Late-Show des Internets
Satire vom Feinsten – das macht das Facebook-Angebot „Bohemian Browser Ballett“ von funk. Regelmäßig werden auf der Seite Memes, Grafiken und Videos veröffentlicht, insbesondere zu Themen, die junge Erwachsene betreffen, bewegen und amüsieren. Influencer, Politiker, neue Trends… nichts ist sicher und wird von den AutorInnen von „Bohemian Browser Ballett“ mit Humor kritisiert und diskutiert.
Das Format ist in der Kategorie Kultur und Unterhaltung für den Grimme Online Award 2018 nominiert. Im Interview gibt uns Christian Brandes, einer der Produzenten, einen Einblick in die Entstehung der Beiträge und Videos.
Was steckt hinter dem Format vom Bohemian Browser Ballett?
Wir haben versucht eine Late-Show aufzuziehen, die so tut als hätte es das Fernsehen gar nicht gegeben. Unser Studio ist Facebook und wir brauchen keine Moderation, weil die Moderation auf Textbasis passiert. Unser Content ist das, was bei klassischen Late Shows die Einspieler sind. Damit sind wir noch nicht fertig, wir haben noch nicht die großen Stargäste, aber die versuchen wir auch Stück für Stück in dieses Ballett mit einzubauen.
Wer sind die SchauspielerInnen eigentlich?
Wir haben kein stehendes Ensemble, das finden wir auch langweilig. Wir gucken jedes Mal, welche Person am besten zur Idee passt und machen bei jedem neuen Clip ein neues Casting auf. Zum Glück arbeiten wir in Berlin, da kann man sich mit Schauspielern zudecken. Wenn wir eher Ideen präsentieren oder Kampagnen, dann bin ich Schlecky Silberstein und immer noch der Grüßaugust.
Wie werden die Themen ausgewählt und was liefert die Inspiration dafür?
Die Themen kommen im Prinzip direkt aus unseren Herzen. Wir sind ja auch Spiegel der Realität und Spiegel der gesellschaftlichen Debatte. Wenn wir am Tisch sind, dann sagen wir „das Thema interessiert uns alle gleich, lass uns darüber mal was ausdenken“. Wir finden uns immer darin am besten oder haben am meisten Spaß, wenn wir die tagesaktuellen Themen diskutieren.
Das Programm ist eigentlich für Jüngere entworfen worden. Manche Inhalte – wie ein Video zu Ost- und Westdeutschland – sprechen aber auch einige aus der älteren Generation an.
Wir wissen zwar, dass funk das junge Angebot von ARD und ZDF ist, aber das muss nicht automatisch bedeuten, dass man auch sein Programm jung machen muss. Ich glaube es gibt ein paar Sachen, die sind einfach von der Idee her so interessant und so spannend, dass es eigentlich völlig egal ist ob der Adressat 12 ist oder 88.
Warum wurde Facebook als Plattform ausgewählt?
Wir haben eine Internetplattform gesucht, die am besten zu dem passt, was wir machen. Es hätte auch bei YouTube bleiben können, allerdings funktioniert da kein Bilder-Content. Diese kleinen Bilderwitzchen, die für uns eigentlich genau so zum Online-Entertainment dazugehören, kann man dort einfach nicht zeigen, weil es eine reine Videoplattform ist. Deswegen war Facebook für uns am geeignetsten.
Die Videos sind meistens relativ kurz. Aber wie viel Arbeitszeit steckt tatsächlich dahinter?
Es ist vorgesehen, dass wir zwei Content-Einheiten – in der Regel Videos – pro Woche produzieren und veröffentlichen. Das heißt: So richtig viel Zeit bleibt eigentlich gar nicht für einen einzelnen Sketch. Eigentlich schreiben und produzieren wir permanent durch. Die Arbeitszeit für einen Clip beläuft sich – mit schreiben und drehen – auf ungefähr 24 Stunden.
Wie soll sich das Angebot in Zukunft weiterentwickeln?
Wir sagen im Team immer: Nichts ist beständiger als der Wandel. Wenn wir eine Staffel machen, die genau so läuft wie die davor, dann haben wir was falsch gemacht. Natürlich versuchen wir auch größere Künstler mal an uns zu binden. Das geht natürlich nur, wenn sie wissen was man von einem Auftritt bei uns hat. So Vorbilder sind zum Beispiel aus den USA: Die heißen CollegeHumor und Funny or Die, da machen regelmäßig irgendwelche Hollywood-Stars mit, was sowohl für die Stars als auch für die Show Sinn ergibt. Dann gibt es noch die Inhalte, die eben nur das Internet erzählen kann. Da sind wir bei interaktiven Inhalten und Games. Also immer dann, wenn wir für uns wissen: „Das könnte einer aus dem Fernsehen nicht“ – dann wollen wir genau das machen.
Das Interview führte Juliane Glahn
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