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Zum eigenen Kurator werden

Christian Esch Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha
Christian Esch Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha
Christian Esch Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Spielerisch-intuitive und inhaltlich-systematische Zugänge zur Kunst aus mittlerweile 20 Museen in NRW eröffnen, das ist Absicht der museumsplattform nrw. Christian Esch berichtet, wie das Projekt entstanden ist und was es auszeichnet:

Was war der Anlass für die Konzeption ihres Angebots?
Die Idee hatte ich schon 2004, kurz nachdem ich mein Amt als Direktor des NRW KULTURsekretariats angetreten habe. Seitdem bin ich selber auch begeistert im Netz aktiv, da das Internet für mich als ein wichtiges Medium ebenso zur Kultur gehört. Was es zu diesem Zeitpunkt schon gab, das waren allerdings reine Online-Archivierungen von ausgestellter Kunst, wobei bis dahin nicht diese an sich, sondern die reine Bestandsverzeichung im Mittelpunkt stand. Digitale Kunstarchive legen ja eher den Blick auf Vollständigkeit und nicht auf die Präsentation. Was wir wollten war, die Kunst als solche in den Vordergrund zu rücken, Beschreibungen und Hintergrundinfos zu Werk und Künstler zu liefern, aber das Ganze gleichzeitig interaktiver gestalten. Persönlich ist mir immer wieder aufgefallen, dass bestimmte Kultureinrichtungen bis heute in ihrer medialen Präsentation und digitalen Aufbereitung ihrer Kunstwerke etwas hinterherhinken. Wir wollen Impulsgeber für andere sein, Vertrauen schaffen, damit es gelingen kann, die Kunst ins Netz zu transportieren, ja generell die Kultur viel stärker mit der digitalen Welt zu verbinden und Begeisterung dafür zu schaffen. Ich sehe die Digitalisierung daher als wichtigen Faktor in der Kulturszene, als eine Chance und nicht als Bedrohung.

Was und welche Zielgruppen wollen Sie damit erreichen?
Mit der museumsplattform.nrw wollen wir auf den eigentlichen Museumsbesuch vorbereiten, die Leute neugierig machen, weil wir eben nicht alles zeigen. Bei uns hat der Nutzer die Möglichkeit, seine Bestände von Kunstwerken, sozusagen als Kurator seiner eigenen kleinen Ausstellung, selbst zusammenzustellen. Das Angebot zielt auf alle Kultur- und Kunstinteressierten und diejenigen ab, die es noch nicht sind, aber dadurch werden könnten. Aus diesem Grund haben wir uns speziell sehr viel Mühe mit der grafischen Darstellung gegeben. Gerade die Aufmachung sollte sehr einladend, anziehend sein und über die reine Präsenz der Kunst und leuchtende Farben Aufmerksamkeit erzeugen. Wichtig ist uns vor allem, eine breite Nutzergruppe anzusprechen, d.h. alle Schichten, Altersklassen, unabhängig vom Bildungsniveau. Mir ist immer wieder aufgefallen ist, dass manche Kultureinrichtungen meinen, man müsste sich auf ein vermeintlich niedriges Niveau herabbegeben, um Kunst für den durchschnittlichen User verständlich zu machen. Genau das lehnen wir aber ab. Wir sitzen auf keinem hohen Kulturross. Ich denke, man kann dem potenziellen Nutzer mehr zutrauen als man denkt. Kunstinteresse und -verständnis sind für mich eher eine Frage des inneren Kompasses und nicht der Bildung.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Meine Kollegin Vera Maas aus der Redaktion der museumsplattform nrw rief mich an und spannte mich erst gehörig auf die Folter. Denn sie meinte am Telefon, dass sie eine wichtige und schöne Neuigkeit für mich hätte, es mir aber nur persönlich mitteilen wolle. Da ich es aber nicht aushielt, rief ich Frau Maas sofort zurück und fragte sie, ob denn jetzt Weihnachten oder Ostern sei und da antwortete sie: „Nein, der Grimme Online Award“. Das war dann eine riesige Freude. Der Grimme Fernsehpreis war mir im ersten Moment präsenter, aber der Grimme Online Award ist eine ebenso tolle und anerkannte Auszeichnung.

Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Die Nominierung ist sehr bedeutsam für uns, weil nicht jedes Museum in Nordrhein-Westfalen sich bisher davon überzeugen lässt, dass das Digitale zukunftsweisend ist und damit kunstinteressierte Menschen noch stärker für den Museumsbesuch aktiviert werden können. Wir wollen unsere Plattform deshalb noch weiter ausdehnen, sprich andere Museen hinzuziehen. Inzwischen sind auch schon neue Anfragen von Museen, die mitmachen wollen, bei uns eingegangen. Obwohl vielfach an uns herangetragen, planen wir auch in Zukunft explizit keinen virtuellen Museumsrundgang, d.h. allein der kuratorische Aspekt soll beibehalten werden. Allerdings beabsichtigen wir die bisherige Idee, eigene virtuelle Bilder zu einer Ausstellung zusammenzustellen, auszubauen. Der Nutzer soll diese verschicken, verschenken und ausdrucken können, sodass er bei einem anschließenden Museumsbesuch gedrucktes Bild und reales Kunstwerk miteinander vergleichen und die Kunst noch einmal live „erleben“ kann. Der Erlebnisfaktor soll insgesamt hochgeschraubt werden. Das könnte auch durch den Einbau spielerischer Elemente, wie einer Fun-Ecke, z.B. nach dem Motto „Mal dir ein Bild und kombiniere es mit Bildern auf der Plattform“ etc., erreicht werden. Der Nutzer wird so selbst zum virtuellen Künstler, der die Online-Kunst bestätigt und kommentiert, indem er selbst etwas Künstlerisches produziert. Was uns auch vorschwebt, aber aus rechtlichen Gründen bis jetzt noch nicht möglich ist, sind Zoom- bzw. Detailansichten der Bilder. Damit wäre man sprichwörtlich noch viel näher dran als bei einem herkömmlichen Museumsbesuch. Das wäre nicht nur für den Privatmann attraktiv, sondern auch für Forschungszwecke, etwa für die Arbeit von Kunsthistorikern und Restauratoren. In diesem Sinne ist die Nominierung in den geplanten Gesprächen mit der VG-Bild ein wichtiges Argument.

Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier.

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