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Asyl ein menschliches Gesicht geben

Screenshot „ASYL“

Das Dossier „ASYL“ wurde von den Stipendiaten des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) realisiert. Durch die unterschiedlichen, sehr persönlichen Perspektiven und einem gut recherchierten Gesamtkontext wird das Thema greifbar und auf andere Weise in den Fokus gerückt. Im Interview erläutert der junge Journalist Benedikt Becker die Intentionen für das Projekt und warum es davon in Zukunft mehr geben sollte.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Der Journalist Wolfgang Jaschensky von süddeutsche.de hat unser Abschlussseminar an der ifp-Journalistenschule geleitet, in dessen Rahmen das Dossier entstanden ist. Er schlug uns die Teilnahme vor und so haben wir „ASYL“ selbst eingereicht. Trotz erster Erfahrungen im Journalismus bewirbt man sich als junger Journalist nicht unbedingt für Preise. Dementsprechend waren wir sehr überrascht und die Freude ist groß. Gerade weil wir die gelernten Inhalte aus der journalistischen Ausbildung gebündelt in dieses Abschlussprojekt investiert haben, freuen wir uns, wenn es von externen Fachleuten für gut befunden wird. Wir hatten zwar auch viel positives Feedback bei Facebook oder Twitter, aber da ging es ja eher um die Inhalte und nicht um die Konzeption.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Es gab ja im vergangenen Jahr genügend Anlässe, sich mit dem Thema Asyl konkreter zu beschäftigen: Lampedusa, Oranienplatz in Berlin oder 20 Jahre Asyl-Kompromiss. Wir hatten das Gefühl, dass es noch keine gesamtgesellschaftliche Debatte zu dem Thema gibt. Auf der einen Seite sind es die Kirchen, engagierte Vereine und Parteien aus dem eher linken Spektrum, die das Thema auf ihrer Agenda haben; auf der anderen Seite gibt es die Stammtischparolen. Uns fehlte eine Debatte, die sich bemüht zu einem Konsens zu kommen. Wir sehen einen Missstand in der aktiven Politik der EU und Deutschlands und wollten einen kleinen Anstoß geben. Wir haben daher die verschiedensten Perspektiven beleuchtet: beispielsweise die des Mitarbeiters des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge und die Seite der Betroffenen. Es gibt bei diesem Thema nicht immer ein klares Gut-Böse-Schema. Es geht vielmehr darum, komplexe Zusammenhänge auf mehreren Ebenen und ganz  verschiedene Interessen zu berücksichtigen. Wir wollten dabei vor allem  die menschliche Perspektive betonen. Bei einer Diskussion über Asyl sollte man sich im Vorfeld immer bewusst machen, dass es um Menschen geht, die ein schweres Schicksal zu erleiden hatten. Und die ein im Grundgesetz verankertes Recht besitzen, dass sich unsere Gesellschaft mit ihnen auseinandersetzt und sie aufnimmt. Oder es zumindest sehr sorgfältig prüft.

Ein Teil der Stipendiaten des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V. Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Einige der am Projekt beteiligten Stipendiaten des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V.
Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Wie sah Ihre tägliche Arbeit aus und wer war daran beteiligt?

Wir sind 15 junge Journalisten und Journalistinnen, die neben ihrem Studium eine journalistische Ausbildung in Form von Seminaren und verpflichtenden Praktika abgeschlossen haben. Unterstützt wurden wir bei unserem Abschlussprojekt von unserer Studienleiterin Isolde Fugunt, Wolfgang Jaschensky und Günther Biebl von collaborato-Training, der sich um die gesamte Infrastruktur gekümmert hat. Das Projekt ist in einer Woche entstanden. Wir hatten vorher schon eine Idee, worüber wir schreiben wollten und es gab Kontaktaufnahmen mit Protagonisten. Sämtliche Recherchegespräche und das Foto- und Videomaterial sind in den 5 Tagen entstanden. Es gab eine klare Aufgabeneinteilung nach Themen und redaktionellen Aufgaben und einen ganz normalen Redaktionsablauf: Wir trafen uns morgens und nachmittags zur Konferenz und jeder ging seinen Rechercheterminen nach und schrieb die Artikel.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

In diesen Tagen wird viel darüber diskutiert, was Onlinejournalismus können muss oder anders machen sollte als Print-Produkte. Der auf Klicks und Schnelligkeit ausgelegte Journalismus im Netz hat mit Sicherheit seine Daseinsberechtigung, aber wir hoffen, dass auch der Raum für tiefgründige Recherchen, gut geschriebene Reportagen und interessante Multimediaprojekte entsteht. Dazu gehört natürlich, dass solche Projekte nicht nur von Experten für gut befunden werden, sondern dass es auch zu einer Unterstützung interessierter Leser kommt, die gerne einen finanziellen Beitrag dafür zahlen. Projekte wie „Krautreporter“ sind gute Möglichkeiten die Ressourcen des Netzes zu nutzen. Wir nehmen das positive Feedback mit, um auch in Zukunft den Mut aufzubringen, solch tiefgehende Projekte, außerhalb der täglich rollenden Nachrichtenwelle, umzusetzen.

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