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In Heimatgewässern – Bekanntgabe der Nominierungen des #GOA20 im Stream

Screenshot des Streams zur Bekanntgabe mit Vera Lisakowski, Frauke Gerlach und Leif Kramp
Screenshot vom Stream der Bekanntgabe mit Vera Lisakowski, Frauke Gerlach und Leif Kramp
Für die Bekanntgabe trafen sich Vera Lisakowski (links oben), Frauke Gerlach (rechts oben) und Leif Kramp (links unten) im Stream (Screenshot aus Stream bei YouTube).

Schon fast kann man sich nicht mehr ausmalen mit mehreren Menschen auf engem Raum zu sitzen. Die Vorstellung, die Macher*innen von hochwertigen Online-Angeboten zu einem Kennenlernen einzuladen, bei dem sich womöglich sogar die Hände geschüttelt werden, lässt einen in Zeiten von Corona eher schaudern, als erfreut an die Bekanntgabe der diesjährigen Nominierten des Grimme Online Award denken. Beinahe kommt es einem deshalb selbstverständlich vor, dass die Bekanntgabe im YouTube Stream stattfindet. Dieses Jahr im Internet, in den Heimatgewässern der Nominierten quasi – kommt nicht zu uns, wir kommen zu euch!


Um 16.30 Uhr sitzen also alle Mitarbeiter*innen des Grimme Online Award angespannt vor ihren Endgeräten, im Home Office. Allein-gemeinsam und auch ein wenig nervös. Während der Stream auf YouTube läuft, galt es die Nominierungen parallel auch auf Twitter, Instagram und Facebook zu veröffentlichen. Also Konzentration! Um in der Vielzahl der Endgeräte und Plattformen nicht den Überblick zu verlieren.

Im Stream stellen die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach, Vera Lisakowski, die den Wettbewerb zum Grimme Online Award leitet und das Nominierungskommissionsmitglied Leif Kramp, der sonst Forschungskoordinator des Zentrums für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen und Mitbegründer des Vereins für Medien- und Journalismuskritik ist, die Nominierungen in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung und Spezial vor.

28 Nominierte, dieses Jahr mit einer besonderen Gewichtung auf den Kategorien Information und Wissen und Bildung. Es wundert wohl keinen, dass COVID-19 nicht nur Einfluss auf die Form der Bekanntgabe, sondern auch auf die nominierten Angebote hatte. Am offensichtlichsten spiegelt sich das natürlich in der Nominierung des „Coronavirus-Update“ vom NDR in der Kategorie Information wider. Hier wird dem Virologen Prof. Dr. Christian Drosten viel Platz gelassen, um in außergewöhnlicher Tiefe über aktuelle Entwicklungen in der ‚Coronakrise‘ zu berichten.

Insgesamt sind elf Angebote in der Kategorie Information nominiert, das sind ungewöhnlich viele. „Dass wir so viele Informationsangebote nominiert haben, ist auch […] eine Konsequenz dieser Situation, dass wir wirklich auf allen gesellschaftlichen Ebenen eine große Verunsicherung sehen und grade nicht nur aufgrund der Herausforderung mit der Corona-Pandemie.“, erklärt Leif Kramp und verweist auf Klimawandel und Wandlungsprozesse innerhalb der Gesellschaft zu einer offenen, aber eben auch polarisierten Gesellschaft. Diesen Trend versuchte die Nominierungskommission mit den elf nominierten Angeboten in dieser Kategorie abzubilden.

Die Nominierung des „Coronavirus-Update“-Podcast ist auch symptomatisch für einen weiteren Trend unter den Nominierten: Audioformate und Podcasts sind achtmal vertreten. Die Angebote sind in ihrer Ausrichtung divers, behandeln politische, wissenschaftliche, kulturelle und historische Themen. Leif Kramp und die Nominierungskommission suchten unter der Vielzahl von Podcast-Einreichungen besonders nach neuen Ansätzen, beispielsweise neue Interaktionsformen und größere Nahbarkeit zu Künstlern. Also das Brechen von Konventionen und vor allem, „dass man versucht, seine eigene ‚Hörmarke‘ zu setzen und auch zu überraschen“, so Leif Kramp.

