Kein Gespräch mit dem Papst
„Das Coronavirus-Update“ des NDR, in dem Korinna Hennig und Anja Martini mehrmals die Woche mit dem Virologen Christian Drosten über die jüngsten Entwicklungen der Coronakrise sprechen, hat sich für viele Hörer*innen zu einer Instanz entwickelt. In dem Bestreben Hintergründe zu beleuchten und dem Wissenschaftler genug Raum für Erklärungen zu geben, bietet der Podcast eine Grundlage für eigene Entscheidungen.
„Das Coronavirus-Update“ ist in der Kategorie „Information“ für den Grimme Online Award 2020 nominiert. Im Interview erzählen Redakteurin Katharina Mahrenholtz und Podcast-Host Korinna Hennig über die Idee und den Weg, den sie nun gemeinsam mit Christian Drosten fast täglich gehen.
Wie kam es dazu, dass Sie täglich ein Interview mit Christian Drosten führen wollten?
Katharina Mahrenholtz: Alle Lorbeeren für die Idee gebühren Norbert Grundei, Chef von “Think Radio” und “N-Joy”. Als das Thema erst so ganz langsam bei uns in die Medien kam – da gab es noch gar keine großen Fälle in Deutschland – hatte Norbert Grundei Christian Drosten in einem anderen Talk gesehen und die Idee entwickelt, dass es ganz interessant sein könnte, wenn wir die Entwicklungen mit ihm gemeinsam verfolgen würden. Eine Art tägliches Update von einem Experten, der die Zahlen erklärt und die Hintergründe zu den Nachrichten etwas auffächert. Norbert hat Christian Drosten eine Mail geschrieben, aber nicht wirklich damit gerechnet eine Antwort zu bekommen. Doch die kam sofort: “Ist okay, wir können direkt Montag anfangen!” Da haben wir kurz innegehalten und dann entschieden: „Ja, okay, dann machen wir das jetzt!“ Die Umsetzung erfolgte viel schneller als bei anderen Projekten und am 26. Februar hatten wir tatsächlich die erste Folge. Geplant waren eigentlich fünf bis zehn Minuten Interview am Tag. Das hat nicht wirklich funktioniert.
Korinna Hennig: Als wir uns zusammengesetzt haben, haben wir zunächst nur an ein verschärftes Informationsbedürfnis über wissenschaftliche Hintergründe und ein bisschen mehr als das, was wir Medien die ganze Zeit gemacht haben, gedacht. Trotzdem konnten wir natürlich noch nicht absehen, was für Ausmaße das annehmen würde. Wir sind da vielleicht ein wenig blauäugig rein gegangen. Und dann war das Timing zufällig perfekt, bzw. traurigerweise perfekt. 24 Stunden, nachdem wir uns alle zusammengefunden hatten, kamen die ersten Fälle in Heinsberg. Die Münchner Fälle bei dem Autozulieferer lagen zwar bereits davor, aber die ersten Fälle ohne direkte Verbindung nach China hatten wir erst da. Und darüber konnten wir dann in der ersten Folge sprechen. Das war natürlich nicht geplant. Daran haben wir aber gemerkt, da hatte Norbert offenbar den richtigen Riecher.
Katharina Mahrenholtz: „Think Radio“, unser Audio Lab des NDR, war besonders am Anfang dabei. Da haben sehr viele Leute gerade am Anfang mitgearbeitet, weil wir die Sachen, die normalerweise einfach von den Abläufen her länger sind, ganz schnell brauchten. Das sind lauter so Kleinigkeiten wie Organisieren und Verpackung von Sound und so weiter. Das haben wir dann einfach sehr, sehr schnell gemacht, und dafür braucht man auch ganz viele Leute. Das war wirklich ein Gemeinschaftsprojekt.
