, aber eigentlich ist es trotzdem so akut wie nie. Wir haben dieses Projekt im Oktober letzten Jahres angefangen und im Juni wurde ja das nationale Sicherheitsgesetz in Hongkong beschlossen. Die Bürger wurden dadurch wirklich sehr stark in ihren bürgerlichen Freiheiten eingeschränkt, weil alle möglichen Straftaten sehr vage und sehr schwammig unter Strafe gestellt werden. Alle möglichen Sachen werden weit gefasst wie z.B. „collusion with foreign forces“, was nahezu alles sein kann. Der Aufhänger war, dass die ganze Welt gerade eher auf Corona guckt oder auf die USA, wo ja unter Donald Trump auch sehr viel „Trubel“ war und sich der internationale Blick weg verlagert hat von Hongkong. Und wir wollten ganz bewusst, als dieses nationale Sicherheitsgesetz in Kraft getreten ist, die Öffentlichkeit wieder an das erinnern, was da gerade passiert.

Das Projekt war sicherlich sehr aufwendig, da Sie nicht vor Ort waren. Was waren die größten Herausforderungen?

Screenshot "Hong Kong Diaries"
Screenshot „Hong Kong Diaries“

Leonie von Randow: Ich würde sagen, die mit Abstand größte Herausforderung war sicherzustellen, dass unsere Protagonisten, als wir sie gefunden haben, zu jedem Zeitpunkt in Sicherheit waren. Sie haben ein unglaubliches persönliches Risiko auf sich genommen. Es war bei jedem einzelnen von diesen acht Protagonistinnen und Protagonisten klar, dass man sich damit vielleicht eine Freiheitsstrafe einhandelt oder ähnliches. Joshua Wong zum Beispiel, der ein Vorreiter dieser Bewegung ist, befindet sich jetzt gerade im Gefängnis. Regelmäßig kommen Aktivistinnen und Aktivisten ins Gefängnis, die sich für die Freiheit in Hongkong engagieren. Und deswegen war wirklich die größte Herausforderung sicherzustellen, dass diejenigen von unseren Protagonistinnen und Protagonisten, die anonym bleiben wollen, auf jeden Fall anonym bleiben können und dass auch alle anderen nicht in Gefahr gebracht werden. Und dadurch haben wir nur verschlüsselt kommuniziert. Wir haben weder „WhatsApp“ noch ein normales E-Mail-Programm, geschweige denn Twitter oder ähnliches genutzt. Bis heute folgen wir auch keinem von unseren Protagonisten zum Beispiel auf Social Media, weil wir wirklich versuchen, jegliche Spuren zu verdecken und zu verwischen, um niemanden zu gefährden. Das war mit Sicherheit die größte Herausforderung.

Jonas Feldt: Es hat sich auch nochmal gezeigt, wie unglaublich wichtig das war, weil wir tatsächlich einen Protagonisten hatten, der von der Geheimpolizei beschattet wurde. Wir haben wirklich Filmaufnahmen, wie er von spezifischen Personen verfolgt wird. Nur wenige Tage später gab es bei dieser Person einen Hackerangriff auf das E-Mail-Konto. Das zeigt auch noch mal, wie groß die Gefährdungslage ist. Und wir haben uns natürlich auch oft Sorgen gemacht. Ich glaube, das war eine große „emotionale Herausforderung“ auch für uns, weil z.B. am 1. Oktober, dem chinesischen Nationalfeiertag eine große Demonstration in Hongkong stattfand. Und da gab es auch Momente, in denen wir mehrere Stunden lang nichts von unseren Protagonistinnen und Protagonisten gehört haben und wir dann plötzlich Nachrichten erhielten wie „Hey, mein Freund wurde gerade verhaftet“. Und da macht man sich trotz der journalistischen Distanz, die man eigentlich wahren will und wahren soll, schon Sorgen um die Person und überlegt sich, was man tun kann. Wenn man aus Deutschland agiert, kann man relativ wenig tun. Und das ist eigentlich auch nicht unsere Aufgabe. Wir müssen unsere Quellen und unsere Kontakte schützen, aber wir müssen trotzdem auch die journalistische Distanz achten.

