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Die Qual der Wahl?

Screenshot „Wahllos. Deutschland, deine Nichtwähler“

Ein Team von 18 jungen Journalisten der Axel Springer Akademie machte sich mit „Wahllos. Deutschland, deine Nichtwähler“ auf eine multimediale Suche nach denjenigen, die ihre Stimme nicht abgeben können oder wollen. Das geschieht aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern „Wahllos“ tritt mit den Nichtwählern in einen Dialog auf Augenhöhe. Eva Kogel, Redakteurin, erklärt, wie das Team versucht hat, sich gerade auch der jungen Generation zu nähern.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden, oder haben Sie ihr  Angebot selber vorgeschlagen?

Mein Kollege Oliver Schmidt hat von der Nominierung am Telefon erfahren, als er gerade Umzugskisten geschleppt hat. Er konnte es erst gar nicht glauben und musste mehrmals nachfragen. Trotz Bewerbung war die Nominierung natürlich eine Riesenüberraschung. Für uns selbst, aber eben auch, weil wir mit „Wahllos.de“ versucht haben, das Thema Nichtwähler populärer zu machen. Es ist ja auch ein junges Thema, das sich vor allem an Erstwähler richtet. Deshalb war uns wichtig, Formate zu finden, die gerade diese Generation anspricht, die ja ihre News und Inhalte hauptsächlich über das Netz konsumieren. Da mit der Nominierung gleichzeitig auch das Thema technische Innovation eine angemessene Aufmerksamkeit bekommt und wir zeigen können, was alles möglich ist, freuen wir uns umso mehr.

Eva Kogel Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Eva Kogel
Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Wir sind alle Journalistenschüler der Axel Springer Akademie. Nach den ersten sechs Monaten produziert jedes Team, wie unsere Lehrgänge heißen, ein aufwändiges Crossmedia-Projekt. Das Thema entsteht in Abstimmung mit der Akademie. Da die Hauptproduktion im Juni stattfand, lag es nahe, dass wir etwas Politisches zur Bundestagswahl machen. Wir konnten zwar nicht in die aktuelle Berichterstattung einsteigen, dafür aber dieses wichtige Hintergrundthema umfassend aufarbeiten. Wir wollten auch eine Diskussionsplattform bieten und sind dann einen Monat vor der Bundestagswahl online gegangen, um möglichst viele zu erreichen. Die große Stärke von Online-Journalismus liegt ja gerade in der Möglichkeit der unmittelbaren Kommunikation mit dem Leser, Zuschauer und Hörer. Wir haben Formate entwickelt, in denen sich die Texte weiterentwickeln können und eine Diskussion entsteht. So gibt es auf „Wahllos.de“ zum Beispiel eine große Multimedia-Reportage über den Roadtrip einer 18-jährigen Kollegin aus unserem Team quer durch Deutschland. Und wir haben unser Konzept auch schon auf die Europawahl ausgerichtet, weil das Thema Nichtwähler da natürlich genauso wichtig ist.

Wie sah Ihre tägliche Arbeit aus und wer war daran beteiligt?

Die Ausbildung in unserem Verlag ist so strukturiert, dass sich jeder Journalistenschüler vorher für eine bestimmte „Stammredaktion“ bewirbt. In den ersten Monaten sitzen wir aber alle in der Akademie zusammen. Insofern waren Volontäre aus allen möglichen Bereichen wie Politik, Sport und Wirtschaft an dem Projekt beteiligt. In abendlichen Sitzungen haben wir uns selbst organisiert, Recherchen gestartet und Interviews angefragt. Wir waren uns schnell einig, dass wir nicht mit erhobenem Zeigefinger moralisieren und sagen wollten: „Leute, ihr müsst wählen gehen“. Wir wollten nicht belehren, sondern uns dem Thema sachlich nähern. So haben wir beispielsweise ein datenjournalistisches Tool entwickelt, mit dem jeder Nutzer die „Nichtwähl-Wahrscheinlichkeit“ seiner Altersgruppe berechnen kann. Überhaupt kamen sehr unterschiedliche Darstellungsformen zum Einsatz. Wir haben alles mögliche versucht, um Nichtwähler einzubinden. Also nicht nur über sie zu berichten, sondern mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das war uns ganz wichtig. Was den technischen Bereich betrifft, haben wir mit einem Programmierer zusammengearbeitet, der für uns die Codes geschrieben hat. Wir sind alle auch für Video und Audio ausgebildet und haben so den kompletten journalistischen und konzeptionellen Part übernommen.

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Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Das Projekt ist abgeschlossen, aber wir wünschen uns, mit „Wahllos“ eine nachhaltige Debatte anzustoßen. Wir hoffen, dass die Nichtwähler-Diskussion dadurch mehr in den Fokus gerückt ist, auch im Hinblick auf die jetzt anstehende Europawahl. Ein Wunsch wäre außerdem, die technische Umsetzung auf hohem Niveau auch bei zukünftigen Projekten in unseren Redaktionen realisieren zu können.

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