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Fluchtwege multimedial

Screenshot des Multimedia-Specials "Der Zaun" der Süddeutschen Zeitung.
Screenshot des Multimedia-Specials "Der Zaun" der Süddeutschen Zeitung.
Das Multimedia-Special „Der Zaun“ der Süddeutschen Zeitung.

Eine der großen sozialpolitischen Herausforderungen unserer Zeit ist der Umgang mit Menschen, die in immer größerer Zahl aus anderen Ländern kommen und bei uns Zuflucht suchen. Auch beim Grimme Online Award ist dieses Thema präsent. Schon in der Vergangenheit hat es überzeugende Beispiele gegeben für andere Perspektiven und Zugänge, die in der herkömmlichen Berichterstattung weniger Präsenz finden. Dies allerdings mit einem Schwerpunkt auf Migration, weniger auf der aktuellen Flüchtlingsproblematik. 

Migration als Thema

Screenshot des "Migazin"

Im Jahr 2012 in der Kategorie Information ausgezeichnet: Migazin.

So wurde beim 2012 prämierten „MiGAZIN“ vor allem „seine positive Darstellung von Migranten in gesellschaftlich verantwortungsvollen Positionen“ (Jury-Begründung) hervorgehoben. Das 2013 nominierte „Migrantenstadl“ bezeichnet sich selbst als „ein blog von und für grenzüberschreitende, dadaisten und textterroristen, mit provokativen, subjektiven und politischen ansichten und geschichten aus dem migrantenmilieu“. Und das im letzten Jahr nominierte „Asyl“ beleuchtet als multimediales Dossier die Anwendung des Asylrechts im Alltag. Mit bewegenden Portraits von Geflüchteten, aber auch aus der Sichtweise von Behördenvertretern und Polizei.

Das Thema „Asyl“ wird auch in diesem Jahr in vielen zum Grimme Online Award eingereichten Beiträgen betrachtet, genauso wie das Thema „Flucht“.  Dabei werden die Menschen selbst in den Mittelpunkt gestellt. In oftmals beeindrucken Bildern und Schilderungen verfolgen sie die Wege der Flucht, begeben sich zu den Ausgangspunkten und den Erlebnissen auf den verschiedenen Stationen von Fluchtwegen.

Multimedia-Reportage als dominierendes Format

Screenshot des Angebotes "Refugees" von ARTE.

Screenshot des Angebotes „Refugees“ von ARTE.

Hier einige Beispiele: Im Stile der bereits im letzten Jahr beeindruckenden Pageflow-Formate liefert die Web-Doku „Flucht voll Todesangst“ des Bayerischen Rundfunks ein persönliches Portrait von Mouhanad, einem Flüchtling aus Syrien, und lässt seine Flucht-Odyssee intensiv mit- und nacherleben. Im interaktiven Doku-Game „Refugees“ von ARTE können die Nutzer sich selbst in der Rolle eines Reporters begeben. Interviews mit verschiedenen Protagonisten ermöglichen einen Einblick in die Lebenswelt der Flüchtlinge. Das Multimedia-Special „Exodus – Die große Flucht aus Syrien“ von Spiegel Online gibt gerade denen eine Stimme und ein Gesicht, die in den großen Flüchtlingslagern in den Nachbarländern Syriens leben und immer wieder auf neue Grenzen stoßen. Martin Gommel, der für sein Foto-Magazin „Kwerfeldein“ schon 2011 für einen Grimme Online Award nominiert war, liefert in seinem Tumblr-Blog Flüchtlings-Portraits mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotos. Auf eine multimediale Reise zu den Grenzen Europas begibt sich die Reportage „Der Zaun“ der Süddeutschen Zeitung und fragt danach, wie die „Festung Europa“ von denen erlebt wird, die als Flüchtlinge von außen nach Europa reinwollen, und von denen, deren Auftrag es ist, sie zu „verteidigen“.

Wie es Flüchtligen (er)geht, wenn sie es schließlich geschafft haben und in Deutschland angekommen sind, zeigt eine aufwändige, zweiteilige Multimedia-Reportage des SWR. Im Pageflow-Format mit vielen eingebundenen Ton- und Filmdokumenten zeichnet „Jeder Sechste ein Flüchtling“ minutiös nach, wie sich die Aufnahme und das Zusammenleben von Flüchtlingen und Einheimischen in einem Dorf gestalten. Dies ist auch das Thema der Webreportage „Warten auf Heimat“ von „butterland“ mit Unterstützung von taz und BR. In sechs Kapiteln wird die Geschichte eines in ein Asylbewerberheim umgewandelten Altenheims erzählt – vor allem aus der in Video-Interviews festgehalteten Sicht von Flüchtlingen und ihrer einheimischen Nachbarn.

So gelingt es in allen genannten Beispielen, durch beeindruckende Bilder und Geschichten nicht nur Nähe, sondern auch mehr Empathie und eine individuellere Betrachtung der Menschen zu erzeugen, die notgedrungen auf der Flucht sind. Wünschenswert wäre, wenn es zukünftig auch noch gelingen könnte, Flüchtlinge am Dialog über ihre Lebenssituation stärker zu beteiligen.

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