Wie haben Sie Ihre Protagonistinnen und Protagonisten gefunden?

Jonas Feldt: Das war ziemlich spannend, weil wir am Anfang überlegt haben, wie genau man dieses Thema angehen könnte, ob wir daraus ein Videoprojekt, ein Podcast oder vielleicht ein reines Textformat machen wollen, da der Titel „Hong Kong Diaries“ nahelegt, dass es eine Art von Tagebuch sein soll. Und wir sind dann so vorgegangen, dass wir in den sozialen Netzwerken geschaut haben, welche prominenten Figuren oder welche weniger prominenten Figuren sich stark machen und engagieren wollen. Denen haben wir anfangs nur wenig geschrieben. Wir haben, sofern es ging, Mail-Kontakt mit ihnen aufgenommen und haben dann natürlich auch auf verschlüsselte Mail-Dienste zurückgegriffen. Erst als wir wirklich sicherstellen konnten, dass wir eine sichere Verbindung haben, sind wir mit Details auf sie zugegangen, was jedoch ein wenig gedauert hat.

Leonie von Randow: Wir wollten ein möglichst breites Bild abbilden. Wir wollten nicht nur Leute in unserem Alter haben, sondern etwas ältere und etwas jüngere Leute. Tatsächlich ist jetzt auch der jüngste Protagonist 18 Jahre alt gewesen und der älteste 50. Somit können wir eine relativ große Breite abbilden. Außerdem haben wir auch geguckt, dass die Leute verschiedene Berufe haben. Wir haben zum Beispiel gezielt nach einem Künstler oder einer Künstlerin, gezielt nach einem Studenten, gezielt nach politischen Aktivisten, gezielt nach Journalisten gesucht, um irgendwie verschiedene Gruppen und deren Perspektiven abbilden zu können. Wir wollten sowohl Frauen als auch Männer haben und dann auch Leute aus verschiedenen Alters- und Berufsgruppen. Wir haben zum Beispiel eine Protagonistin, die ich zusammen mit einer Kollegin betreut habe. Sie ist Journalistin, nannte sich Irene und ist bei uns anonym geblieben. Sie kam aus relativ privilegierten Verhältnissen und hatte auch eine andere Staatsbürgerschaft, also nicht nur den Hongkonger Pass und hätte dadurch jederzeit fliehen können. Andere haben jedoch nur einen Hongkonger Pass und haben gar nicht die Möglichkeit das Land zu verlassen, was noch mal eine ganz andere Geschichte ist. Ob man immer im Hinterkopf hat: „Ich kann jederzeit gehen, wenn es hier zu brenzlig wird“, oder ob man darauf angewiesen ist, dass in dem Land sich alles zum Guten wendet.

Sie sprechen in Ihrem Projekt an, dass China eine der größten digitalen Mächte der Welt ist. Hatten Sie Befürchtungen, digital angegriffen zu werden?

Leonie von Randow: Ja, auf jeden Fall. Wir haben uns tatsächlich hier auch sehr intensiv mit dem internen Sicherheitsservice, also der Sicherheitsabteilung, mit dieser Frage beschäftigt, wie wir uns vor einem möglichen Hackerangriff schützen können. Wir waren auf jeden Fall sehr vorsichtig. Das war auch der Hauptgrund neben dem Schutz unserer Protagonistinnen und Protagonisten, weshalb wir sehr stark darauf geachtet haben, keinerlei Spuren zu hinterlassen. Wir haben sogar von jedem Foto, was wir bekommen haben, die Metadaten entfernt und sämtliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um niemanden in Gefahr zu bringen. Außerdem um uns nicht dieser Gefahr auszusetzen, dass wir angegriffen werden könnten.

