,

Jugendliche mit Rap für Politik begeistern

Charlotte Mellahn alias Visa Vie und Solmaz Sohrabi von RAPutationTV Foto: Grimme-Institut/ Arkadiusz Goniwiecha
Charlotte Mellahn alias Visa Vie und Solmaz Sohrabi von RAPutationTV Foto: Grimme-Institut/ Arkadiusz Goniwiecha
Charlotte Mellahn alias Visa Vie und Solmaz Sohrabi von RAPutationTV Foto: Grimme-Institut/ Arkadiusz Goniwiecha

Getreu dem Motto der Jugend-Medien-Initiative „Du hast die Macht“ machen Jugendliche in der politischen Online-Casting-Show „RAPutationTV“ mit klugen, politischen Texten auf sich aufmerksam und verleihen ihrer Stimme neues Gewicht. Ob sachlich, aus persönlicher Perspektive oder humorvoll – von Politikverdrossenheit ist hier keine Spur. Heute berichtet Projektleiterin Solmaz Sohrabi über den Versuch, Jugendliche für Politik zu begeistern:

Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
RAPutationTV ist unter dem Schirm des Musterprojekts „Du hast die Macht“ entstanden, einer Medieninitiative, die Jugendliche zwischen 14 und 23 Jahren für das Thema Politik begeistern möchte und immer wieder kleine zielgruppenspezifische Projekte betreut. Da Rapmusik und Casting-Show-Formate unter jungen Leuten sehr beliebt sind und sich das Internet für diese mittlerweile zum ersten Medium entwickelt hat, kam uns vor circa einem Jahr die Idee, beide Bereiche zu verbinden. Auch persönlich habe ich mit dieser Musikrichtung und Jugendlichen zu tun gehabt. Sehr lange arbeitete ich nebenbei begeistert als Tanzlehrerin für Hip Hop und Urban Style, und leitete viele Jugendprojekte. Auch in diesem Zusammenhang habe ich immer wieder bemerkt, welch wichtiges Sprachrohr der Rap bei der Jugend darstellt. Über diese Art Sprechgesang lassen sich nämlich klare Botschaften beziehungsweise Aussagen machen, speziell über den Alltag und Sozialkritik. Weiterhin bietet er viele Identifikationsmöglichkeiten für die Jugendlichen, die sich an dem, was Rapper sagen und wie sie leben, z.T. stark orientieren. Weiterhin glaubten meine Kollegen und ich nicht so recht an das verbreitete Gerücht der Politikverdrossenheit der Jugend, da wir in unserer bisherigen Arbeit oftmals das Gegenteil festgestellt hatten. Von dieser Überzeugung ausgehend, waren wir zwei bis drei Wochen intensiv mit der Konzeption unseres Angebots RAPutationTV beschäftigt. Vor allem wollten wir Dinge, die den Jugendlichen aus dem Netz bekannt sind, wie das Sharen, Uploaden, Partizipieren usw., adaptieren.

Was und welche Zielgruppen wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
In erster Linie wollen wir junge Menschen zwischen 14 und 24 Jahren ansprechen und zur politischen Diskussion und Partizipation bewegen. Inzwischen verzeichnen wir aber auch unter den über 35-Jährigen Interesse, weil wir durch unser Projekt Politiker mit Jugendlichen und Rappern zusammengeführt und den Generationenaustausch so gefördert haben. Dieser Umstand spiegelt sich inzwischen im Internet wider. Dort ist es z.T. lustig mitanzusehen, wie sich auch Ältere zu unserem Format auf Facebook, YouTube und Co äußern.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Meine Projektassistentin rief mich an. Wir mussten gerade noch ein Video online stellen, waren unter Stress, weil sich RAPutationTV gerade auf dem Höhepunkt befand. Deshalb konnten wir die Nominierung zunächst gar nicht richtig realisieren. Als Zeit für einen Rückruf war, bestätigte meine Assistentin es nochmals und unser ganzes Team brach daraufhin in Freude aus. Eigentlich wussten wir im Vorfeld, dass wir von einer Kollegin eingereicht worden waren, aber hatten das vor lauter Trubel schon fast wieder vergessen. Wir waren so überrascht vom Erfolg der ersten politischen Online-Casting-Show Deutschlands, die sich zu einem unglaublichen Selbstläufer gemausert hatte. Es gab dazu keinen vergleichbaren Vorläufer im Netz, der unter Nutzerbeteiligung funktionierte. Das war ein Novum. Wir freuen uns immer noch total, dass der „Insider“ Grimme mit seiner hochkompetenten Experten-Jury die Qualität unseres Angebots und damit der Beiträge der User, die so unglaublich gute Sachen liebevoll produziert haben, gewürdigt hat. Aus diesem Grund kommunizieren wir hier nochmals, dass die Nominierung allen unseren Nutzern, Bewerbern, unserer Jury und der gesamten beteiligten Online-Community gebührt. Daher würden wir uns für den Gewinn des parallel laufenden Publikumspreis des Grimme Online Award 2013 gleich doppelt freuen, weil eben dort die Online-Community bestimmt, was ihr gefällt.

Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Unser Angebot soll als politische Plattform weiterbestehen. Die erste Casting-Staffel ist sozusagen vorbei, die Einsendemöglichkeiten gestoppt. Dennoch wollen wir das Format wieder öffnen. Nebenbei soll alles wie gehabt auf Facebook und unserem YouTube-Channel weiterlaufen, die mindestens genau wichtig sind wie unsere Webseite selbst. Dennoch machen wir momentan eine Transformationsphase durch. Denn, dass wir unseren Nutzern etwas bieten müssen, dessen sind wir uns bewusst. So sollen zukünftig noch mehr Kanäle geöffnet und unser You-Tube-Channel userfreundlicher gestaltet werden, um das Thema zu streuen. Inhaltliche Umgestaltungen wird es ebenso geben, wenngleich das bisherige Info-tainment-Format bestehen bleibt. Zum Beispiel denken wir daran, bei einer Fortsetzung den Sprung ins Ausland zu wagen, weil die Show dort bereits Anklang und Unterstützung gefunden hat. Einsendungen ausländischer Texte und Songs sind bereits erfolgt. Eine weitere Idee ist die Anlage von eigenen Fanpages mit Porträts o.ä. für die Teilnehmer der Casting-Show. Insgesamt wollen wir über eine größere, gezieltere und genderspezifische Ansprache sowie Einbindung weiblicher Politikerinnen und Rapperinnen – denn Rap ist immer noch sehr männerdominiert – noch mehr Frauen erreichen. Das Thema Rap wird aber Nummer Eins bleiben, weshalb wir noch ausführlicher darstellen möchten, was diese Musikrichtung bedeutet, wo ihre Ursprünge und Kräfte liegen etc. Dies könnte u.a. über einen Blog, zusätzliche Videos o.ä. geschehen, was man aber im Detail noch sehen muss.

Eine Brücke zwischen Jugend, Rap, Politik und deren „Anzugträgern“ schlagen, darum geht es bei RAPutationTV, wie Moderatorin Visa Vie im folgenden Clip erklärt:

Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert