Redakteurinnen der Meute
Lisa Altmeier und Steffi Fetz starteten 2013 mit einer Reise nach Brasilien zum Thema Veränderungen vor der Fußball-WM ihr Projekt „Crowdspondent“. Daraus hat sich ein ganz besonderes Journalismuskonzept gebildet: Die Crowd sorgt für Rechercheideen und Finanzierung. Lisa und Steffi begeben sich dann in die große weite Welt, wie zum Beispiel Japan oder Griechenland und beantworten die Fragen der Leser mithilfe von Videoreportagen und Blogbeiträgen.
„Crowdspondent“ ist in der Kategorie Information für den Grimme Online Award 2018 nominiert. Im Interview redet Lisa Altmeier über die Gründung von “Crowdspondent“, wieso sie und Steffi sich miteinander auf den langen Reisen nicht auf die Nerven gehen und nächste Reiseziele.
Warum der Name „Crowdspondent“?
Unser Prinzip ist ja, dass wir die Korrespondenten der Crowd sind. Und daraus setzt sich auch der Name zusammen. „Crowd“ steht für die Meute und „Korrespondent“ für Auslandskorrespondent.
Wie ist das Projekt zustande gekommen und welche Motivation steckt dahinter?
Wir waren zusammen an der deutschen Journalistenschule und hatten das Gefühl, dass die Auslandsberichtserstattung der Medien nicht so besonders ist. Deswegen haben wir uns dann gedacht, das könnte man anders und persönlicher machen. Unser Ziel war, Menschen in Deutschland mehr für Auslandsberichtserstattung zu interessieren. Daher haben wir uns überlegt, dass es gut wäre, wenn wir ein Projekt starten, bei dem wir einfach im sehr engen Austausch mit den Lesern und Nutzern stehen und dann die Themen recherchieren, die sie interessieren.
Welchen Themenideen und Themenbereichen, die Euch von der Crowd zugesandt werden, geht ihr nach?
Das ist sehr unterschiedlich. Wir sind eigentlich jedes Jahr in einem anderen Land unterwegs. Es werden breite Themenfelder behandelt: In Deutschland beschäftigen wir uns hauptsächlich mit politischen Themen, zum Beispiel wie eine Volksabstimmung geht oder warum Rüstungsgüter von Deutschland ins Ausland exportiert werden. Jetzt gerade waren wir zum Beispiel einige Wochen in Griechenland und haben dort zum Flüchtlingsthema auf der Insel Lesbos recherchiert.
Sucht ihr Euch das Land aus, für das euch die Crowd die Rechercheideen schickt oder gibt sie auch Impulse für mögliche Ziele?
Wir bekommen immer wieder Vorschläge für mögliche Länder. Allerdings sind es so viele Vorschläge, dass wir das letztendlich einfach selber entscheiden müssen. Daher läuft es normalerweise so ab, dass wir zum Beispiel sagen: „Wir machen jetzt unsere politische Recherche in Deutschland“ und dazu sollen sie uns Themen schicken.
Wie ist eure Arbeitsweise bei den Reportagen? Seid ihr euch immer einig, wie die Reportagen anzugehen sind?
Wir machen beide alles – wir arbeiten so, dass im Prinzip jede von uns alle Aufgaben übernehmen kann, denn wir wechseln uns ja auch bei den Aufgaben ab. Klar diskutieren wir viel über Inhalte und sind uns da nicht immer einig, aber das ist im Journalismus normal, dass nicht alle immer dieselbe Meinung haben. Dann diskutieren wir einfach mit verschiedenen Argumenten und einigen uns am Ende.
Geht ihr euch nicht irgendwann auf die Nerven, wenn ihr zum Beispiel drei Monate durch Japan reist?
Ich glaube, wenn wir uns nicht gut verstehen würden, dann würde das Ganze auch nicht funktionieren. Wir kommen sehr gut miteinander klar. Wir sind beide relativ unkomplizierte Menschen, die sich nicht so oft mit anderen Menschen streiten. Wenn es um Inhalte geht, dann streiten wir uns auch gerne mal. Aber wir wissen auch, dass es um unseren Journalismus geht und das was anderes ist als die persönliche Beziehung, die man so zueinander hat. Das können wir ganz gut voneinander trennen.
Was sind die nächsten Reiseziele von „Crowdspondent“?
Das wissen wir noch nicht, denn das entscheidet sich bei uns tatsächlich immer sehr kurzfristig. Wir werden auf jeden Fall eine zweite Staffel von unserer Politikrecherche „Was ist eigentlich los mit dir, Deutschland?“ machen. Wir werden auch sicherlich irgendwann wieder ins Ausland gehen, aber wir diskutieren gerade noch, wo es hingehen soll.
Reicht die Finanzierung über Crowdfunding, oder finanziert ihr euch über andere Tätigkeiten quer?
Die Finanzierung über Crowdfunding reicht um das Projekt zu finanzieren, aber nicht für unseren kompletten Lebensunterhalt. Unser Geschäftsmodell sieht im Prinzip so aus, dass wir das Geld für die Recherche über das Crowdfunding einsammeln und dann aber auch öfter mal Videos oder Texte an andere Medien verkaufen. Damit ist das Projekt gut finanziert. Wir beide haben aber auch noch andere Jobs, mit denen wir unseren normalen Lebensunterhalt finanzieren.
Das Interview führte Mine Aktas
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Die Videos entstanden im Rahmen der medienpraktischen Seminare des Masterstudiengangs International Media Studies (IMS) der DW-Akademie
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