Jonas Feldt: Und das ist tatsächlich etwas, was bis heute nachwirkt. In den Wochen nach dem Projekt fand bei einer Kollegin von uns im iCloud-Konto ein Anmeldeversuch statt, der nicht autorisiert war, der jedoch nach China zurückzuführen war. Und auch wenn wir da keinen direkten Link nachweisen können und keine direkte Verbindung beweisen können, ist trotzdem schon sehr verdächtig und sehr auffällig und wir schauen da auch noch mal genauer hin. Nach dem Projekt sind die ganzen Sicherheitsvorkehrungen im Springer Haus, aber auch auf der Website bei uns noch mal hochgefahren worden, sodass die Seite besser vor Hackerangriffen geschützt ist.

Familien und Freunde werden in Hongkong voneinander getrennt und Menschen werden eingesperrt und misshandelt. Inwieweit hat sich die schwierige Situation Ihrer Protagonistinnen und Protagonisten auch auf Sie selbst übertragen?

Screenshot "Hong Kong Diaries"
Screenshot „Hong Kong Diaries“

Jonas Feldt: Auf jeden Fall war es für uns eine gewisse emotionale Herausforderung zu sehen, wie es unseren Protagonisten dort vor Ort geht. Wir haben teilweise auch sehr emotionale Nachrichten bekommen. Zum Beispiel bei der Protagonistin „Rebel“, die auch anonym bleiben wollte, kam in jeder zweiten Nachricht, die sie geschickt hat, auch Schluchzen vor, sie bricht teilweise in Tränen aus. Das nimmt einen schon mit, es kann einen gar nicht kalt lassen. Wir haben jedoch versucht, unsere journalistische Distanz zu dem Ganzen zu bewahren, objektiv zu bleiben in der Berichterstattung, und das Geschehen möglichst detailgetreu und möglichst realitätsnah abzubilden.

Leonie von Randow: Zudem waren zwei oder drei von unseren Protagonisten am Ende anonym, die anderen aber nicht. Und natürlich macht man sich gerade um die Sorgen, die sich ganz klar zu dem Projekt bekannt haben. Ein paar von ihnen waren relativ prominent in Hongkong, weil sie politisch aktiv waren oder, wie zum Beispiel Kacey, als Künstler. Sie haben sich also überhaupt nicht versteckt. Wenn man mit seinem Namen und seinem Gesicht an so einem Projekt teilnimmt, dann ist das Risiko ja noch mal ein bisschen höher. Insofern haben wir uns sowohl Sorgen um die gemacht, die nicht anonym geblieben sind, als auch um die, die anonym bleiben wollten. Da mussten wir ständig darauf achten, dass wir in keiner Weise den richtigen Namen erwähnen oder dass man irgendwo auf einem Foto oder einem Video die Person im Hintergrund gut erkennen kann. Da waren wir oft in Sorge, ob wir zu jedem Zeitpunkt gewährleisten können, dass alles von unserer Seite so gefahrlos wie möglich über die Bühne geht.

Jonas Feldt: Gefährlich sind auch persönliche Details, zum Beispiel zeigt man die Familienangehörigen nicht, und das schränkt natürlich auch die Perspektive ein, die uns gegeben werden kann. Wir haben Protagonistinnen und Protagonisten gehabt, die uns teilweise Bilder ihrer Familie und ihrer Kinder geschickt haben. Andere haben gerade den einen Raum als ihr Arbeitszimmer, in dem aber auch die Familie agiert hat. Und sonst hat man sie auch kaum auf der Straße gesehen, weil sie Sorge hatten, erkannt zu werden. Das sind auch Aspekte, die einen mitnehmen.

