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Digital Footprints: Tracking im Internet und was dagegen hilft

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

„Cookies“ – „Kekse“ – ein eigentlich harmloser Begriff. Dabei ist Tracking im Internet bei Weitem nicht so harmlos, wie es klingt. Im Zeitalter der Smartphones und des „unbegrenzten Internets“ hinterlassen wir bei jedem Schritt und mit jeder Handlung mehr Spuren als je zuvor. Oft  akzeptieren wir die Nutzungsbedingungen von Apps, ohne diese gelesen zu haben. Doch mit welchen Folgen müssen wir Internet-, Smartphone- und App-Nutzer rechnen? Welche von uns hinterlassenen Digital-Footprints werden verwertet und wie geschieht das? „Do Not Track“ ist eine personalisierte Web-Serie, die sich mit dieser Frage auseinandersetzt und über das Geschäft mit unseren Daten berichtet. Durch die interaktive Auslegung wird jedem Besucher der Website offenbart, welche Informationen das Internet sammelt und aufzeichnet, während man im Internet surft. „Do Not Track“ verwendet die gleichen Tools und Methoden die von Trackern verwendet werden, sodass der Zuschauer aktiv und transparent die Erfahrung macht, was es bedeutet, getrackt zu werden. Im folgenden Interview erzählt Alexandre Brachet, der Produzent des Projekts, das für den diesjährigen Grimme Online Award in der Kategorie Spezial nominiert ist, von den Hintergründen.

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Wie entstand die Idee für dieses Projekt?

Das Konzept stammt von Brett Gaylor. Ich kenne Brett seit einer sehr langen Zeit und wir beide lassen uns gerne für Dokumentarfilme und das Web begeistern. Wir kommen aus der uralten Zeit des Internets, als das Web noch frei war und Hoffnung für Publizisten darstellte. „Do not track“ war eine lange und facettenreiche Entwicklungsphase: Wir entwickelten einen Prototypen während eines „Hackathon“ in New York, welcher von der Tribeca Film Foundation organisiert wurde. Wir machten einen „MasterClash“ im Rahmen des Idfa Doclab Festivals, wobei wir einige unserer Ideen hinterfragen und herausfordern konnten. Leser, die sich für eine detaillierte Beschreibung des Produktionsprozesses interessieren, können sich folgenden Artikel angucken.

Inwiefern ist „Do not Track“ ein passender Name für dieses Projekt? Welche Intention verbirgt sich dahinter?

„Do Not Track“ ist der Text des HTTP-Headerfeldes, welches eine Web-Application auffordert, entweder das Tracking oder das „Cross-Site User Tracking“ eines einzelnen Users abzuschalten. Aufgrund dessen war es für uns ersichtlich, diesen Namen zu verwenden.

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Sie brauchten ungefähr zwei Jahre für die Verwirklichung dieses Projekts und es wirkte eine große Anzahl von Menschen daran mit. In welchem Maße wurde das Projekt von dieser Größe beeinflusst?

Mehr als neunzig Personen aus der ganzen Welt arbeiteten gemeinsam an diesem Projekt.  Das Globalbudget war eine Summe von 700.000 Euro – aufgebracht von den Koproduzenten Arte, NFB, BR, Radio Canada / RTS / AJ+, CNC und dem Tribeca Film Institute New Media Fund. Wenn sich öffentliche Versorgungsbetriebe zusammenschließen, kann eine große Anzahl an Zuschauern angesprochen und erreicht werden. Personalisierung und Lokalisierung sind die zwei Säulen dieses Projektes. Das bedeutet, dass in jedem Land „Do Not Track“ als ein regionales Programm vorkommt.

Welche Arbeitsschritte waren am aufwendigsten?

Wir hatten immer nur eine Episode im Voraus fertig, während wir eine veröffentlichten. Insofern war das Drehen und das Fertigstellen der einzelnen Episoden der verrückteste Aspekt dieses Projektes. Die technischen Belange waren ebenso schwierig.

Gab es einen Wendepunkt innerhalb des Projektes?

Es gab einen Wendepunkt als sich Brett Gaylor dazu entschied, seine Arbeit an der Mozilla Foundation einzustellen und ganztägig an diesem Projekt zu arbeiten. Das Gedächtnis ist selektiv – wir können uns nicht erinnern, wie wir es uns vorgestellt haben, dieses Projekt zu bewältigen,  ohne ihn 24/7 an Bord zu haben.

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Wieso haben Sie diese Art von medialer Darstellung verwendet?

Do Not Track ist eine Serie über Privatsphäre, Tracking, die Web-Economy und die Personalisierung des Internets. Was wäre passender als eine personalisierte Web-Doku-Serie, durch welche das Publikum nicht nur versteht was Tracking bedeutet, sondern es auch erfahren kann!

Beschäftigt es die Menschen, dass sie getrackt werden?

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Screenshot: Alexandre Brachet/ Upian.com

Ja, den Menschen kümmert das. Nachdem Besucher unserer Webseite die Web-Serie angeguckt hatten, gaben 27 Prozent an, dass sie nun  bewusster „privacy issues“ wahrnehmen. 21 Prozent sagen, dass sie ihre Online-Angewohnheiten veränderten und nur 4 Prozent meinen, dass sie sich nicht um Privatsphäre im Internet kümmern.

Erachten Sie das Medium Internet in Relation zu anderen Medien als zu einflussreich und somit auch gleichzeitig sehr anfällig für Missbrauch?

Die traditionellen Medien haben viele Phasen bezüglich des Internets durchlaufen: Verachtung, Geringschätzung, Schrecken, Hoffnung. Für unser Team ist das Internet ein Ort der Kreation und des Empowerments. Kann das Internet missbraucht werden? Ja, genauso wie die traditionellen Medien. Wir sagen in der finalen Episode von „Do Not Track“, dass es eine Konstante in der Zukunft gibt: Nichts ist vorherbestimmt – alles liegt an uns.

Dieses Projekt wurde bereits mit vielen Nominierungen und Preisen bedacht.  Was ist für Sie das Besondere an der Nominierung für den Grimme Online Award?

Sandra Marsch (r.), Christiane Miethge (l.) und Hanna Peters bei der Nominierung für den Grimme Online Award 2016. Foto: Grimme-Institut / Rainer Keuenhof

Sandra Marsch (r.), Christiane Miethge (l.) und Hanna Peters bei der Nominierung für den Grimme Online Award 2016. Foto: Grimme-Institut / Rainer Keuenhof

Wir erschaffen unsere Projekte nicht mit Blick auf Preisverleihungen. Dennoch ist es natürlich für ein Team immer sehr schön für die Leistung Anerkennung zu finden. Insbesondere wenn wir es dadurch gleichzeitig schaffen, die Auseinandersetzung mit dem Thema Tracking präsenter zu machen. „Do Not Track“ war sehr erfolgreich in Deutschland, somit sind wir überglücklich über die Auswahl unseres Projektes für den Grimme Online Award. Dies ist ein sehr wichtiges Zeichen – auch für die Broadcaster, die in unser Projekt involviert waren: Ja es ist tatsächlich möglich, mit Online-Doku-Serien ein großes Publikum zu erreichen.

Autorin: Sona Petrossian.

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Die Interviews mit den Nominierten und die Videos sind im Rahmen eines Medienpraxis-Seminars an der Universität zu Köln entstanden

1 Kommentar
  1. Daniel sagte:

    Danke für dieses Interview, die Teile werde ich mir mit Spannung anschauen. Wie passend dass Sie als Captcha recaptcha von Google und die Google Javascript Apis einbinden.

    Antworten

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