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Die digitale Generation für politische und kulturelle Themen interessieren

Screenshot "Hyperbole TV"
Screenshot „Hyperbole TV“

Es begann als Teil eines Forschungsprojektes an der Universität Lüneburg und erfreut sich mittlerweile einer stetig wachsenden Beliebtheit: Der YouTube-Kanal „Hyperbole TV“ findet nicht ausschließlich aufgrund der popkulturellen und ironischen Erzählweise großen Anklang. Formate wie die Kommentiershow „Disslike“ und die sich an Tabus wagende Reihe „Frag ein Klischee“ werden gerne geteilt und kommentiert. Eigentlich möchte das für den Grimme Online Award 2015 in der Kategorie Kultur und Unterhaltung nominierte Projekt aber die digitale Generation für politische Themen interessieren. Alisa Ehlert, Mitglied der Redaktion, erläutert im Interview das weite Themenspektrum und die enormen Diskussionsmöglichkeiten in den sozialen Netzwerken.

Wie kam es zu dem Projekt „Hyperbole TV“ ? Was ist die Intention hinter der Namensgebung?

Der YouTube-Kanal „Hyperbole TV“ ist aus dem EU-geförderten Projekt „Grundversorgung 2.0“ der Leuphana Universität Lüneburg entstanden, in dem zur Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien geforscht wird. Wir haben uns des Themas ganz praktisch angenommen und einfach ausprobiert, mit welchen Formaten und Themen man heute noch ein junges, internetaffines Publikum erreichen kann. Da bei uns eine popkulturelle und gerne auch etwas ironische Erzählweise eine große Rolle spielt, entstand auch der Name Hyperbole: Eine Hyperbel ist eine rhetorische Figur, in der Sachverhalte überspitzt dargestellt werden, um sie zu verdeutlichen. Genau das machen auch wir mit unseren Formaten, wenn wir gesellschaftlich relevante und politische Themen so bunt und unterhaltsam verpacken, dass sie gerne angeschaut und oft auch leidenschaftlich diskutiert werden.

Sie bieten viele unterschiedliche Formate mit einem weiten Themenspektrum. Gibt es einen Fokus auf bestimmte inhaltliche Bereiche oder ist thematisch alles möglich?

„Hyperbole TV“ versteht sich als Video- und Diskussionsplattform, die sich eher durch eine bestimmte Herangehensweise und Liebe auszeichnet, die in die Formate gesteckt wird, als durch die Fokussierung auf bestimmte Themenbereiche. Wir sind offen für alles, was aktuell um uns herum passiert und für unsere Zielgruppe interessant ist. Wahlen und politische Themen gehören ebenso dazu wie Entertainment, aber auch Musik, Kultur und alle Bereiche, in denen Menschen über ihr Leben in diesem Land sprechen. Unser Publikum erreichen wir, indem wir dort stattfinden, wo es sich aufhält, nämlich in den sozialen Netzwerken, und indem wir Personen und Themen einbinden, die für unsere Nutzer interessant sind. Da kann auch mal ein Rapper, der zufällig selber als Sozialarbeiter arbeitet, die Problematik des Erziehungsgeldes erklären. Schließlich muss man erst mal entdeckt und gesehen werden, wenn man Inhalte vermitteln will. Und wie man an den sachlichen und mit Leidenschaft geführten Diskussionen unter unseren Videos sieht, funktioniert diese Herangehensweise sehr gut.

Alisa Ehlert von "HyperboleTV"; Foto: Privat

Alisa Ehlert von „HyperboleTV“; Foto: Privat

Bringen Sie uns bitte kurz Ihre Arbeitsweise etwas näher. Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

Da unsere Formate so vielfältig sind, kommt das ganz auf den Tag an! Das Projekt „Hyperbole TV“ ist mit einem bunt gemischten Team aus Filmemachern, Cuttern, bildenden Künstlern und Textern entstanden, eine klassische Redaktion sieht wahrscheinlich anders aus. Aber gerade diese bunte Mischung aus Erfahrungen und Talenten, die alle ihr Herzblut dort hinein gesteckt haben, haben den Kanal zu dem gemacht, was er heute ist. So bunt wie das Team war, ist auch unsere Arbeitsweise: Nach den ersten wilden Monaten des Ausprobierens und Brainstormens haben sich die verschiedenen Arbeitsbereiche und Abläufe herauskristallisiert. Jedes neue Format beginnt mit einer Idee, einem groben Konzept und nach interner Diskussion und Feinschliff wird mit der Erstellung der Grafik und der Akquise der Gäste begonnen, Set gebaut und die erste Testfolge gedreht. Auf diesem Weg haben wir auch schon Ideen wieder verworfen, aber genau diese Freiheit hat uns die Förderung durch die Uni auch gegeben, und dafür sind wir sehr dankbar. Ist ein Format erst einmal etabliert, läuft das ganz routiniert: Gäste auswählen und einladen, drehen, schneiden, posten. Social Media und generell die Kommunikation mit unseren Zuschauern nimmt auch einen großen Teil unseres Arbeitstages in Anspruch, die Diskussionen und der interaktive Austausch mit unserem Publikum sind uns fast genauso wichtig wie das Video selbst.

Was bedeutet die Nominierung für den Grimme Online Award für Sie?

Na zuallererst mal eine Anerkennung unserer Arbeit von höchster Stelle, wir haben uns wahnsinnig gefreut, dass wir unter 1.400 Einsendungen zu den 25. Nominierten gehören! Die Nominierung hat uns vor allem gezeigt, dass es sich auch heute noch lohnt, Zeit und Liebe zum Detail in die Produktion von Videos zu stecken und die eigenen Ansprüche hoch zu halten. Das Schönste an unserer Arbeit ist für mich allerdings, dass wir selber erfahren konnten, dass die heutige, oft als so politikverdrossen verschriene Jugend sehr wohl für politische und gesellschaftlich wichtige Themen zu begeistern ist und sich persönlich sehr engagiert einbringt, wenn man es nur schafft, sie auf Augenhöhe anzusprechen. Dass dieser Ansatz jetzt mit einer Grimme-Nominierung bedacht wurde, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

Wie könnte sich ein Gewinn des Grimme Online Award positiv für das Projekt „HyperboleTV“ auswirken? Was erhoffen Sie sich auch in Hinblick auf potenzielle neue Projekte?

Zuallererst würde der Preis die Bekanntheit unseres Projektes erhöhen, was ja immer gut ist. Für uns als Projekt, aber vor allem auch für die Themen, die wir vertreten. Ich denke da besonders an die Serie „Frag ein Klischee„, die mir persönlich besonders am Herzen liegt. Da die EU-Finanzierung Mitte Juni ausläuft, könnte ein Grimme Online Award sogar überlebenswichtig für das ganze Projekt sein – gerade ist „Hyperbole TV“ auf dem Sprung, eine kommerzielle Produktionsfirma zu werden, was natürlich immer mit Reibungsverlusten verbunden ist. Und je mehr Leute uns kennen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es dem Team möglich ist, den Kanal mit all seinen schönen Formaten weiter am Leben zu halten.

„Hyperbole TV“ ruft zur Abstimmung für den Publikumspreis auf: 

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