Leonie von Randow: Man kann diese menschliche Seite auch nicht ausblenden. Wenn man überlegt, das wäre jetzt mein Kind, mein Bruder oder mein Partner, dann würde ich auch nicht wollen, dass sie sich in Gefahr bringen. Und einer unserer Protagonisten war auch noch sehr jung. Da war dann besonders viel Fingerspitzengefühl gefragt, weil man vielleicht teilweise noch ein bisschen naiver oder ein bisschen gutgläubiger ist als junger Mensch. Wir wollten nicht die Entscheidung beeinflussen, aber haben anfangs viel darüber gesprochen, ob er nicht anonym bleiben sollte, um sich zu schützen.

Jonas Feldt: Was ich auch sehr beeindruckend fand, ist der Mut von einigen Protagonistinnen und Protagonisten, zum Beispiel von Clara, der Bezirksabgeordneten, die am Nationalfeiertag, am 1. Oktober, auf die Straße gegangen ist und sich offen mit der Polizei konfrontiert und angelegt hat. Wenn die Personen zur Kontrolle oder zur Durchsuchung rausgezogen wurden, ist sie offen mit denen in die Diskussion gegangen. Wenn man diese Aufnahmen sieht, machte man sich direkt Sorgen um diese Person. Wir dachten: „Clara, pass bitte auf, weil du zwei Kinder und einen Mann hast und du bist zudem deiner demokratischen Verantwortung als Abgeordnete verpflichtet. Es ist sehr gut, dass du deine Kontrollfunktion ausübst, aber bitte sei vorsichtig.“

Leonie von Randow: Diese Sache war sehr spannend, sowohl bei Clara als auch zum Beispiel bei Irene, der Journalistin oder auch bei Kacey, dem Künstler. Bei allen gibt es immer diese beiden Seiten. Auf der einen Seite hat man den Job und eine persönliche Verantwortung, der man sich verpflichtet fühlt, als Journalistin, als Künstler oder als Politikerin, dass man für die Freiheit kämpfen möchte. Und auf der anderen Seite sind es aber auch Privatpersonen, die teilweise Kinder hatten oder ihre Eltern nicht unnötig sorgen wollten. Somit war es immer ein Abwägen: Wie kann ich einerseits für das kämpfen, was mir so wichtig ist und andererseits aber auch niemanden in Gefahr bringen? Dieses Spannungsfeld war immer sehr spannend.

Welche Reaktionen gab es zum Projekt? Waren da auch kritische darunter, beispielsweise aus Hongkong bzw. aus China?

Jonas Feldt: Ich habe in den Wochen danach das Social Media Management gemacht. Sprechen wir erst einmal über Deutschland: Die Reaktionen aus Deutschland waren sehr positiv. Wir haben das Projekt an verschiedene Politikerinnen und Politikern geschickt, haben auch explizit Reaktionen zum Projekt angefragt, und die waren durch die Bank weg positiv. Es wurde gesagt, dass man mehr auf die Situation in Hongkong schauen muss und dass die „Hong Kong Diaries“ dazu auch einen großen Beitrag leisten können, sollen und müssen. Auch vom Springer-Verlag gab es sehr viele positive Reaktionen, da sich der Springer-Verlag auch zu freiheitlichen Werten bekennt. Auf Social Media waren die Reaktionen sehr gemischt. Vor allem, was deutsche Kommentare und die deutsche Community angehen, waren die Reaktionen auch sehr positiv. Es wurde oft gelobt, dass wir dieses Projekt angegangen sind auf die Situation in Hongkong aufmerksam gemacht hat. Von den Hongkongern selbst kamen eher gemischte Reaktionen. Es gab eine etwas längere Diskussion über unser Instagram-Profil mit einer Frau, die sich selbst bzw. die Hongkonger insgesamt sehr falsch dargestellt fühlte und der Auffassung war, dass die Demokratiebewegungen eine absolute Minderheit seien, die sich da in den Vordergrund stellen. Und dass wir diese andere Seite nicht gut dargestellt hätten, was sie als unfair und aus einer rein westlichen Perspektive dargestellt wahrgenommen hat.