Neben dem 70. Jubiläum des Bundestags, den sich das Angebot „Darüber spricht der Bundestag“ von Zeit Online als Anlass nahm, aus 4.000 Sitzungen eine interaktive Datenbank zu erstellen, jährte sich auch der Mauerfall zum 30. Mal. Die einzige Nominierung, die ausschließlich über Instagram publiziert wurde: „wende_rewind“ vom rbb bildete dazu vom 7. Oktober 2019 bis zum 18. März 2020 das 30-jährige Jubiläum der Zeitspanne vom Republikgeburtstag 1989 bis zu den ersten freien Volkskammerwahlen 1990 ab und erinnerte mit aufwendig aufgearbeitetem Archivmaterial an die Geschehnisse der friedlichen Revolution.

Aber nicht jede Nominierung ist so leicht einem Format zuzuordnen wie „wende_rewind“. Mit „#bienenlive – Folge den Königinnen“ machte der WDR das Leben dreier Bienenköniginnen im Newsletter, per WhatsApp oder im Blog zugänglich. Annkathrin Weis, Mitglied der Nominierungskommission, bemerkt zu dem Angebot: „Daten und Fakten sind nicht für jeden interessant. Wer es aber schafft, die Geschichten dahinter zusammenzufassen und aufzubereiten, zu erzählen, der gehört zu den Nominierten des Grimme Online Award.“ – und zwar in der Kategorie Wissen und Bildung.

https://twitter.com/vicari/status/1253079838312857600
Jakob Vicari war Reporter und für die Sensortechnik des WDR Projekts zuständig

Auch die Kategorie Kultur und Unterhaltung ist von Audioformaten dominiert. Die Ausnahme bildet hier das „RosaMag“, das erste deutschsprachige Online-Lifestylemagazin, das sich an eine schwarze, weibliche Leserschaft mit Themen wendet, die von Beauty bis zu seelischer Gesundheit und kultureller Identität reichen.

Zuletzt die Kategorie Spezial, die von zwei Angeboten vertreten wird. Zum einen das YouTube Video „Die Zerstörung der CDU“ von Rezo, um das wohl keiner im letzten Jahr herumkam und das mächtige Wellen in Politik und Journalismus schlug. Außerdem nominiert ist das interaktive Hörspiel „Social Score“, das spielerisch das Konzept eines Social Scoring Systems testet und die Hörer*innen dabei zu Partizipant*innen macht.

Damit endete die Bekanntgabe der Nominierungen des Grimme Online Awards 2020 um 17:32 Uhr im Stream. Das Team des Grimme Online Award und die ‚Gäste‘ müssen sich gar nicht auf den Heimweg machen, sie sind ja schon da. Ganz schön so ein Stream eigentlich. Auch das Spannungsmoment für die Nominierten war dieses Jahr erhöht, denn sie haben nicht wie sonst schon im Voraus von ihrer Nominierung erfahren, sondern gleichzeitig mit allen anderen und konnten so ihre Freude noch während der Bekanntgabe mit ihren Followern teilen.

Katharine Nocun setzt sich mit ihrem „Denkangebot Podcast“ für mehr politisches Interesse ein.

Trotzdem wird die Bekanntgabe der Nominierten nächstes Jahr wohl nicht noch einmal so aussehen. Solange uns kein Virus einen Strich durch die Rechnung macht, freuen wir uns nämlich wieder auf das dann hoffentlich ungefährliche Händeschütteln und Anstoßen. Zunächst stehen aber Preisfindung und dann die Preisverleihung an, wie genau letztere dann aussieht, wird man demnächst erfahren. Bis dahin aber erstmal: Herzlichen Glückwunsch an alle Nominierten!

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