Korinna Hennig: Katharina hat jetzt ‚Kleinigkeiten‘ gesagt, ich würde doch sagen, dass es „Großigkeiten“ sind. Am Anfang haben wir viele Leute gebraucht und wir haben auch viel Zeit gebraucht, die wir investiert haben. Mehrere Leute haben da nicht auf die Uhr geguckt, wann sie eigentlich hätten Feierabend haben sollen. Ganz besonders Katharina, die man im Podcast logischerweise gar nicht wahrnimmt, weil sie im Hintergrund redaktionell arbeitet.
Warum das Format des Podcasts?
Korinna Hennig: Das hat schon einen Grund in der Längen. Man kann im Radio nicht so gut etwas so Langes machen, wie wir es hier gemacht haben. Außerdem ist die Reichweite natürlich auch eine ganz andere. Wir werden ja nicht nur in Norddeutschland gehört. Man kann zwar Radio-Programme auch im Internet empfangen, aber natürlich haben wir den Fokus im Radio auf norddeutschen Nachrichten. Den Podcast hört man aber auch woanders. Wir bekommen viel Post, sogar aus den USA, aus europäischen Ländern, aus Frankreich, aus Tschechien, mit Schweden hatte ich Kontakt. Das ist wirklich etwas anderes, als wenn man sich ein Radioprogramm anhört. Und dann ist es aber auch die Form. Es ist eine ganz andere Art, miteinander zu sprechen in so einem Podcast, als wenn man ein Radio-Interview hat, das viel konfektionierter ist und weniger Zwischentöne zulässt, weniger persönliche Ebene.
Katharina Mahrenholtz: Es war eigentlich von Anfang an klar, dass das ein Podcast-Format werden soll. Wir hätten niemals auf diese Schnelle ein neues Format im Radio etablieren können. Christian Drosten hat ja auch explizit gesagt, dass er sich darauf eingelassen hat, weil es eben ein Podcast ist und weil er nur in so einem Format die Erklärung in der Länge liefern kann, in der die Leute sie richtig verstehen. Bei Radio-Interviews oder bei sämtlichen anderen Interviews wird ja nie alles genommen. Das Material muss ja logischerweise irgendwie gekürzt und an das Zielformat angepasst werden. Beim Podcast hat man die Freiheit, sich so viel Zeit zu nehmen, wie es braucht, um bestimmte Dinge zu erklären.
Korinna Hennig: Es ist aber trotzdem ein journalistisch begleitetes und aufbereitetes Produkt. Ich habe mal in einer Zeitung gelesen, dass unser Podcast ungeschnitten sei. Das stimmt natürlich so nicht, sonst würden wir es ja direkt morgens um zehn, nach dem Gespräch, auch online stellen. Wenn es auf Grund von Redundanz oder dergleichen sinnvoll ist, zu kürzen, dann kürzen wir. Aber manchmal hilft Wiederholung auch beim Verstehen.
In welcher Rolle sehen Sie sich gegenüber Christian Drosten?
Korinna Hennig: Ich würde sagen, ich versuche natürlich, ein bisschen die Ersthörerin zu sein. Aber das klappt vielleicht auch nicht immer, denn je länger man so etwas macht, umso tiefer steigt man ja selber in die Materie ein. Deswegen ist es auch wichtig, eine Redakteurin im Hintergrund zu haben wie Katharina Mahrenholz, mit der man sich absprechen kann. Wir versuchen, es so verständlich wie möglich zu machen, möglichst nicht nur für Wissenschaftler *innen und für Mediziner*innen, sondern auch für den normalen Laien, wenn er/sie sich darauf einlässt und zuhört. Und da übernehme ich eben die Rolle der Ersthörerin. Wenn er Ausführungen macht, die zu schwierig sind, kann ich sagen, das müssen wir kurz erklären, oder ich erkläre es kurz. Aber natürlich ist es auch trotz allem eine klassische Journalistenrolle. Es ist ja nicht so, dass er eine Vorlesung hält – auch wenn es manchmal ein bisschen so wirkt – sondern wir tauschen uns vorher im Vorgespräch immer so ein bisschen über Themen aus.
