Bergbau – mehr als Geschichte
Der Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau zum Ende des vergangenen Jahres war nur das Ende einer sehr langen Entwicklung. So wurde zum Beispiel die Zeche Auguste Victoria in Marl – die Stadt, in der das Grimme-Institut sitzt – bereits Ende 2015 geschlossen. Wir waren dort sogar vorher noch auf einem Betriebsausflug. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis, zu sehen, wie Kohle gefördert wird, was für eine harte Arbeit unter extremen Bedingungen das auch heute noch ist.
Für diejenigen, die nicht so dicht dran sind, oder noch mehr wissen möchten, gibt es zum Ende des Steinkohlebergbaus zahlreiche Angebote im Netz – die sich auch in unseren Vorschlägen um Grimme Online Award 2019 finden.
Ohrenzeuge werden
Ein ganzes Jahr lang hat Christian Keßen Abschied genommen vom Steinkohle-Bergbau – in 52 rückwärts gezählten Folgen „Kohlenpod„. Der Hertener hat für seinen Podcast mit (ehemaligen) Bergleuten gesprochen und zahlreiche Veranstaltungen besucht. Die Erinnerungen seiner Gesprächspartner geben einen sehr persönlichen Einblick in das alltägliche Arbeitsleben, aber auch in den Kampf um Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze. Selbst für diejenigen, die zwar nah dran wohnen, aber nicht so nah dran waren, hörenswert.
Der Mensch im Mittelpunkt
Die WAZ und Radio Emscher Lippe haben Leser und Hörer aufgerufen, ihre Erinnerungen an den Bergbau zu schildern. 30 Geschichten haben die Redaktionen ausgewählt und zu dem umfangreichen Online-Special „Mehr als Kohle“ zusammengestellt. Die Multi-Media-Reportagen sind nach Orten sortiert, in ihnen erzählen die Protagonisten mit ihren persönlichen Erlebnissen die Geschichte des Bergbaus in der Region.
Den „Menschen im Bergbau“ widmet sich auch die Stiftung Geschichte des Ruhrgebietes. 86 Zeitzeugen unterschiedlicher Generationen erzählen von ihrer Arbeit und ihrem Leben mit dem Steinkohle-Bergbau – nicht nur im Ruhrgebiet. Die Video-Interviews sind auch über eine Sortierung nach Themen zugänglich und eine Chronologie ergänzt das Gesamtpaket.
Tschöö mit Licht und VR
Natürlich hat sich auch der NRW-Sender WDR standesgemäß vom Steinkohle-Bergbau verabschiedet. „Tschüss Kumpel!“ heißt der 100-tägige WhatsApp-Countdown mit aktuellen Nachrichten, Hinweisen auf Sendungen und Veranstaltungen und historischen Berichten, der auf der WDR-Website vollständig nachzulesen ist. Zu finden ist dort auch die Aktion #lichtbeidernacht, bei der Menschen aus dem Ruhrgebiet zum Abschied einen hinterleuchteten Förderturm in ihre Fenster geklebt haben.
Noch gar nicht vorgeschlagen – warum eigentlich? – ist das Virtuelle Bergwerk. Hier kann man unter anderem einen Tag mit Kumpel Andy auf der Zeche Prosper Haniel verbringen, mit der Dieselkatze fahren oder selbst Kohle aus dem Berg hauen – und jede Menge lernen. Dies alles in 360° und Virtual Reality. Zusätzlich bietet der WDR einen Truck an, mit dem er das VR-Angebot in die Region transportiert. Dann noch mit Hitze und Wind. Fast wie unter Tage – nur ist hier der Arbeitstag nach zehn Minuten vorbei.
Kennt ihr noch weitere Webangebote zum Bergbau? Dann schlagt sie über unsere Online-Formulare vor. Das gilt natürlich auch für alle anderen Angebote. Immer her damit!
Die App ‚Arschleder‘ ist in diesem Zusammenhang auch zu nennen – sie enthält eine Reihe von kleinen Games, mit denen man selbst Bergmann wird, viel über den Bergbau erfährt, unter Tage fährt, Kohle abbaut und transportiert und schließlich auch Steiger werden kann. Die App gibt es für iOS und für Android – und sie steht auch schon auf der GOA-Vorschlagsliste.
Stimmt! Die haben wir übersehen – natürlich nicht in der Beurteilung im Wettbewerb aber für diesen Beitrag. Hätte aber unbedingt da rein gehört.
Danke, dass Sie erklärt haben, wie das Internet eine Chance bieten kann, mehr über den Kohlebergbau zu erfahren. Mein Bruder ist daran interessiert, mehr über den Bergbau zu erfahren, und hat sich nach Informationen zu diesem Thema erkundigt. Ich werde diesen Artikel mit meinem Bruder teilen, damit er mehr über den Kohlebergbau erfahren kann.