Leonie von Randow: Aber es gab auch wahnsinnig viele Reaktionen, vor allem auf Twitter, worin Leute aus Hongkong uns geschrieben haben: „Vielen, vielen Dank, dass ihr das macht. Wir freuen uns so, dass jemand unsere Klagen hört oder sich mit diesem Thema beschäftigt.“

Jonas Feldt: Der Zuspruch hat auf jeden Fall überwogen. Das war auch nur ein Einzelfall, der so extrem war, wo ich über mehrere Stunden mit diesem Account diskutiert habe. Und dann gab es teilweise Kommentare auf YouTube, die etwas negativ waren, aber insgesamt auch total positiv.

Welche Auswirkungen könnte das Projekt haben?

Leonie von Randow: Eine ganz konkrete Auswirkung war, dass wir aufgrund von Corona und auch wegen der Sicherheitslage nicht in der Lage waren, nach Hongkong zu fliegen, was in „normalen“ Zeiten der Plan gewesen wäre. Natürlich wäre es schwer gewesen, ein Visum als Journalist zu bekommen, um über die Lage in Hongkong zu berichten, und spätestens durch Corona ging es sowieso nicht. Das war echt ein richtiger Fortschritt und eine richtige Errungenschaft, dass wir es geschafft haben diesen Bericht aus Hongkong zu bekommen, ohne dagewesen zu sein. Wir haben die Leute vor Ort mit dem nötigen Equipment ausgestattet. Ich hoffe, dass diese Methode erhalten bleibt und dass das auch wirklich das Fortschrittliche an unserem Projekt war, dass wir auf einem ungewöhnlichen Weg an unsere Informationen gekommen sind, nämlich komplett über das Internet und über digitale Kommunikation. Das ist eine Auswirkung, was sozusagen den Journalismus als Ganzes angeht, dass solche Sachen auch möglich sind. Das war spannend zu sehen. Wir hoffen vor allem, dass mehr Leute durch dieses Projekt auf die Situation in Hongkong aufmerksam geworden sind und sich vielleicht auch zum ersten Mal so richtig damit beschäftigt haben. Denn in den Medien ist Hongkong nicht mehr so präsent und wir hoffen einfach, dass wenigstens einige Leute jetzt besser informiert sind als vorher und sich vielleicht auch engagieren und sich trauen aufzustehen, wenn sowas irgendwo in der Welt passiert.

Jonas Feldt: Da muss man auch sagen, dass das Projekt es geschafft hat, noch mal den „Finger in die Wunde zu legen“. Damit man auch nochmal darauf schaut und sich fragt: „Wie agiert China da eigentlich? Was macht China da eigentlich? Wie werden da sukzessive demokratische Freiheiten in Hongkong explizit ausgehebelt?“ Aber natürlich ist das nicht der einzige Konflikt oder die einzige Problemregion. Wir haben zum Beispiel auch Taiwan, die momentan unglaubliche Angst vor dem Krieg haben. Wir waren im Rahmen des Projekts im Gespräch mit dem taiwanesischen Gesandten in Deutschland, der das immer wieder betont hat. Ein positiver Aspekt im Nachgang ist zum Beispiel die Nominierung für den Grimme Online Award, weil da immer wieder die Aufmerksamkeit auf dieses Projekt zurückgelenkt wird. Und wir damit auch den Hongkongerinnen und Hongkongern zeigen und sagen können: „Ihr seid nicht vergessen, ihr werdet in Deutschland gesehen.“ Und durch solche Nominierungen wird nicht nur unsere Arbeitsweise ausgezeichnet, sondern auch das Thema und wie wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben.

Leonie von Randow und Jonas Feldt von "Hong Kong Diaries"
Leonie von Randow und Jonas Feldt von „Hong Kong Diaries“

Das Interview führten Chankrisna Chham und Julia Pham Nguyen. Die Interviews entstanden in medienpraktischen Übungen im Bachelor-Studiengang „Mehrsprachige Kommunikation“ an der TH Köln.

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