Es ist nicht so, dass wir nur Studien, die Christian Drosten raussucht, besprechen, sondern ergänzend dazu sprechen wir in manchen Folgen auch ausschließlich über die Fragen, die wir uns in der Redaktion überlegen oder teilweise von Hörer*innen zugeschickt bekommen. Wir bekommen sehr viele Fragen geschickt und da bin ich eben auch ein Verbindungsglied. Ich versuche die Fragen da, wo sie sinnvoll adressiert sind, d.h. wo der Virologe sie beantworten oder wenigstens ein bisschen beantworten kann, mitzunehmen und teilweise auch in einen größeren wissenschaftlichen Kontext einzubetten und zu besprechen. Das gelingt manchmal. Aber oft auch nicht. Manchmal sind die Fragen auch so, dass ein Virologe sie gar nicht beantworten kann.
Wie wichtig empfinden Sie den Wissenschaftsjournalismus, auch mit Blick auf die gegenwärtige Situation?
Korinna Hennig: Total wichtig. Das merken wir auch an dem Feedback, das wir bekommen. Ein sehr ungewohntes Feedback. Anders als in anderen Situationen kriegen wir auch Feedback, wo Leute nicht kritisieren wollen. Das passiert natürlich auch, aber nicht nur. Das gehört ja auch dazu. Aber es gibt auch Hörer, die nicht nur Fragen stellen wollen, sondern sagen: „Das ist toll, dass es das gibt. Das ist toll, dass es das so lange gibt.“ Und manchmal schreiben uns Hörerinnen und Hörer, es sei toll, dass das so kompliziert sei und sie nehmen in Kauf, dass sie nicht immer alles verstehen.
Uns ist es ein großes Anliegen, dass wir versuchen, nicht zu stark zu vereinfachen. Das muss man manchmal schon tun, um Dinge anschaulich zu machen. Das macht Christian Drosten dann auch selbst. Wenn die Wissenschaft bei einem Thema noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen ist, dann kann man nur zusammentragen, was für Hinweise es gibt. Und am Ende steht dann aber auch trotzdem fest: Wir wissen es leider immer noch nicht.
Trotzdem bekommen wir Rückmeldung, dass es vielen Leuten hilft, wenn sie Dinge besser verstehen, auch wenn sie leider nicht immer die Antworten kriegen, die sie sich erhofft haben. Aber es hilft ihnen teilweise, um selber zu entscheiden. Das kann einem niemand abnehmen. Wie verhalte ich mich bei allen Maßnahmen, die beschlossen werden, und bei allen Kontaktverboten am Ende? Ob ich zum Beispiel die Tante besuchen will oder mit den Kindern die Großeltern besuche oder das monatelang gar nicht mache oder mich mit denen irgendwo draußen treffe, die Entscheidungen kann Christian Drosten nicht für den Einzelnen treffen, die muss ich treffen. Aber es gibt ganz viele Entscheidungen, die wir als Einzelne treffen müssen und die man gut oder besser treffen kann, wenn man einen Hintergrund hat, der hilft, den Gesamtkomplex zu verstehen.
