Begleitung auf der letzten Reise
Die Multimedia-Reportage „Die letzte Reise des Gernot Fahl“ erzählt die Krankheitsgeschichte eines Mannes, dessen letzter Wille schließlich ist zu sterben. Auf seinen Wunsch hin begleitete ihn Anna Steinbach, Journalistin bei BILD, auf die Reise in die Schweiz. Fakten zum Thema Sterbehilfe sind zusätzlich abrufbar und bereiten das immer wieder diskutierte Thema auf.
Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?
Hier im Hause koordiniert Frau Delistat, die Büroleiterin von Kai Diekmann, die Bewerbungen für Auszeichnungen. Als die Nachricht unserer Nominierung kam, haben wir uns sehr gefreut. Zum einen natürlich, weil sie zeigt, dass wir mit unserem Beitrag Menschen bewegt und Gedanken angestoßen haben. Zum anderen, weil die Nominierung ein Erfolg für unser neues Format, das „Multimedia-Dossier“, ist. Mit dem Zusammenspiel aus Text, Foto, Video und Animation haben wir versucht, die alten „Print-Qualitäten“ mit sämtlichen Möglichkeiten des Online-Mediums zu verbinden.
Wie ist Ihr Angebot entstanden?
Der Anruf von Andreas Giebeler – das ist der Freund, der Gernot Fahl auf seiner letzten Reise begleitete – kam über unsere Telefonzentrale. Herr Giebeler bat uns im Auftrag von Gernot Fahl, dessen Sterben medial zu begleiten. Die beiden wollten eine öffentliche Diskussion darüber anregen, ob ein einsamer, todkranker Mensch selbstbestimmt aus dem Leben scheiden darf oder nicht. Als wir Herrn Fahl besuchten, seine Geschichte hörten und seinen Wunsch verstanden, waren wir tief berührt. Wir beschlossen, diesen Mann bei seinem Kampf um einen würdigen Tod zu begleiten. Es dauerte drei Monate, bis seinem Antrag bei der Schweizer Sterbehilfeorganisation „Dignitas“ stattgegeben wurde. Am 27. Oktober 2013 brachen wir mit Gernot Fahl auf in die Schweiz. In der Zeitung haben wir bis zu seinem Tod am 2.11. über ihn berichtet. Das Online-Dossier erschien am 11.11.
Wie sah Ihre tägliche Arbeit aus und wer war daran beteiligt?
Als der Termin für die Schweiz feststand, haben wir uns im Team eine Dramaturgie für das Dossier überlegt. Vor Ort waren der Fotograf, der Videoredakteur und ich als Redakteurin. In der Redaktion arbeiteten die Kollegen an den Hintergrundstücken wie etwa zum Pro und Kontra der Sterbehilfe und holten O-Töne zum Beispiel von der ärztlichen wie der kirchlichen Seite ein. Zwar hatten wir eine Art „Drehbuch“ für die Geschichte, doch mussten wir damit flexibel umgehen – die Reise verlief ja anders, als Herr Fahl es sich vorgestellt hatte. Für die Stimmigkeit des Gesamtkonzepts sowie die technische Umsetzung stand uns das hausinterne „Storytelling-Team“ zur Seite.
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Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Journalistisch gesehen wünsche ich mir, dass mehr Geschichten so erzählt werden wie diese. Durch das Ineinandergreifen von verschiedenen Medien nimmt man die Geschichte auf deutlich mehr Ebenen wahr. Man kommt den Protagonisten noch näher als in einer zehnseitigen Reportage. Außerdem wünsche ich mir im Sinne von Herrn Fahl, dass wir mit der Geschichte zum Nachdenken anregen darüber, wie die Gesellschaft mit Menschen wie ihm umgeht. Mit Blick auf die demografische Entwicklung wird sich uns diese Frage sicher noch sehr häufig stellen.
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