Man muss also sagen, der Wissenschaftsjournalismus als solcher ist wichtig und er ist auch interessant. Ich glaube, dass sich für unsere Themen eigentlich noch mehr Leute interessieren, als sie selbst wissen. In normalen Zeiten kämpfen wir Wissenschaftsjournalisten Kämpfe in unseren Redaktionen, weil verständlicherweise Kollegen sagen, das sei zu kompliziert oder das sei zu speziell, das wollen wir jetzt nicht machen. Gerade im Radio, wo es ja um ein breites Publikum geht. Das ist in dieser Situation anders. Und das ist auch nicht wiederholbar in diesem Ausmaß. Jetzt haben die Leute alle ein persönliches Interesse. Es ist das Hauptthema im Moment, und es geht eigentlich jeden an. Bei manchen medizinischen Themen, bei Klimathemen gibt es das vielleicht auch. Aber dann wird es schon spezieller. Trotzdem glaube ich, dass man aus der Situation lernen kann, dass wir die Leute nicht unterschätzen sollten. Wir sollten wir nicht denken, dass sie immer nur das hören wollen, was sie woanders auch schon gelesen haben. Sie wollen auch Neues hören und wir müssen auch nicht meinen, dass sie zu faul sind oder nicht schlau genug, um Dinge zu verstehen. Nicht jeder kann alles verstehen, aber Journalist*innen können sich bemühen, fast alles zu erklären. Ich glaube, das wird goutiert. Ich glaube schon, dass wir das Publikum ernster nehmen müssen. Und das zeigt dieser Podcast ganz besonders. Und das gilt in besonderem Maße auch für den Wissenschaftsjournalismus. Idealerweise, wenn es nicht um irgendwelche Skandale geht, in denen Wissenschaftler Dinge raushauen, die noch nicht irgendwie begutachtet sind, dann ist Wissenschaft etwas, das Informationen liefert, die über vieles hinausgehen, was wir sonst haben. Und deswegen glaube ich, ist eine Lehre aus dem Ganzen: Achtung, liebe Redaktionen! Wissenschaftsjournalismus stärken, nicht kaputt kürzen! Und lieber journalistischer Nachwuchs: Es ist ein tolles Feld. Es ist ganz, ganz spannend, und man kann da sehr viel machen und sehr viel ständig selber lernen. Und das ist etwas, was wirklich toll ist.
Würden Sie dann sagen, das Format ist die ideale wissenschaftsjournalistische oder journalistische Arbeit in Krisenzeiten?
Korinna Hennig: Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich, und das muss man ja auch noch mal deutlich sagen, hängt die Qualität des Podcasts zu einem ganz, ganz großen Teil an Christian Drosten, an seinem Talent zu erklären, an seiner Geduld, an seiner Bereitschaft, sich in die Tiefe zu begeben und auch in Kauf zu nehmen, dass er dann doch irgendwo verkürzt dargestellt wird, was ihn sehr, sehr ärgert und er immer wieder thematisiert. Man kann auch nicht von allen Wissenschaftlern erwarten, dass sie das wollen, dass sie da so viel Zeit investieren, weil Wissenschaftler nun mal nicht gut bezahlt sind, zumindest im Mittelbau. Man kann auch nicht erwarten, dass jeder das so gut kann. Man wird ja nicht primär Wissenschaftler, um Dinge erklären zu können, sondern meistens erst mal, um zu forschen. Deswegen lässt sich das nicht so ohne weiteres übertragen.
Jetzt für diese Krisenzeit glaube ich ja. Weil es gerade sehr viele Veröffentlichungen gibt und es die Aufgabe des Wissenschaftsjournalisten ist zu vermitteln. Die Wissenschaftsredaktionen in allen Medien machen gerade einen tollen Job. Man will natürlich auch mehrere Stimmen hören. Man möchte verschiedene Einschätzungen hören. Das ist etwas, was innerhalb dieser Podcasts natürlich so nicht stattfindet. Christian Drosten vermittelt aber immer wieder, wo das, was er sagt, nur seine Einschätzung ist. Es ist uns wichtig, diese Grenzen immer innerhalb des Podcasts zu transportieren, damit es immer noch ein journalistisch abgesichertes Format ist. Wir sagen nicht: Wie haben den Papst, der erklärt euch alles und der weiß auch alles. Das behauptet niemand von uns, weder Christian Drosten noch wir. Deswegen ist die Arbeit von Wissenschaftsredaktionen in klassischen Formaten mit Zeitungsartikeln, in denen drei, vier verschiedene Experten zu Wort kommen oder eben Radiobeiträgen, in denen das auch so ist, genauso wichtig. Der Podcast ist in Krisenzeiten ein gutes Zusatzformat.
Wie gehen Sie mit Kritik am Podcast um oder mit Kritik an Christian Drosten als Gesprächspartner?
Katharina Mahrenholtz: Tatsächlich bekommen wir erstaunlicherweise fast nur Lob. Das ist sehr, sehr ungewöhnlich. Wir haben bis jetzt 24.000 Hörermails an unsere Adresse bekommen. Am Anfang hatten wir teilweise 1.500 pro Tag. Das waren viele Fragen, viele persönliche Fragen, die wir gar nicht so weitergeben konnten. Christian Drosten kann nicht die persönliche Entscheidung abnehmen, ob jemand zu seinen Großeltern fahren soll. Er kann auch sicherlich nicht sagen, warum es in Kambodscha so wenig Infektionen gibt.
Im Moment liegen wir bei ungefähr 150 Mails pro Tag. Und fast alle fangen zumindest erst mal mit Lob an, dann kommt die Frage. Wir bekommen auch welche, die nur loben und ein ganz, ganz kleiner Teil, vielleicht allerhöchstens zehn in der ganzen Zeit, mit negativer Kritik. Wir können sowieso nicht mehr jede einzelne Frage beantworten, kann man sich ja vorstellen bei 24.000. Sie werden aber alle gelesen. Klar versuchen wir gerade auf negative Kritik einzugehen, so gut es eben geht, je nachdem wie die Kritik ist. Also ist es konstruktive Kritik oder nicht. Negative Kritik ist unser geringstes Problem bei der ganzen Sache.
Korinna Hennig: Wir haben aber nur den Einblick in die E-Mail-Adresse, die wir extra eingerichtet haben. Aber es gibt auch noch Hörer*innen, die wenden sich an NDR-Info, also direkt an die ganz normale Kontaktadresse. Das lesen dann wieder andere Kollegen. Die reichen uns dann manchmal etwas weiter. Ich glaube, da kommt ein bisschen mehr Kritik als an die direkte Adresse zum Podcast, was ja auch naheliegend ist. Aber wir haben natürlich auch auf verschiedenen Kanälen, z.B. auf YouTube ausgespielt und dort ist das ein bisschen anders. Das liegt am Publikum dieser Plattform, glaube ich. Da haben wir Kollegen, die das moderieren. Dort ist es einfach so, dass wir mittlerweile negative Stimmen haben, die gar keinen Bezug mehr zum Podcast haben. Es sammeln sich sowohl Verschwörungstheoretiker als auch Menschen, die das für ganz andere Zwecke nutzen. Dann möchte jemand am Ende Leute auf seine Website ziehen, um Dinge zu verkaufen. Das kann man ganz gut sehen, wenn man sich mit den Kollegen unterhält, die diesen Kanal moderieren. Christian Drosten kriegt natürlich auch sehr viel mehr Lob als Kritik. Aber er erzählt schon manchmal, dass er auch böse Rückmeldungen erhält. Ich würde da aber tatsächlich sagen, das ist dann keine Kritik, sondern nur „Draufhauen“. Manchmal sind bei der Kritik auch Vorschläge dabei, was wir verbessern könnten. Und das fließt dann schon manchmal ein.
Das Schwierigste an dem Podcast sind aber die Zahlen. In dieser ganzen Krise kann man doch noch mal erzählen, warum Zahlen unwägbar sind. Einmal haben wir sogar eine Folge gemacht, wo es direkt darum ging, wie ist eigentlich genau die Interessenverteilung von Christian Drosten. Verdient er an den Tests, die er entwickelt hat? Da haben wir ihn irgendwann mal richtig Stellung zu nehmen lassen. Das ist natürlich seltener der Fall, weil es einfach viel Spannenderes und Wichtigeres zu reden gibt.
Dieses Interview wurde geführt von Marie Jakob und Helen Dreyhaupt
Das Beste und Unabhängigste und für Laien Verständlichste, das es auf dem deutschen Medienmarkt gibt.
Da stimme ich vollkommen zu!
Zu Anfang der Coronakrise fand ich vor allem auch super, dass Herr Drosten immer wieder beruhigend auf die Menschen eingewirkt hat. Das war gerade in der Zeit der Panik sehr wichtig.
Klasse, dass er so sachlich ist und immer wieder falsche Informationen und Gerüchte aufgeklärt.
Nicht ganz. Es ist auch nicht die Frage nach dem Besten entscheidend, sondern nach den richtigen Argumenten. Nach vierzig Folgen Podcast hören, bin ich ein wenig skeptisch geworden, ob Herr Drosten wirklich immer richtig liegt. Meine Lösung: Ich höre auch anderen Wissenschaftlern zu und wundere mich seit neuestem auch über die unsachliche Reaktion von Drosten – etwa auf Kekulé. Generell habe ich Probleme damit, wenn ein Wissenschaftler sich stets über die Methoden stellt und persönlich wird: „Der erfahrene Virologe sieht sofort …“, „nur ich kann sofort sehen, ob eine Studie robust ist“, „Herr Kekulé hat nichts publiziert …“. Das alles sind leider keine Sachargumente. Albert Einstein war übrigens ein Außenseiter und hatte speziell in dem Fach, das er revolutioniert hat, keine lange Literaturliste. Damit kann man sich vordergründig unangreifbar machen. Drostens Empfehlungen zur Frage der Schulen und Kitas steht auf tönernen Füßen. Das weiß er auch selbst, denn sie war sein größter Fehler.
Sie haben sicher recht damit, dass auch Drosten mal unsachlich wird. Aber das scheint mir eher eher in der persönlichen Auseinandersetzung mit Kekulé zu sein.
Zumindest in den frühen Folgen des NDR-Podcasts, die ich gehört habe, war er aber immer sehr differenziert, wenn es um das Thema Corona ging. Hier hat er Vieles zu bedenken gegeben und vorsichtig eingeordnet. Ich finde lobenswert, dass er auch zugibt, etwas nicht zu wissen oder auch zugibt wenn er noch keine Zeit hatte eine neue Studie im Detail zu lesen.
Der Preis ist eine verdiente Anerkennung für einen NDR-Podcast, der den Entwicklungsgang wissenschaftlicher Forschung zwar primär aus virologischer Sicht nachzeichnet, aber als Extrakt hieraus auch die Fortentwicklung konkreter Handlungsweisungen als Schutzmaßnahmen empfiehlt.
Es fällt zwar nicht immer leicht, die zitierten wissenschaftlichen Studien und deren Design sowie die jeweilige Relevanz der Konklusionen für praktisches Alltagshandeln auf Anhieb zu verstehen; aber so erhält man nebenbei zusätzlich einen Einblick in die Mühen weltweiter wissenschaftlicher Forschung an einem Problem, das dringend und zeitnah erforscht, bearbeitet, publiziert, und dann auch noch umgehend („Nachtschicht“) gelesen und ausgewertet werden muß – wenn es denn bei der Lese- und Bewertungsarbeit einer wissenschaftlichen Veröffentlichung pro Tag/Nacht bliebe!
Und dann kommt das breite, interessierte Publikum dazu, vom Arzt bis zu absoluten Laien, die daraus einen konkreten Beitrag „für die Praxis“ wissen wollen. Was ganz prima funktioniert, wenn leseeifrige und sehr engagierte Wissenschaftsjournalistinnen moderieren und hervorragende Übersetzungsarbeit leisten können.
Man gönnt Prof. Drosten diese vorübergehende „Funkstille“ als Mehrzeit für seine Arbeit und sein Privatleben. Zum Luft holen auch für die beteiligten Rundfunkjournalistinnen. Danke.
Danke fuer diesen Podcast, deb ich von Anfang an aus Marokko, wo ich lebe, verfolge. Ich habe enorm viel gelernt, auch da&ss eben die Dinge nichty so einfach sind, wie sie scheinen. Ihr Podcast hat mich relativ gelassen durch die Pandemie kommen lassen. Was fuer ein Segen, DANKE!